Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Glock und Paffett: Warum rocken die Alten die DTM?

Von Andreas Reiners
Timo Glock und Gary Paffett

Timo Glock und Gary Paffett

Timo Glock feierte in vier Rennen einen Saisonsieg, Gary Paffett bereits zwei. Das Duo liegt an der Spitze der Gesamtwertung. Warum läuft es für die Oldies so gut?

Der Spruch von Jens Marquardt macht seit Wochen die Runde. Der BMW-Motorsportdirektor hatte gesagt, «Timo Glock ist wie ein guter Rotwein: Er wird von Jahr zu Jahr besser». Der Wein schmeckt Marquardt im Moment besonders gut. Nach vier Saisonrennen führt der Glock die Gesamtwertung mit 72 Punkten an. Der 36-Jährige ist in seiner sechsten Saison in der Tourenwagenserie, bereits 2017 fuhr er lange im Dunstkreis des Titelrennens mit.

Er wiegelt nach vier von 20 Rennen allerdings noch ab, er weiß natürlich auch, wie schnell es gehen kann in der DTM. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass es bei ihm wie am Schnürchen läuft. Selbst auf dem Lausitzring fuhr er vorne mit, auf einem Kurs, der dem BMW in den vergangenen Jahren überhaupt nicht lag.

Im Nacken sitzt ihm Oldie-Kollege Gary Paffett. Der Brite kommt nicht aus dem Nichts, er zählt immer automatisch zu den Mitfavoriten. Aber die Gesamtplätze 22, neun, elf und zehn seit 2014 waren nicht unbedingt Indikatoren dafür, dass der Meister von 2005 im letzten Mercedes-Jahr nochmal durchstartet. Doch Paffett ist heiß, will es nochmal wissen. Er will derjenige sein, der Mercedes im Abschiedsjahr den Titel beschert.

Sein Erfolgsgeheimnis: «Das Auto ist gut und sehr schnell. Meine Ingenieure und ich konnten zudem sicherstellen, dass das Setup auch bestens zu mir passt. Denn es ist nicht nur wichtig, dass das Auto schnell ist, es ist auch entscheidend, zu wissen, wie ich es gerne habe - und das ist uns an beiden Wochenenden gelungen», sagte Paffett.

Seine Vermutung: «Vielleicht hat es auch etwas mit den Aerodynamikänderungen in diesem Jahr zu tun, dass ich mich im Auto wohler fühle, wenn es dieses Abtriebs-Niveau hat. Letztlich dreht sich alles darum, dass das Auto für mich einfach zu fahren ist.»

Doch warum sind es die beiden Routiniers, die sich nicht nur einen denkwürdigen Zweikampf in Hockenheim liefern, sondern auch ein enges Duell in der Gesamtwertung? Kommen beide mit ihrer Erfahrung mit den angesprochenen Aero-Änderungen besser zurecht? Das Ziel des geringeren Abtriebs war ja, dass die Autos schwieriger zu fahren sind.

«Vielleicht, aber ich glaube auch, dass die Fahrer, die mehr Rennerfahrung aufweisen und dadurch wissen, wie man mit verschiedenen Reifen oder Autos umgeht, in den ersten vier Rennen konstanter waren. Natürlich sind auch einige der jüngeren Fahrer richtig gute Rennen gefahren, denn sie sind echt schnelle Fahrer, daran besteht gar kein Zweifel. Aber man braucht Rennerfahrung, wenn man diese Leistung die ganze Zeit abrufen und das Auto so verändern möchte, dass es im Qualifying und Rennen die beste Balance besitzt. Und ich denke, bislang hat sich gezeigt, dass die Jungs mit mehr Erfahrung konstant das Optimum aus dem Auto herausgeholt haben», sagte Paffett.

Wie geht ein erfahrener Pilot umgekehrt damit um, wenn es gar nicht läuft? Paffett war seit seiner Vizemeisterschaft 2012 nicht mehr im Titelrennen, zuletzt in Hockenheim beendete er eine ewig lange Durstrecke, zuvor hatte er 2013 ein Rennen gewonnen.

«Hinter mir liegen einige harte Jahre», räumt er ein. «Die Saison 2011 war richtig schwierig und 2014 war ebenfalls ein sehr hartes Jahr. Davon abgesehen war ich eigentlich immer recht zufrieden. Manchmal hatte ich nur das Gefühl, dass wir das Auto nicht ganz hinbekommen haben oder ich habe einen Fehler gemacht. Aber ich habe nie mein Selbstvertrauen verloren.»

Paffett weiter: «In einigen Jahren war es ein wenig rätselhaft, warum die Ergebnisse und unsere Leistung nicht gestimmt haben. Aber ich habe nie das Vertrauen in das Team verloren, sie arbeiten alle richtig hart und in der Vergangenheit spielte uns das Reglement auch nicht immer in die Karten. In diesem Jahr ist es mit dem neuen Regelwerk zwischen allen Herstellern viel ausgeglichener. Ich glaube nicht, dass ein Auto noch einen großen Vorteil gegenüber allen anderen hat. Dafür sind die Autos praktisch viel zu gleich. Aber unsere Ingenieure leisten einfach großartige Arbeit und unsere Mechaniker sind ebenso großartig beim Zusammenbau der Autos.»

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