Unter Wert geschlagen
Schwieriger Saisonauftakt für Christopher Mies und Christer Jöns
Endlich war es so weit. Saisonstart der ADAC GT Masters. Für mich einer der stärksten, wenn nicht sogar die stärkste Rennserie für GT3 Sportwagen. Was für einzigartige Marken, Weltklasse Piloten und absolute Profiteams. Da ist der Ansporn zu gewinnen gleich noch viel grösser. Für uns war vorher klar, wir sind als Team neu und brauchen erst einmal eine Standortbestimmung.
Gesagt getan, freies Training 1 UND freies Training 2 auf Platz 1, Qualifikation 1 ebenfalls Pole Position! Noch Fragen? Wenn ihr uns beim ersten Test in Hockenheim gesehen hättet, keiner hätte dieses Ergebnis getippt. Die Jungs von Schnabl Engineering und Prosperia uhc haben aber auch lange Nächte gehabt und auf jeden Vorschlag von Christer und mir gehört. Das Ergebnis lässt sich oben gut lesen.
Meine Quali war relativ kurz, durch den neuen Modus mit maximal acht Zeitrunden war Einfallsreichtum gefragt. Ich habe eine Lücke im Reglement gefunden, welche uns vier extra Aufwärmrunden beschert hat. In meiner großen Birne steckt also doch etwas Grips.
Leider hat mir die Rotphase diesen Plan komplett zu Nichte gemacht, weswegen wir ein starkes Temperaturproblem auf der Vorderachse bekamen. Das Resultat? Untersteuern like hell! Platz 12 war Maximum, in meiner Inlap fuhr ich zwei schnellste Sektoren, nur beenden durfte ich diese Runde eben nicht. Aber ok, P12 von über 40 Fahrzeugen lässt sich noch verkraften. Christer hatte zum Glück die Pole Position geholt gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist.
Das Samstagsrennen endete bevor es wirklich los ging. Noch in der ersten Ecke kollidierte Christer mit zwei Konkurrenten, einfach Rennunfall. Abhaken! Erstaunt war ich über Corvette, die ja mal einen krassen Start hingelegt hat!
Jedenfalls war das Resultat der zwei Kollisionen ein Plattfuss, eine verbogene Spurstange und ein nahezu unfahrbares Auto. Also ein reines Lernrennen. Glaube wir haben das Rennen auf Platz 18, ohne Punkte, beendet. Schade aber besser jetzt als wenn es um die Meisterschaft geht.
Sonntag war dann mein Part und ich bestens motiviert! Es war etwas wärmer und ich merkte gleich das ich einen kleinen Vorteil beim Reifen aufwärmen hatte.
Kurz vor der letzten Kurve hat uns das Safety-Car dann auf UNTER 20 km/h zusammen gebremst, ist dann abgebogen und vorne haben alle beschleunigt. Es entstand ein Ziehharmonika-Effekt.
Vor mir wurde plötzlich auf Start/Ziel gebremst, ich sah links nur wie ein BMW mittig den Porsche vor ihm traf und wie von hinten 25 Fahrzeuge mit Überschuss ankamen. Kein gutes Gefühl sage ich euch.
Ich machte eine Vollbremsung und wich aus, just in dem Moment wo ich neben dem Mercedes vor mir war ging die Ampel auf Grün. Ich stand natürlich noch auf der Bremse und beschleunigte etwas später. Hinter mir sah ich nur 5er und 6er Reihen nebeneinander. Ein Effekt von diesem künstlichen zusammen bremsen. Sehr gefährlich.
Na gut, 1. Ecke außen spät gebremst und eine gute Lücke gefunden. In Turn 2 war ich bereits neben H. H. Frentzen. Der Kerl lässt ganz schön fliegen, aber hat auch eine ziemlich harte Fahrweise. Überholen lässt der sich nicht gerne. Revanche folgt dann in Zandvoort ;-).
In den ersten drei Rennrunden schaffte ich es von Platz 12 auf Platz 4 vorzufahren, das Auto ging wie die Feuerwehr. Nur Corvette, Porsche und Alpina schienen etwas schneller zu sein.
Dann kam die Hiobsbotschaft: Drive-Through-Strafe wegen Frühstart. Ich war so erregt das ich doch glatt wild mit der Hand gestikulierte. Ich verstand einfach nicht, warum? Weil ich eine Kollision vermieden habe? Weil das Safety-Car uns künstlich zusammen bremst und somit eine gefährliche Situation hervor ruft? Da besteht definitiv noch Klärungsbedarf seitens der Verantwortlichen, sowas kann mal ganz, ganz böse enden...
Es hilft alles nix, einmal durch die Box und wieder hinten anstellen bitte. Von Platz 4 auf 27. Na super..., aber weiter kämpfen.
Ich kam gut durch das Feld und war bereits wieder 20. Als ich mich bei Johannes Stuck für 2011 rächen konnte. Ihr erinnert euch nicht? Nun ja, damals überholte er mich in Turn 1 aussenherum – Eine mega Klatsche für einen Rennfahrer. Diesmal hab ich den Spieß umgedreht und mir ihn geschnappt! Geil!
Es folgte ein später Fahrerwechsel, um nach weiteren drei Runden mit Aufhängungsschaden die Segel zu streichen. Schade, aber that’s racing.
Und mein Fazit? Beide Trainings dominiert, Qualifying Pole Position und vom Rennspeed her absolut zwei Podiumsplätze möglich gewesen. Ich bin zufrieden! Danke an meine Jungs die es wirklich nicht leicht hatten.
Was uns fehlt? Glück und Konstanz, wir müssen alles auf einen Nenner bringen und dann sind wir mit dabei bei den Meisterschaftskandidaten! Nur Alpina und Porsche scheinen etwas weit weg zu sein vom Speed her, ich denke aber der DMSB reagiert da in den nächsten Tagen.
Das nächste Rennen ist für mich nun in der Blancpain Endurance Series in Monza, wo ich für das WRT Team zusammen mit Stephane Ortelli und Christopher Haase nach der Meisterschaft greife. Direkt danach geht es zum Nürburgring und dem 3. VLN Lauf. Da scheuchen wir die Prinzessin mal wieder über die Schleife :-)
Bis dahin
Euer Chris