Superstar Paul Newman und ein verrücktes Interview
Dass Paul Newman, der Mann mit den unschlagbar blauen Augen, neben seinen klassischen Filmrollen (unter anderem «Der Clou») auch eine ehrgeizige Rennfahrer-Karriere betrieben hat, wissen nur Insider.
Ich möchte dazu eine Episode erzählen, die ich 1979 – fast hautnah – mit dem Superstar beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans erlebt habe. Und welche Rolle Rolf Stommelen dabei gespielt hat.
Le Mans 1979: Die Sensation war die Teilnahme des Hollywood-Superstars Paul Newman. Der Hype um seine Person war selbst im schillernden Umfeld des Langstrecken-Klassikers unvorstellbar. Kaum, dass Newman auf kürzestem Wege zwischen Boxengasse und Teamwohnwagen im Fahrerlager hin- und hereilte, schon ballte sich ein unüberschaubares Knäuel aus Reportern, Rundfunksprechern, Fernsehkameras und Autogrammjägern um ihn.
Hysterisches Geschiebe und Gedrängel, wo immer er kurzfristig auftauchte. Herankommen für eine jungen, unbedeutenden Journalisten aus Deutschland – ausgeschlossen.
Mich erreichte ein Fernschreiben meines Chefredakteurs, der irgendwo in den Nachrichten etwas von Newmans Auftritt in Le Mans aufgeschnappt hatte: «Brauche Newman-Interview Montagmorgen».
Ich rief ihn an: «Gute Idee, was?» Ich: «Sie machen sich keine Vorstellung, was hier los ist, an den kommt keiner ran. Sein Management hat die Parole ausgegeben, dass er in Le Mans keinerlei Interviews gibt. Er sei in seiner Funktion als Rennfahrer hier und nicht als Hollywood-Promi.»
«Dann lassen Sie sich was einfallen.» Aufgelegt.
Paul Newman fuhr in einem Team mit Rolf Stommelen. Rolf und ich, wir kannten uns so gut, dass ich um einen – für ihn – kleinen Gefallen bitten konnte.
Ich drückte ihm einen Zettel mit fünf Fragen in die Hand, bat ihn, sich hierüber mit seinem prominenten Copiloten zu unterhalten und mir von dem Gespräch zu erzählen. Auch, dass ich vorhätte, dieses Gespräch zu veröffentlichen, ließ ich nicht unerwähnt.
Nun muss man wissen: Rolf genoss seine Präsenz in den Medien, und die Sache mit dem Presse-Embargo auf Newman-Statements habe ich ihm nicht so richtig erklärt.
Auf jeden Fall kam Stommelen nach einiger Zeit mit meinem Zettel zurück und rapportierte umfänglich. Ich schrieb das alles sehr akkurat auf, wir machten eine nette kleine Story draus. Mein Chef war zufrieden, denn wir waren die einzige Zeitung zumindest in Deutschland, die brauchbare Original-Zitate des berühmtesten Le Mans-Teilnehmers hatte.
Dass die Frage dazu auch noch ein renommierter Rennfahrer gestellt hatte, machten wir außerdem deutlich, was dem Artikel einen noch höheren Stellenwert einbrachte.
Uwe Mahla hat als Reporter, Pressesprecher und Buchautor vieles erlebt, was bisher nicht erzählt wurde. Der aus Marburg/Lahn stammende 76-Jährige hat für Fachmagazine wie «Sportfahrer» und «rallye racing» über den Motorsport und Autos berichtet, ehe er 1981 zu BMW wechselte und dort zunächst die Motorsport- und später die Inlandspresse betreute. Er erlebte die Erfolge in der Tourenwagenszene mit und in der Formel 1. Als SPEEDWEEK.com-Kolumnist wird sich Uwe Mahla künftig mit lesenswerten Storys aus seinem Blickwinkel zu Wort melden.