Camping-Abenteuer in Le Mans
Ben Leuenberger (Mitte) beim offiziellen Teamfoto
Meine Reise nach Le Mans startete am Montag um 09.00 Uhr. In Solothurn habe ich mich mit meinem Teamkollegen Neel Jani getroffen, gemeinsam haben wir uns auf den Weg nach Frankreich gemacht. Die Autobahn nach Le Mans gehört nicht unbedingt zu den Traumstrassen Europas. Daher war ich froh, mit Neel zusammen fahren zu können, um unterwegs etwas Gesellschaft zu haben. Unterwegs hatten wir viel Spass, nach etwas mehr als sieben Stunden kamen wir in Le Mans an.
In diesem Jahr übernachten wir in Le Mans direkt im Fahrerlager in einem Wohnmobil. Ein grosser Vorteil in Le Mans, denn auch die Fahrt zum nächstgelegenen Hotel kann unter Umständen ein längeres Unterfangen werden. Im Fahrerlager angekommen, haben wir erst einmal unsere Wohnmobile bezogen. Andreas Bellicchi, mein Teamkollege aus dem LMP1-Schwestauto war als Erster da. Nun könnt Ihr raten, wer das grösste Wohnmobil erwischt hat. Einer der Camper hatte allerdings einen recht strengen Geruch. Das hat Nicolas Prost erwischt, denn der hatte Pech und kam als Letzter an. Nicolas ist dann auch prompt für eine Nacht ins Hotel gezogen. Am Dienstag hat er aber ein neues, «geruchloses» Wohnmobil erhalten.
In meiner Heimat für die nächsten Tage läuft aber alles einwandfrei. Strom, Wasser, Heizung, alles funktioniert. Das können allerdings nicht alle meiner Teamkollegen behaupten. Jonny Kane hat weder Wasser und Strom und bei Neel Jani ist die Heizung ausgefallen. Doch Neel wusste sich zu helfen. Als er Nachts fror, hat er prompt seinen Fahreranzug angezogen.
Am Dienstag stand Nachmittags die technische Abnahme auf dem «Place de Jacobins» auf dem Programm. Unsere Rennanzüge waren allerdings noch nicht da, deswegen mussten unsere Mechaniker aushelfen. Das hat aber erstmals ein Weilchen gedauert bis jeder einen halbwegs passenden gefunden hat. Also wundert euch nicht, wenn wir auf dem offiziellen Foto etwas merkwürdig aussehen.
Unser Speedy-Sebah-Lola-Judd hat problemlos die technische Abnahme passiert. Danach stand das offizielle Teamfoto an. Das hat allerdings eine gefühlte Ewigkeit gedauert. Das Wetter war äusserst schlecht und wir mussten ständig vor neuen Regenschauern flüchten. Aber irgendwann waren auch die Bilder im Kasten und durften wir auf der ACO-Bühne noch bei Interviews Rede und Antwort stehen.
Anschliessend ging es wieder zurück ins «Speedy-Camp» im Fahrerlager. Die Action auf der Strecke geht erst am Mittwochabend los, daher ist die Atmosphäre sehr entspannt und gleicht etwas einem Ferienlager. Dementsprechend ruhig lassen wir den Dienstag ausklingen, zusammen mit Nicolas und Neel mache ich einen DVD-Abend. Zum Glück habe ich noch eine DVD von «Friends» eingepackt, denn Nicolas hat vorschlagen eine seiner «Desperate Housewives» DVDs in den Player zu schieben.
Am Mittwoch steht für uns am 11.00 Uhr die Fahrerbesprechung auf dem Plan. Danach bekommen wir Fahrer nochmals eine ausführliche technische Einweisung in unseren Lola-Judd, für den Fall das auf der Strecke etwas schiefgehen sollte. Um 18.00 Uhr geht es dann auf der Strecke los, sechs Stunden freies Training stehen an. Für Mittwoch ist aber schlechtes Wetter vorhergesagt. Sollte es Regnen, werden wir vermutlich nur recht wenig fahren, denn ab Donnerstag soll das Wetter gut werden. Allerdings werden wir in jedem Fall in der Dunkelheit fahren. Wir haben da noch nicht so viel Erfahrung und müssen zuerst grundlegende Dinge wie Scheinwerfer einstellen erledigen.
Morgen berichte ich euch vom ersten Training.
Gruss aus Le Mans
Ben
Benjamin Leuenberger (26) gewann 1999 die Formel ADAC Junior-Wertung. Im Jahr 2001 erhielt der Solothurner aus den Händen von Peter Sauber die Swiss-BP-Trophy, die wichtigste Auszeichnung im Schweizer Motorsport. Schon früh entschied er sich aber für den weiteren Karriere-Weg in Richtung Sportwagen, spätestens, nachdem er für Don Panoz die ALMS 2003 bestritt. Für Speedy-Racing fährt er 2009 einen LMP2-Lola-Judd in der LMS und den 24h von Le Mans.