Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

«Vom Hocker gehauen»: Elektro-DTM kommt mit 1200 PS

Von Andreas Reiners
Ein Jahr nach der Vorstellung des Visionsfilms zu einer vollelektrischen Rennsportserie präsentiert die DTM beim Saisonfinale 2020 in Hockenheim ein erstes Demonstrationsfahrzeug zur neuen Rennserie DTM Electric.

Timo Scheider kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Er durfte sich beim DTM-Finale in Hockenheim einen ersten Eindruck von der elektrischen Zukunft der Serie verschaffen.

Das Demonstrationsfahrzeug, in dem er saß, leistet mit 880 kW knapp 1200 PS, und damit nahezu doppelt so viel wie aktuelle DTM-Fahrzeuge (über 450 kW). Die Beschleunigung von 0 bis 100 km/h erfolgt in 2,4 Sekunden und ist damit circa 0,4 Sekunden schneller als die des aktuellen BMW M4 DTM.

Scheider ist begeistert.

«Ich habe versucht, mir keine Vorabmeinung zu bilden, sondern einfach nur zu genießen. Und das Auto hat mich vom Hocker gehauen. Nicht nur, weil es mit 1200 PS und 880 kW alles hat, was einen Rennfahrer begeistert, sondern das Ding hat wirklich funktioniert. DTM goes Green hat bewiesen - das ist die Zukunft. Und das für mich zum genau richtigen Zeitpunkt», sagte Scheider.

Bislang hat sich Scheider nicht unbedingt als Elektro-Enthusiast geoutet. «Ich bin ein Petrolhead. Aber wir sind früher mit Schlaghosen in die Disco gegangen, das machen wir heute auch nicht mehr. Wir haben eine neue Zeit, und die müssen wir erkennen und nutzen und jetzt ist der Zeitpunkt dazu», so Scheider: «Ich habe mich reingesetzt und Emotionen gespürt. Aus der Spitzkehre heraus zu beschleunigen war wie Achterbahn. Das Gefühl ist besonders.»

Für DTM-Chef Gerhard Berger ist das Feedback Scheiders «eine der wichtigsten Aussagen. Wir müssen uns mit der Zukunft beschäftigen. Wir müssen wieder in Extreme vorrücken. Wichtig war für mich: Ist es das Extrem, das wir suchen? Als Rennfahrer ist es eigentlich egal, aus welchem Antriebsstrang die Leistung kommt. Wir als Sportler soll man dann gefordert sein, damit am Limit umzugehen. Und am Gesicht wollte ich sehen, wie sehr Timo gefordert wurde. Und ich glaube, das Lastenheft ist in Ordnung», so Berger. Jetzt gelte es noch, die Fans mitzunehmen, so der Österreicher.

Denn die neue Elektro-DTM ist die Zukunft. «Es soll anfangs eine Parallelserie sein und dann soll es eine Verzahnung geben mit der DTM», sagte Berger.

Worum geht es bei dem Elektro-Renner?

Die Entwicklung des E-Fahrzeugs erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen der DTM-Dachorganisation ITR und dem Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler, der Serien- und Innovationspartner der DTM wird.

Ziel ist es, künftig neben der DTM, die 2021 mit adaptiertem technischen Reglement startet, zusätzlich eine Elektroserie auf der Plattform zu etablieren. Bereits im kommenden Jahr soll im nächsten Schritt ein DTM Electric Prototyp entwickelt werden.

Das Demonstrationsfahrzeug wird bei seiner «Jungfernfahrt» im Motodrom neben Scheider auch von Formel-E-Fahrer Daniel Abt, Hans-Joachim Stuck sowie Sophia Flörsch gesteuert.

Es verfügt über batterieelektrische Antriebe sowie die bereits im Motorsport erprobte Steer-by-wire-Technologie Space Drive von Schaeffler (eine elektronische Lenkung, die ohne herkömmliche mechanische Lenkung auskommt) und eine flüssigkeitsgekühlte Hochvoltbatterie. Als Technologieträger für die DTM Electric vereint das Demonstrationsfahrzeug bereits alle Kernelemente des künftigen Prototyps. Die Gestaltung der Karosserie (entworfen von moodley und Ideenion) ist auch ein möglicher Vorbote auf das, was zukünftig nicht nur im Rennsport, sondern auch auf der Straße zu sehen sein wird. Statt des typischen Rennwagen-Designs wurde auf ein puristisches Design gesetzt.

2023 könnte die DTM Electric erstmals an den Start gehen. Sie ist als eigenständige Serie konzipiert, die künftig neben DTM, DTM Trophy, DTM Classic und DTM Esports eine der fünf Säulen der DTM-Plattform bildet.

Die DTM Electric soll Technologie, Innovation und Hochleistung in einem Motorsportformat vereinen, bei dem zukünftige Elektro-Serienfahrzeuge von Herstellern oder Mobilitätsanbietern publikumswirksam zum Einsatz kommen. Der Plan umfasst Sprintrennen mit einer Dauer von rund 30 Minuten und die Möglichkeit automatisierter Batteriewechsel während des Pflicht-Boxenstopps.


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