Rückkehr zum 24-h-Klassiker: Chapeau, Nissan!

Kolumne von Oliver Runschke
Herbert im Elektro-Nissan 2011 in Le Mans

Herbert im Elektro-Nissan 2011 in Le Mans

Günstiger als Nissan im kommenden Jahr in der «Box 56» kann man in Le Mans nicht mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Die werksseitige Rückkehr von Nissan nach Le Mans – wenn auch vorerst nur in der Einladungsklasse «Box 56» für neue Technologien und somit ausser Konkurrenz – sollte  als gutes Omen gewertet werden. Denn die Japaner waren in der Vergangenheit eine Art Barometer für gute Zeiten in Le Mans. Wann immer in den vergangenen 25 Jahren in Le Mans die Post abging, war Nissan da. Meist aber genauso auch genauso schnell wieder verschwunden. Zu den Blütezeiten der Gruppe C war Nissan von 1986 bis 1990 werksseitig in Le Mans. Als die GT1-Klasse boomte, kehrte Nissan 1997 wieder zurück. Erst mit dem R390 GT1, dann schwenkten die Japaner 1999 auf den R391 LMP900 um.

Nun kehren die Japaner zurück und bringen 2014 den ersten Elektro-Prototyp nach Le Mans. Der Auftritt in der «Box 56» ist ein kleiner Geniestreich. Auch wenn der Nissan-Einsatz 2014 ein paar Milliönchen kosten wird, günstiger werden sich die Japaner nicht mehr Aufmerksamkeit kaufen können. Im vergangenen Jahr haben die Nissan-Strategen mit dem Deltawing entdeckt, wie viel Wert und Potenzial die «Box 56» in Le Mans hat. Die Investitionen, die Nissan in das Deltawing-Projekt gepumpt hat, haben sich mehrfach bezahlt gemacht. Der skurrile Nurflügler machte weltweit Schlagzeilen, bei weiten nicht nur in Motorsportmedien. Das wird sich 2014 wiederholen, auch der Elektrorenner wird Schlagzeilen produzieren.

Nissan wird im gleichen Atemzug genannt wie Audi, Porsche und Toyota, sollten diese Hersteller im kommenden Jahr noch dabei sein. Dabei wird Nissan nur einen Bruchteil des Budgets der Konkurrenz investieren und bekommt obendrein ein grünes und innovatives Image verpasst. Das nennt man effizientes Marketing.

Es wird sicher kein Kinderspiel, einen Elektrorenner für Le Mans zu bauen. Wir sind gespannt, wie Nissan diese Aufgabe lösen wird. Gemessen werden müssen die Japaner aber an einer tatsächlichen Rückkehr nach Le Mans in der LMP1. Der Auftritt mit einem ausserhalb des Regelwerkes für die «Box 56» gebauten Fahrzeuges kommt um den Beigeschmack eines Marketing-Spektakels nicht umhin.

Dass Nissan im Fall eines Comebacks in der LMP1-Klasse auch auf reine Elektrotechnik setzt, ist unwahrscheinlich. Denn selbst in drei oder vier Jahren dürfte die Technik in dem Bereich noch nicht so weit entwickelt sein, dass man damit 24 Stunden lang mit einem Rundenschnitt jenseits von 200 km/h über französische Landstrassen gleiten kann. Ganz abgesehen davon, dass die Integration von Elektromotoren den Regelhütern in Le Mans, die sich seit sieben Jahren schwer tun, eine Äquivalenz zwischen Benzinern und Dieseln herzustellen, noch ein paar graue Haare mehr verschaffen dürfte.

Wir dürfen also sehr auf Nissan gespannt sein. Auf die Technik, die die Japaner bringen, und wie sie sich verkaufen. Das Nissan 2014 auf die Marketing-Pauke haut, ist allerdings auch notwendig. Vor zwei Jahren drehte Johnny Herbert in Le Mans Demorunden mit dem Nissan Leaf Nismo RC. Allerdings bekam es akustisch kaum jemand mit. Niemand hörte den flüsterleisen Elektro-Nissan kommen.

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