Adieu, Albert Pfuhl: Mit einem Geparden bei Fuss

Kolumne von Rainer Braun
​Traurige Nachrichten aus Darmstadt: Im Alter von 86 Jahren ist Albert Pfuhl verstorben – ein früher Mercedes-Kunde, für den im Sport der Spass- oder Abenteuer-Faktor eine wesentliche Rolle spielte.

Es ist wirklich zum Heulen, ständig sterben in diesen Tagen meine alten Weggefährten und Freunde aus dem Rennsport weg. Jetzt hat sich Albert Pfuhl aus Darmstadt nach langem Leiden in den letzten April-Tagen für immer verabschiedet. Er wurde 86 Jahre alt.

Albert hatte ein ganz besondere Motorsport-Historie, denn er war nachweislich der erste AMG-Kunde, der 1965 in Großaspach einen Direkteinspritzer-Motor für seinen Rundstrecken-Mercedes 300 SE gekauft hat.

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie wir damit gemeinsam per Achse nach Berlin zur Avus gefahren sind, den Rennmotor hatten wir im Fond in Decken gehüllt gelagert. Die DDR-Grenzer waren bei der Abfertigung großzügig, als sie was von Rennen und Avus gehört haben …

Überhaupt gehörte Albert zur frühen Mercedes-Privatkundschaft auf der Rundstrecke und am Berg. Der hessische Geschäftsmann, Inhaber mehrerer Patente für die papierverarbeitende Industrie, fuhr nie bewusst um einen Titel und trat grundsätzlich nur da an, wo es ihm gerade gefiel. Er sah in seinem Sport hauptsächlich den Spaß- und Abenteuer-Faktor.

Kein Wunder, dass Albert in seiner aktiven Zeit zwischen 1953 und 1985 Rallyes und Rennen in über 70 Ländern bestritten hat. In rund 400 Automobil-Wettbewerben bewegte er edelste PS-Geräte, darunter alle gängigen Mercedes vom 280 SE über 300 und 500 SEL bis zum 450 SLC, dazu einen bildschönen Ferrari 250 GT, einen Lotus 30, und die drei leistungsstärksten Porsche (Carrera 6, 908 und 917).

Seine Darmstädter Stadt-Villa hatte er schon längst gegen ein riesiges Grundstück in der Odenwaldgemeinde Otzberg mit Bauernhof und Forsthaus, viel Getier, Fischgewässer und Landwirtschaft eingetauscht. Das Anwesen liegt nur ein paar Minuten vom Wohnort seines alten Kumpels Reinhold Joest entfernt.

Pfuhl bewirtschaftete das Anweisen zusammen mit seiner Frau Edeltraut («nach20 Jahren Probezeit haben wir 1975 endlich geheiratet») mit viel Begeisterung und Hingabe. Alberts ausgeprägte Tierliebe sorgte bei Besuchern früher für so manche Schrecksekunde – wer begrüßt seine Gäste schon mit einem ausgewachsenen Schimpansen auf der Schulter und einem zahmen Gepard bei Fuß ….

Als schönste Zeit galt für Albert Pfuhl die Ära der großen Bergrennen in den 60er Jahren wie Eberbach, Krähberg, Schauinsland, Rossfeld oder Wallberg. Als wertvollsten Erfolg sieht er den sechsten Gesamtrang bei der «Vuelta de la Sud» über 30 000 km quer durch Südamerika, die er 1977 zusammen mit Alfred Kling im Mercedes 280 SE bestritt.

Zur Marke Mercedes hatte der Herrenfahrer seit den Tagen des ersten AMG-Einkaufs übrigens ein besonders herzliches Verhältnis: So verleibte er sich gleich den gesamten Fahrzeugbestand der damaligen Rallyeabteilung des Werks «zum Freundschaftspreis» ein, nachdem Mercedes 1982 die Beendigung aller Rallyeaktivitäten beschlossen hatte.

Lieber Albert, wir beide hatten eine wahrlich unbeschwerte Zeit zusammen. Du in Darmstadt, ich im benachbarten Wiesbaden. Kurze Wege, schnelle Treffen, tolle Partys, viele gemeinsame Reisen zu den Rennen. Und ich war dein Presse-Mann für alle Fälle, wenn es deine Erfolge in den Regionalzeitungen «Darmstädter Echo» oder in der «Abendpost/Nachtausgabe» unterzubringen galt.

Sowas vergisst man nicht. Halt dich wacker da oben und grüß mir die anderen Rennkumpels, die schon vorausgegangen sind.

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