Der Trickser: Toine Hezemans ist 80

Kolumne von Uwe Mahla
Toine Hezemans mit seinem Sohn Mike

Toine Hezemans mit seinem Sohn Mike

Toine Hezemans' runder Geburtstag ist zwar schon ein paar Tage her (genau: am 15. 4.), aber wir sollten den Anlass nutzen, den «fliegenden Holländer» wieder einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen:

Zweifellos war er eine der schillerndsten Persönlichkeiten unter den Rennfahrern der 60er und 70er Jahre und einer der absoluten Topstars der Deutschen Rennsport-Meisterschaft. Und wem der Begriff Schlitzohr zu negativ belegt ist, für den sei «Heze» als einer charakterisiert, der mit allen Wassern gewaschen, wenn nicht dreimal chemisch gereinigt ist.

Damit will gesagt sein: Dem ewigen Witzbold war kein Trick unbekannt, und wenn er auch bisweilen hart am Rande des Legalen entlang schrammte. Cleverness ist bekanntlich nicht verboten und deshalb liest sich die sportliche Bilanz mit rund 140 Siegen, darunter der bei der Targa Florio 1971, auf knapp 20 (!) verschiedenen Autos, als eine außergewöhnlich erfolgreiche Laufbahn.

In seiner Biografie («… ein unvorstellbares Leben») gibt er neben anderen auch diese Schummelei zu: Vor einem Vier-Stunden-Rennen in Monza Ende der 60er-Jahre hatte das Alfa Romeo-Werksteam festgestellt, dass man mit dem erlaubten 100-Liter-Tank eine Stunde und 55 Minuten fahren konnte. Das bedeutete, dass man im Rennen zehn Minuten vor Schluss ein zweites Mal tanken müsste.

Hezemans: «Wir haben dann überlegt, wie wir das umgehen konnten. Mager fahren ging nicht wegen der Gefahr eines Motorschadens, weniger Drehzahl fahren ging auch nicht. Fazit also: Wir brauchten einen größeren 105-Liter-Tank im. Aber das würden die Kommissare bei der nachträglichen Kontrolle feststellen. Also hatte ich einen Beutel mit Plastikbällen im Kofferraum. In der Auslaufrunde hielt ich unter der Brücke nach den zwei Lesmo-Kurven an. Damals gab es noch nicht überall Kameras und die Streckenposten standen noch in größeren Abständen. Ich konnte also unbemerkt aussteigen, habe den Kofferraum geöffnet und die Tankklappe und dann die Plastikbälle in den Tank gesteckt. Das verringerte das Tankvolumen, so dass bei der Überprüfung nur 99 Liter reinpassten. So was ging damals noch.»

Ein fast bizarres Beispiel für Hezemans´ Einfallsreichtum bildete der Gruppe-5-Escort, den er mit dem Siegener Ford-Händler Grab aufbaute und 1977 einsetzte. Es gibt jemanden, der Stein und Bein schwört, er habe den «Gartenstuhl» genannten Ford einmal vor der untergehenden Sonne vorbeifahren und dabei den Sonnenschein durch die Türen hindurchschimmern sehen.

Dennoch war die 77er Saison nicht Hezemans erfolgreichste in der DRM. Der damals schon dreifache Europameister (Kunststück à la Hezemans: auf drei verschiedenen Marken: Alfa Romeo, BMW und Porsche) wurde zu oft Opfer der letztlich nicht konkurrenzfähigen Performance des radikalen Escort.

Weitaus besser waren seine Chancen im folgenden Jahr. Da lag er bis zwei Rennen vor Schluss Kopf an Kopf mit dem späteren Meister Harald Ertl, ehe ihn – je nachdem, wie man die Sache sieht – die Fortüne verließ oder sein Teamchef Georg Loos und er nicht mehr gemeinsam am Meisterschafts-Seil zogen. Letztlich machte ein Motorschaden an seinem Porsche 935 beim vorletzten Rennen und die während der gesamten Saison zu ausgeglichene Konkurrenz in seiner Division seine Hoffnung zunichte. Enttäuscht über die Vizemeisterschaft kehrte er der DRM – nach einem kurzen Gastspiel 1979 im 1,5 Liter-Turbo Capri – den Rücken.

Auch heute und in den vergangenen Jahren ist und war Toine Hezemans mit Leidenschaft und Vollgas im Renngeschäft dabei. Sein Sohn Liam gewann 2022 den europäischen Ableger der US-Nascar-Meisterschaft.

Damit ist er schon der zweite Hezemans-Junior, der diesen Titel einfuhr: Sein Bruder Loris war ebenfalls Champion in dieser Liga, und zwar gleich zweimal. Und dann gibt es noch Bruder Mike, der ebenfalls im Rennsport aktiv ist. Wie es sich für einen Trickser alter Schule gehört, hat und hatte Heze sen. immer die Finger im Spiel.


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