KW Berg-Cup Mickhausen: Ein Finale der Superlative
Gewinner der Division I des KW Berg-Cups 2011: Hans Paulitsch
Es endete mit einem Feuerwerk und es war ein Feuerwerk: Das Internationale 31. ADAC Bergrennen Mickhausen. Mit einem absoluten Top-Starterfeld, mit drei ultraspannenden Rennläufen, mit packenden Positionskämpfen und Bergrennsport vom Allerfeinsten. Zelebriert bei Kaiserwetter vor etwa 25.000 begeisterten Fans aus vielen Ländern Europas. In der Staudenregion, 45 Kilometer südwestlich von Augsburg im bayerischen Schwabenland. Unglaublich freundlich, mit offenen Armen, Höfen und Garagen, wurde der Berg-Tross einmal mehr im idyllischen Örtchen Münster aufgenommen.
235 Nennungen hatte der ASC Bobingen akzeptiert, 218 Fahrer nahmen am Samstag hochmotiviert das Training auf. Loteten die Grenzen der selektiven 2,2 Kilometer Piste mit den Schlüsselstellen Startkurve, Antoniusbuche, Tierhold-Karussell, Waldkurve, Regal-S, Kapelle und Parkplatz-Schikane aus.
Am Sonntag hüllte zur Startzeit um 08:00 Uhr gespenstischer Nebel die Strecke ein, klamme Feuchtigkeit schlug sich nieder. Gespannte, abwartende Stille. Erst nach knapp einer Stunde liessen die Sichtverhältnisse den Start zu. Kurz vor Ende des 1. Durchganges sorgten mehrere Ausrutscher der Monoposto-Fraktion für Unterbrechungen, belasteten den Zeitplan zusätzlich. Die Rennleitung reagierte schnell und souverän. Entschied, es bei 3 Rennläufen zu belassen. Dennoch kamen weder die Aktiven noch die Zuschauer zu kurz. Denn die explosive Mischung aus europäischer und nationaler Berg-Elite erzeugte knisternde Spannung pur. Zum Fühlen, Spüren und Greifen, immer wieder mit prickelnden Gänsehaut-Momenten gewürzt.
Gaststarter Jürgen Hessberger im Fiat 127 gegen Polo-Pilot Thomas Stelberg, das hätte das Spitzenduell bei den 1150ern werden können. Denn nur 44 Tausendstel Sekunden trennten die beiden nach Run eins. Aber im 2. Durchgang schlug die Defekthexe am Schneider Polo 16V in der Startkurve unbarmherzig zu. Pleuel abgerissen, Ende der Mickhausen-Dienstfahrt. Club-Fan Jürgen Hessberger fuhr so ungefährdet zu einem weiteren Klassensieg. Vor Jörg Eberle im Fiat 127 Sturm-EVO und Bernd Deutsch im Schneider Audi 50 GL, der in Heat 2 noch bedrohlich nahe an Jörg Eberle dran war. Olaf Katrimski (Fiat Uno) und Volker Angelberger im NSU TT belegten die Ränge 4 und 5. Die Reihung in der 1150er KW 8V-Trophy, in der Jürgen Hessberger als Gaststarter nicht punkteberechtigt war, lautete Jörg Eberle, Bernd Deutsch, Olaf Katrimski, Volker Angelberger und Geburtstagskind Uwe Werner im Ford Fiesta RS.
Zwei der Favoriten auf den Sieg in der KW Berg-Cup Division I 2011 steckten unter den 19 Startern der 1,3 Liter Klasse: André Stelberg und Manfred Konrad. Im Training markierte aber ein anderer Fahrer die schnellste Zeit. Der Odenwälder Jürgen Gehrig im Polo 16V. Vor Armin Ebenhöh im »Zwitter-Polo« mit 8-Ventil Motor und sequentiell geschaltetem 6-Gang Getriebe und Gerhard Moser (VW Polo 16V). P5 für André Stelberg, P7 für Manfred Konrad. Im 1. Rennlauf lässt André Stelberg explosiv jegliche Zurückhaltung fallen, schaltet auf bedingungslosen Angriffsmodus um, setzt sich im Schneider Polo 16V an die Spitze. Gefolgt von Lokalmatador Wolfgang Glas und Markus Spöri im Suzuki Swift 4WD. Helmut Götzl, der im EMP-Polo um den 3. Platz in der Gesamtwertung der KW 8V-Trophy kämpft, ist Vierter. Rang 6 für Manfred Konrad, P7 für Jürgen Gehrig. Heat 2 bringt keine Veränderungen auf den Podestplätzen. Dahinter werden fleissig Positionen getauscht. Dann überschlagen sich die Ereignisse. André Stelberg erwischt keinen optimalen Finallauf, fällt auf P4 zurück. Wolfgang Glas ist weiterhin souverän unterwegs, fährt den Minichberger Polo 16V bei seinem »Heim-Grand-Prix« zum Klassensieg. Diesen widmet er bei der Siegerehrung unter Tränen tief bewegt einem verstorbenen Freund. Neben der Gedenkminute für Georg Plasa sicher einer der emotionalsten Momente in Mickhausen 2011. Auf Rang 2 läuft Markus Spöri ein, Jürgen Gehrig steigt nach zwei 1,3-Liter Laufbestzeiten als 3. noch mit auf das Siegerpodest. Die weitere Reihung lautet André Stelberg und Manfred Konrad im VW Corrado 16V. Auf Klassenplatz 6 gewinnt Helmut Götzl die 1300er 8-Ventiler Wertung sicher. Nach einer »Fahrwerkskur« bei der Koob-Mannschaft im Odenwald läuft der Polo von Nils Abb nach dem Glasbach-Crash wieder in der 8V-Erfolgsspur. Starker Rang 2 für ihn vor Neueinsteiger Christoph Bauer, der einmal mehr mit einer tollen Vorstellung überzeugt. Christoph Hörnig und Marc-Peter Rüger im Audi 50 sichern sich die restlichen 8V-Pokale.
Alle Augen waren im Rennen der 1600er auf Hans Paulitsch gerichtet. Denn eines war klar: Fährt er in Mickhausen sein 8. Top-Resultat nach Hause, ist ihm der Sieg in der Division I nicht zu nehmen. Im Training untermauert er seine Ambitionen: Bestzeit. Allerdings überraschend knapp vor Tobias Auchter und Interswiss-Vize Werner Rohr. Rennlauf 1 sieht den Zöllner-Corsa von Tobias Auchter vor dem Minichberger Scirocco von Hans Paulitsch. Danach folgt der weisse Toyota Corolla AE 86 von Werner Rohr. In Heat 2 dreht Hans Paulitsch auf und den Spiess um, presst sich in Führung. Aber Tobias Auchter gibt nicht auf, holt alles aus sich und seinem Corsa 16V heraus, drückt seine persönliche Mickhausen-Zeitmarke unter eine Minute. Auf exakt 0:59,692. Damit schafft der „Stift“ von der schwäbischen Alb sein Meisterstück, gewinnt 0,178 Sekunden vor Hans Paulitsch und Werner Rohr. Die Top-Fünf komplettieren Andreas Lanz (Toyota Corolla) und Werner Heindrichs im Veytal-Corsa. Für den Vorarlberger Kfz.-Techniker Hans Paulitsch reichen die Punkte für Platz 2 zum Gewinn der Berg-Cup Division I. Manfred Konrad und André Stelberg werden am 29.10. in Altensteig mit auf das Divisions-Siegerpodium steigen. Für Stefan Faulhaber bringt Mickhausen kein Glück. Er muss mit einem Kipphebelbruch am Risse-Kadett 8V nach Lauf 1 die Segel streichen. Jürgen Seitz gewinnt im Ford Escort MK III die 1600er 8-Ventilerwertung vor Werner Opl im VW Scirocco.
Die 2-Liter Klasse, vor Wochenfrist in St. Agatha noch spannend wie ein Bestseller-Krimi, war diesmal eine glasklare Angelegenheit für Sebastian Schmitt. Der 27-jährige Wahl-Düsseldorfer vom MSC Rhön fuhr im Gerent-Kadett 16V in Training und Rennen völlig ungefährdet vorne weg, gewann unangefochten mit satten 6,165 Sekunden Vorsprung. Dahinter aber geht wie gewohnt der Punk ab. Peter Naumann setzt im 1. Run eine starke Zeit, beansprucht mit seinem VW Polo „Supercharger“ Rang 2 für sich. Dahinter balgen sich Björn Wiebe, Ralf Kroll, Dieter Rottenberger und Dirk Preisser innerhalb einer Sekunde um die weiteren Plätze. Mario Minichberger ist out, hat beim Finale den Pfad der Tugend bzw. die Rennstrecke unfreiwillig verlassen. Allerdings ohne den Scirocco dabei nachhaltig zu beschädigen. Die Positionen festigen sich. Basti Schmitt gewinnt zum 3. Mal in dieser Saison die Klasse. Mit Rang 2 im Renault Clio Williams holt sich Björn Wiebe neben dem Youngster »Sofort-Hunderter« auch die Berg-Cup Junioren-Jahreswertung. Hauchdünn vor André Stelberg und Titelverteidiger Marco Fink (BMW 320). Berg-Gelegenheitsarbeiter Ralf Kroll lässt im Lehmann Golf 16V als 3. sein Potenzial aufblitzen. Dirk Preisser wird im Frank Kadett 4., Peter Naumann Fünfter. Die Top-Ten komplettieren in dieser Reihenfolge Dieter Rottenberger (BMW 318 STW), Marco Fink, Werner Weiss im Zakspeed Escort BDA, der Schweizer Jürg Ochsner im Opel Kadett und 8-Ventiler Sieger Michael Rauch im Briegel Kadett. Und Norbert Wimmer? Der war im Training in der Parkplatz-Schikane einen Tick zu schnell und machte unliebsame Bekanntschaft mit den Streckenbegrenzungen. Eine Reparatur »Over-Night« war nicht möglich. »Aber wenn in 14 Tagen noch ein Rennen wäre, würden wir den BMW 2002 dafür wieder hinkriegen« urteilte der Sägewerkstechniker aus Aschau am Inn. Walter Terler (Opel Kadett) und Johann Hatezic im Opel Ascona fuhren sich auf die restlichen 8V-Stockerlplätze. P4 und 5 der anspruchsvollen Sonderwertung gingen an Hans-Dieter Seitz und Bernhard Lang, beide auf Ford Escort RS 2000 unterwegs.
Einmal mehr hiess der Sieger in der Gruppe H über 2-Liter Hubraum Seppi Koch im Kadett C Coupé, der sich in seiner Schweizer Heimat auch die Interswiss-Trophy 2011 holte. Nur 0,125 Sekunden trennten BMW M3 Pilot Bernhard Permetinger aus dem Salzburger Land auf P2 von seinem nächsten Verfolger, dem Allgäuer Siegfried Hauff (Opel Kadett).
Wegen der FIA Prädikate Int. Hill Climb Challenge und Europa Berg Pokal wurde in Mickhausen gemäss dem internationalen Reglement gewertet. Das heisst, die Gruppen E1/FS gemeinsam und die E2-SH-Boliden getrennt davon. Nicht unerwartet setzten sich hier die Gäste aus den Nachbarländern stark in Szene. Die E1/FS bis 1400 ccm gewann der Österreicher Thomas Strasser jun. im VW Polo 16V überlegen vor dem ex-Cup Lupo von Martin Bächler (SUI) und Stefan Thalmayr (Suzuki Swift / AUT). Das 1600er Podium war eine rein österreichische Angelegenheit. Die oberste Stufe beanspruchte Manuel Michalko (Citroen Saxo) für sich. Die Ränge 2 und 3 holten sich die Toyota Corolla Piloten Norbert Strasser jun. und Michael Strasser. Noch internationaler präsentierte sich die 2-Liter Klasse. Österreichs Andi Marko trieb seinen Audi A4 STW Quattro zum 17. Sieg in dieser Saison. Daran konnten auch Lotus WR Pilot Vladimir Vitver (CZE) und der schnelle Kemptener Newcomer Andreas Greppmeier im Opel Kadett C Coupé auf den Rängen 2 und 3 nicht rütteln. Günter Göser behauptete sich mit seinem überarbeiteten und sehr gefällig neu gestylten Kadett auf P4 vor dem zweiten Lotus mit Jan Cermak. Über 2-Liter Hubraum gaben die Turbo-Allradler den Ton an und den Speed vor. Der Lancia Delta Integrale Evo 3 von Norbert Handa produzierte nach den Problemen in den letzten Rennen wieder genügend Ladedruck zum Sieg. Herbert Stolz im Porsche 935 DP II und »Mr. Berg-Rallye-Cup« Felix Pailer im Breitbau-Lancia folgten in seinem Windschatten. Mit etwas Respektabstand vervollständigten Michael Jelinek (Subaru / AUT) und Italiens Fulvio Giuliani im Lancia Delta EVO die Top-Five.
In der E2-SH bis 2000 ccm war der Tiroler Georg Pacher im PRC TR V mit Steyr-Puch Silhouette als Alleinunterhalter mit sehr ansprechenden Zeiten unterwegs. Die hubraumstärkste Klasse der E2-SH stand in Lauf 1 und 2 ganz im Zeichen des 3-fachen Deutschen Automobilbergmeisters Reto Meisel. Aber kurz nach dem Start zum letzten Run versagte die Kraftübertragung am Mercedes Benz RM1 V8, Reto rollte beim voraussichtlich letzten Einsatz seines Meisterautos hilflos aus. Der Sieg ging so an den Berg-Novizen Petr Fulin (CZE), der bei seinem Mickhausen-Debüt im Audi A4 DTM überraschte und zugleich überzeugte. Klaus Hoffmann (Opel Astra DTM V8) und Bernhard Lenz (AUT / BMW E36 M3) liefen auf den Rängen 2 und 3 ein.
Die stimmungsvolle Siegerehrung vor grossem Publikum war der finale Mosaikstein einer absoluten Berg-Galaveranstaltung. Mit der sich Mickhausen immer mehr in den Motorsport-Fokus schiebt und so zum Nabel der mitteleuropäischen Berg-Rennwelt wird.
In der 24. Saison des KW Berg-Cups Gruppe H sind nun alle Entscheidungen gefallen. Die Erstplatzierten der Division I wurden bereits im Bericht erwähnt. Ebenso die drei erfolgreichsten Youngster. In der Division II und in der Gesamtwertung machten Hansi Eller / Mario Minichberger im Scirocco 16V bereits in St. Agatha den Sack zu. Auch die nächsten Verfolger haben sich nun sortiert. Dirk Preisser und Peter Naumann sichern sich die Divisions-Positionen 2 und 3. Die Gesamtwertung wird zum Doppelsieg der beiden Scirocco von Minichberger Motorsport. Denn Hans Paulitsch holt neben dem Divisionssieg auch Platz 2 Over-All. Hier wird Dirk Preisser Dritter. Die KW 8V-Trophy Gewinner standen schon früh, nach dem Rennen in Unterfranken, fest. Norbert Wimmer und Christian Auer (BMW 2002) trugen sich ganz oben in die Ergebnisliste ein. Vor Michael Rauch (Briegel Kadett) und Helmut Götzl im VW EMP-Polo. Markus Spöri heisst der souveräne Sieger der Rookie Wertung. Die weiteren Stockerlplätze gehen an den Schweizer Stefan Grünig (VW Golf) und Beatrice Flik im Renault Megane Coupé. Alle Resultate gibt es im Internet zum Nachlesen: Unter www.berg-cup.de in der Rubrik Rennen – Cup Stände Archiv.
Bereits in knapp 4 Wochen, am 29.10.2011, steht die Meisterfeier des KW Berg-Cups auf dem Programm. Traditionell im Schwarzwald. Im ansprechenden Ambiente des DEKRA-Zentrums in Altensteig-Wart. Und spätestens danach richtet sich die Aufmerksamkeit wieder voll nach vorne: Auf 2012. Auf die 25. Saison des KW Berg-Cups Gruppe H.