24h Nürburgring-Favorit: Audi, BMW oder Mercedes?
Was kann der Aston Martin Vantage beim 24h-Rennen?
Täuschen, tricksen, tarnen: Das war mehr oder weniger die Devise bei den Topteams im Training und Qualifying bei den 24h Nürburgring. Eine der unendlichen Eigenheiten der Nordschleifen-Veranstaltung ist das leidige Thema Fahrzeugeinstufung. Auf dem Nürburgring kann die Einstufung noch bis zum Start angepasst werden. Erst wenn die Motoren für die Einführungsrunde gestartet werden, ist man auf der sicheren Seite. Aus den Ergebnissen des Training und Qualifyings eine Standortbestimmung abzuleiten, ist fast unmöglich. Vielleicht mit Ausnahme von BMW waren Hersteller in den vergangenen zwei Tagen bemüht, das Potential ihrer GT3-Sportwagen so gut wie möglich zu verschleiern.
Stellt man in Fahrerlager die Frage nach dem Favoriten, fällt jeweils einstimmig der Satz: «Der neue Audi, wenn er denn hält». Der Speed des neuen R8 LMS ist über jeden Zweifel erhaben, auch wenn man sich bei Audi bemüht deutlich zu machen, dass das Primärziel daran besteht, die vier Autos ins Ziel zu kommen. Niemand zweifelt daran, dass die zweite Generation des GT3-Audi vom Speed deutlich vor der Konkurrenz liegen könnte, wenn er denn wollte. Bei allem Anderen hätte Audi bei dem neuen Audi auch sein Entwicklungsziel verfehlt.
Bei der Zuverlässigkeit des neuen R8 ist man sich aber auch im Audi-Lager selbst noch nicht sicher. «Wir werden sicherlich im Rennen kein eklatantes Problem mit dem Motor oder im Antriebsstrang haben, aber es sind die vielen kleinen Dinge, die man beim Testen nicht simulieren kann und die im Rennen viel Zeit kosten können», sagt Vorjahressieger Markus Winkelhock der im #1 Audi startet.
«Wir konnten durch die Ereignisse auf der Nordschleife in den vergangenen Monaten hier nicht so viel mit dem Auto testen, wie wir das gerne gewollte hätten und das macht sich bemerkbar», sagt Marc Basseng. Allerdings: Wäre Audi nicht davon überzeugt mit dem neuen siegfähig zu sein, hätte man sicherlich in nicht gleich vier neue R8 ins Rennen geschickt.
Nach den Ergebnissen der beiden vergangenen Tage läuft zumindest auf dem Papier alles auf ein Duell BMW gegen Audi hinaus. Die Z4 präsentierten sich im Training und Qualifying bockstark. Dabei profitieren die Z4 auch vom Tempolimit, dem latent Top-Speed-Schwachen BMW kommt die Neuregelung entgegen und im Kurventempo ist der Z4 GT3 unschlagbar. Die Erfolgsbilanz des Z4 ist aber generell durchwachsen. Schnell war der BMW auf der Nordschleife auch in den vergangenen Jahren, lag aber am Ende nie vorn. «Es ist unsere letzte Saison mit dem Z4 GT3 und das Auto hat bisher noch kein bedeutendes Langstreckenrennen gewonnen, daher gibt es an diesem Wochenende keinen Grund, uns zurückzuhalten», stellt BMW-Pilot Dominik Baumann die Verhältnisse klar.
Wenn es um die Dauerhaltbarkeit geht, sind die Mercedes SLS AMG über jeden Zweifel erhaben. Mercedes verzichtet zwar wie üblich im Gegensatz zu Audi und BMW auf einen Werkseinsatz, hat aber mit Black Falcon, 2 x Rowe, Haribo und Zakspeed sogar fünf top besetzte SLS AMG GT3 am Start, die ganz vorn mitmischen können. Im Qualifying agierten die Mercedes-Teams noch unauffällig, das dürfte sich in den ersten Rennstunden ändern. Die SLS AMG haben vielleicht nicht das Abtriebsniveau wie die R8 und Z4, stellen aber ein durch und durch solides Gesamtpaket.
Schwer einzuschätzen sind Aston Martin und Bentley. Der Aston Martin hat schon in den vergangenen Jahren bewiesen, dass er an der Spitze mitfahren kann, zumindest wenn es trocken ist. 2013 war der Vantage im trockenen das schnellste Auto, im vergangenen Jahr verschleierte ein Tankproblem im Rennen das Potential des Aston. Mücke, Turner, Nürburgring-Rekordsieger Lamy und Stanaway könnten für eine Überraschung gut sein.
Ein Fragezeichen steht noch hinter Bentley. Der Continental hat alle Anlagen vorn mitzufahren, allen voran das weisse Auto mit der #84 (Bleekemolen/Arnold/Brück/Menzel), während die britischen Bentley-Boys in der dunkelgrünen #85 (Smith/Kane/Meyrick/Arnold) überschaubare Nordschleifenerfahrung haben. Nachteil bei den Briten: Die Continental GT3 stehen erst vor ihrem zweiten 24h-Rennen.
Die sportlichste Volkswagen-Tochter, Porsche, backt hingegen nur ganz kleine Brötchen. Nur den beiden privaten 911 GT3 R von Frikadelli und Falken ist ein gutes Ergebnis zuzutrauen und das hat ganz sicherlich nichts mit dem Gesamtsieg zu tun. Porsche-Fans können sich in diesem Jahr wohl nur an der Hoffnung auf das neue Auto im kommenden Jahr erfreuen.