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Glocks Appell an Mercedes: «Tut mir in der Seele weh»

Von Andreas Reiners
Timo Glock

Timo Glock

Die DTM bietet aktuell eine starke Show, so auch beim zweiten Rennwochenende auf dem Lausitzring. Trotzdem steht sie vor dem Aus, weil Mercedes aussteigt, ein Nachfolger ist noch nicht in Sicht.

Die beiden Rennen auf dem Lausitzring am vergangenen Wochenende hatten erneut viele Elemente einer starken Show: Ein chaotischer und spektakulärer Lauf mit dem Startunfall, René Rasts Horrorcrash und einem Sprintrennen zum Schluss am Samstag, das taktische, aber unterhaltsame Rennen am Sonntag, mit vielen Überholmanövern im Mittelfeld.

Fakt ist: Die DTM präsentiert sich sportlich stark wie lange nicht, bangt aber weiterhin um die Zukunft. Bekanntlich steigt Mercedes ja nach dieser Saison aus, ein Nachfolger ist noch nicht gefunden.

Timo Glock, Hauptdarsteller beim denkwürdigen Rennen in Hockenheim, hofft weiterhin auf ein Happy End. «Vielleicht kann es für den ein oder anderen trotzdem ein Anstoß sein, noch mal über die Zukunft in der Serie nachzudenken», so der BMW-Pilot bei Auto Bild Motorsport.

Der 36-Jährige setzt sich seit Jahren für die Serie ein, nicht nur auf der Strecke, sondern vor allem verbal. Deshalb gab es nach seinem Sieg in Hockenheim die verbale Breitseite gegen Mercedes: «Ihr verdammten Idioten, ihr solltet die Meisterschaft nicht verlassen», rief er in den Funk.

Denn: «Was mir in der Seele wehtut: Jetzt, nachdem die Regeln dank Gerhard Berger in die richtige Richtung gehen und solchen Sport erlauben, verlässt Mercedes die Serie.»

Er fragt sich: «Warum mussten wir es so weit kommen lassen, dass ein Hersteller aussteigt, obwohl es so leicht ist, einen unfassbar guten Sport zu bieten?» Möglich ist dieser Sport durch die Regeländerungen, wodurch die Autos weniger Abtrieb haben, aber auch durch weniger Aero-Teile, die bei Berührungen abfallen können. Aber auch dadurch, dass sich die Fahrer in der vergangenen Saison darauf geeinigt haben, sich mehr Platz zu lassen in Zweikämpfen.

«Dann haben wir uns letztes Jahr mit dem DMSB zusammengesetzt, um ein Regelbuch für Duelle aufzustellen – und wir haben gefordert, dass man bei Verstößen hart durchgreift. Das hat am Ende zum Beispiel zu einem Duell wie dem zwischen Gary und mir in Hockenheim geführt», sagte Glock. Das Duell gab es nicht nur in Hockenheim, sondern gibt es auch in der Gesamtwertung. Glock hat nach vier Rennen einen Punkt Vorsprung auf Paffett, fünf Mercedes-Fahrer sind unter den ersten Sechs.

«Der Mercedes ist extrem stark, hat eine Wahnsinns-Traktion und steht auch sehr gut im Wind. Deswegen – sag ich ja – sind sie bescheuert, dass sie aussteigen. Idioten …!», lacht Glock.

Mercedes wird allerdings nicht für eine Überraschung sorgen und die DTM retten. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff stellte zuletzt in der Welt klar: «Es wird schlicht zu teuer. Wenn wir den Einstieg in die Formel E mit der gebotenen Ernsthaftigkeit angehen wollen, ist so etwas einfach nicht finanzierbar.»

Dass man in der Formel 1 aber gegen eine Kostenobergrenze ist, ist für Mercedes-Teamchef Ulrich Fritz kein Widerspruch.

«Man darf die Sachen nicht vermischen. Für die Formel E fallen jetzt Entwicklungskosten an. Die Formel 1 ist ein anderes Pflaster mit vielen Einnahmen, das ist etwas komplexer.» Fritz stellte auch klar, dass sich an der Entscheidung nichts ändern wird: «Wir haben uns seit einem dreiviertel Jahr damit abgefunden, dass wir keine DTM mehr machen. Ich habe den Entscheidungsprozess begleitet und weiß, wie schwer man sich diese Entscheidung gemacht hat und wie viel Zeit man sich dafür gelassen hat. Jetzt wird es keine Umkehr mehr geben.»

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