Alles Gute, Dieter Hardt: Der Ölbaron ist 90
Dieter Hardt aus Hamburg war allein schon wegen seiner stattlichen Größe von knapp zwei Metern in keinem Fahrerlager zu übersehen. Und wer auf die begehrten Sponsorgelder des Öl-Multis Castrol scharf war, der bekam es automatisch mit ihm in seiner Funktion als PR-Direktor des Unternehmens zu tun.
Der Hanseat erinnert sich gerne an die Zeit zurück, als die großzügig ausgestatteten Renndienstbusse führender Mineralöl-Firmen wie Aral, Shell, BP, Veedol, Caltex oder Elf die Fahrerlager wie eine Wagenburg eingerahmt haben.
Hardts Kundschaft der 1970er- und 1980er-Jahre gehörte zu den ersten Adressen der Branche: In Castrol-Farben starteten beispielsweise die berühmten Zakspeed-Escort RS mit Glemser, Heyer oder Ludwig in der Rennsport-Meisterschaft, die Werks-BMW CSL-Coupés in der TW-EM oder das Team Toyota Europe (TTE) in der Rallye-WM.
Nicht zu vergessen die Formel Super V von Volkswagen Motorsport – hier wurde jahrelang der gut dotierte «Castrol GTX Pokal» ausgetragen. Auch alle VW-Markenpokale präsentierten sich seit über mehrere Jahrzehnte mit dem Logo des Unternehmens.
Als Rennsport-Freak Hardt 1988 in die Vorstandsetage der Burmah Oil Holding (zu der auch Castrol und Veedol gehörten) aufrückte und mit der Neuausrichtung der Konzern-Strategien betraut wurde, bedeutete dies für ihn zwangsläufig auch den beruflichen Schlussstrich unter das Kapitel Motorsport. «Trotzdem bin ich immer ein echter Fan geblieben, weil ich an den Rennstrecken und mit meinen Partnern nur Positives erlebt habe.»
Zwar blieb Castrol, wenn auch mit eingeschränktem Programm, weiter im Sport präsent, aber mit Hardts Abtritt endete 1988 eine Ära.
Mit einem Festabend in der Dresdner Semper-Oper wurde der lebensfrohe Hamburger 1996 von seinem Arbeitgeber mit 65 in den «etatmäßigen Ruhestand» verabschiedet. Zeitgleich heiratete er «nach 23jähriger Probezeit» seine Lebensgefährtin Jutta.
Auch im Alter hat sich der Manager Hardt fit gehalten und brillierte mit erstaunlichen Bestleistungen in der Leichtathletik-Seniorenklasse «Ü 70». So überbot er mit 11,83 Meter den elf Jahre alten Hamburg-Rekord im Kugelstoßen, machte zum wiederholten Mal das Goldene Sportabzeichen, lief die 3000 Meter in 15 Minuten und die 100 Meter in 14,2 sec.
Motorsport-Übertragungen genießt er noch immer gerne vor dem heimischen Fernseher.
Eine besonders herzliche Freundschaft verbindet Hardt zum früheren Zakspeed-Chef Erich Zakowski (87). Nur zu gerne erinnert sich Hardt an die gemeinsamen Escort RS-Jahre auf und neben der Piste: «Das war für mich menschlich und sportlich gesehen die schönste Zeit überhaupt.» Große Worte eines großen Managers für einen großen Teamchef.
Glückwunsch, Dieter Hardt, zum 90. und weiter alles erdenkliche Gute und weiter stramme Gesundheit. Dem schließt sich sicher auch gerne die alte Rennsport-Kundschaft an.