Formel 1: Adrian Newey über sein Unglück

Norisring vor 30 Jahren: Audi verlässt die DTM

Von Rainer Braun
Paukenschlag vor dreissig Jahren in der traditionsreichen DTM: Audi zog nach einem Urteil des Sportgerichts seine Rennwagen aus der Tourenwagenserie zurück, Knall auf Fall.

Es war Freitag, der 26. Juni 1992 – im Fahrerlager am Norisring gab es nur ein Thema: Tage zuvor hatte das Sportgericht der ONS (heute DMSB) die im Audi V8 Quattro verbaute Kurbelwelle für illegal erklärt. Empört beschloss der Vorstand des Unternehmens daraufhin den sofortigen Ausstieg, noch vor dem Heimrennen in Nürnberg, und zog die Nennungen der vier Quattro-Werksfahrer Stuck, Biela, Jelinski und Haupt zurück. Der Eklat war perfekt.

Der unumkehrbare Audi-Rückzug mitten in der DTM-Saison 1992 erschütterte die Rennserie in ihren Grundfesten.

Begonnen hatte der Streit um die Legalität bereits sieben Wochen zuvor Anfang Mai beim dritten DTM-Weekend in Wunstorf. Der damalige BMW-Sportchef Marc Surer legte mit Rückendeckung aus München gegen die speziell bearbeitete Audi V8-Kurbelwelle einen offiziellen Protest ein.

Der Einspruch konnte vor Ort nicht entschieden werden, weil erst mal verschiedene Gutachten eingeholt werden mussten. Bei den folgenden drei Veranstaltungen Avus, Hockenheim und Nürburgring herrschte zwischen beiden Herstellern kein besonders gutes Klima.

Auch alle Schlichtungsversuche und Kompromissvorschläge seitens neutraler Persönlichkeiten scheiterten. BMW wollte das einfach geklärt wissen, «weil wir sonst gleich reine Rennmotoren für die DTM bauen können» (O-Ton).

Fakt ist, dass noch nie zuvor in der Geschichte der DTM zwei Hersteller gegeneinander protestiert hatten.

Montags vor dem Norisring wurde die Audi-Kurbelwelle von der Sportgerichtsbarkeit dann für illegal erklärt.

Der Urteilsspruch löste bei BMW Genugtuung aus, bei Audi-Vorstand Ferdinand Piëch und Sportchef Dieter Basche hingegen Wut und Empörung. Höchstpersönlich ordnete Piëch den sofortigen DTM-Ausstieg an.

In Nürnberg hatten PR-Direktor Lutz Schilling und Sportpressemann Dieter Scharnagl die reizvolle Aufgabe, die Entscheidung ihres obersten Chefs mit Erklärungen und Statements zu unterfüttern. Alle weiteren Schlichtungs- und Rückholversuche blieben vergeblich.

Laut ITR-Statuten sollte Audi übrigens ein Strafgeld in Millionenhöhe zahlen – ob das jemals geflossen ist, blieb zumindest an der Oberfläche ungeklärt.
Offiziell wollte sich dazu niemand äußern.

Immerhin bewies Audi noch so viel Sportsgeist und Stil, die schon Ende 1991 zugesagte Organisation und Ausrichtung der DTM-Meisterfeier im Museum Rosso Bianco in Aschaffenburg auch tatsächlich wie abgesprochen zu übernehmen.

Danach dauerte es zwölf Jahre, bis Audi ab 2004 werksseitig wieder in die jetzt renovierte DTM-Zweitauflage zurückkehrte – und 2013 gleich noch einen weiteren Norisring-Eklat überstehen musste, als Mathias Ekström wegen der berühmten Wasserflaschen-Affäre Sieg und Punkte verlor.

Wenigstens nahm Audi den Vorfall wesentlich gelassener auf als noch 1992 und blieb der DTM mit einem Werksteam bis zum Saisonende 2020 treu.

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