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20. Todestag von Kalli Hufstadt: Multitalent mit Herz

Von Uwe Mahla
Kalli Hufstadt

Kalli Hufstadt

Heute vor 20 Jahren starb «Kalli» Hufstadt, der in den 90er Jahren gemeinsam mit Rainer Braun die «Stimme der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft» war.

Über Jahrzehnte kommentierte er auf unverwechselbare Weise Formel-, Sport- und Tourenwagenrennen. Mit seiner kenntnisreichen, mitreißenden Art, dem Publikum das Renngeschehen samt enormem Hintergrundwissen und mit kernigen Sprüchen zu vermitteln, war er schlichtweg eine Idealbesetzung am Mikrofon.

Ob am Nürburgring, in Hockenheim, am Sachenring oder sonstwo, wenn hochkarätige Rennen die Zuschauer in ihren Bann zogen – und das nicht zuletzt dank seines Entertainer-Talents: Karl-Heinz, den sie alle nur als Kalli kannten, Hufstadt (geboren am 11. Januar 1941 in Mönchengladbach, gestorben am 28. Januar 2004). Kalli Hufstadt hatte ein großes Herz für den Motorsport und er war zugleich sein bester Botschafter.

Sein Markenzeichen war die Mundharmonika. Morgens, wenn Kalli in der Sprecherkabine Platz nahm und das Mikro aufdrehte, ertönten die heimelig-schönen Klänge des Cat Stevens-Songs «Morning has broken». Eigenhändig auf der Mundharmonika vorgetragen von Kalli Hufstadt, und man wusste, ein ereignisreicher Renntag nahm seinen Verlauf und man durfte sich auf einen informativen und unterhaltsamen Begleiter durch diesen Tag freuen. Ein Mann mit ungeheurem Wortwitz, unvergleichbarer Erzählkunst und unbändiger Freude an seiner Sache, nämlich dem Publikum den Genuss eines Rennbesuchs noch schmackhafter zu machen. Ein schönes Beispiel für seine bodenständige, volksnahe Ausdrucksweise, wie er von einem sündhaft teuren Rennauto erzählte: «Ein schönes Sümmchen – da muss 'ne alte Frau ganz schön lange für stricken.»

Der ehrbare Platzsprecher. Doch das war nur eines der vielen Talente des K.H. Kufstadt. Allerdings dasjenige, das seinen Lebens- und Berufsweg bestimmen sollte. Eher zufällig nämlich sprang der gerade als Hauptmann dienende damals 27-Jährige als Sprecher bei einem Flugplatzrennen ein – und überzeugte auf Anhieb! Bald wurde aus der Hobby-Moderation der, wie er selbst ihn nannte «ehrbare Beruf des Platzsprechers.» Das in den nächsten Jahren erworbene Standing als ausgewiesener Fachmann in Sachen Rennsport, als aufrichtiger, loyaler und zugleich kritischer Beobachter und Kommunikator brachte ihn zu BMW.

Der Pressesprecher. Dort baute Jochen Neerpasch gerade die BMW Motorsport GmbH auf, und – weit- und umsichtig wie er immer vorging – dazu brauchte er auch einen fähigen PR-Manager. Wer bot sich da eher an als Hufstadt? Zumal der in der Zwischenzeit auch sein Talent als Schreiber entdeckt hatte und die Leser von Fachblättern mit amüsanten, immer auf den Punkt geschriebenen Renngeschichten begeisterte. Ich selbst hatte Kalli früh als einen famosen Vertreter der Spezies PR-Mann kennen gelernt und mir insgeheim gedacht, dass ich mir so einen Job für mich selbst auch einmal vorstellen könnte. Jahre später war ich tatsächlich sein Nachfolger bei BMW.

Der Journalist. Neben seinem Hauptberuf Pressesprecher betätigte sich Hufstadt weiterhin als Streckensprecher und Berichterstatter. Es spricht für seine Integrität, dass er die Gratwanderung zwischen Markenvertreter und objektivem Journalisten mit traumhafter Sicherheit meisterte. Um nicht schlafende Hunde zu wecken, zeichnete er seine Artikel bisweilen mit den Pseudonymen «Charles B. Whitacker» oder «Carl v. Rheydt».

Er konnte das alles so gut, weil er, wie es einmal sein alter Weggefährte und langjährige Pressechef am Nürburgring, Luki Scheuer, ausdrückte: «… weil man Dir die Freude und Begeisterung anmerkte, mit der Du den Job machtest.» Dabei fand er auch noch Zeit für eigene Motorsport-Aktivitäten: Er stellte Motorrad-Weltrekorde auf und mit einem Gruppe 2-BMW 320er fuhr er erfolgreich bei der Tourenwagen-Europameisterschaft mit.

Der Kommunikator. Doch eines Tages passierte etwas, das Hufstadt so beschrieb: «Auf einmal hatte ich das Gefühl, ich wollte nicht mehr der Kalli von BMW sein.» Nicht, weil er etwa mit der Marke abgeschlossen hätte, sondern, weil er sich mit seinen damals 40 Jahren noch einmal eine neue, ganz eigenständige Identität schaffen wollte.

Der Philosoph. Wie Hufstadt überhaupt immer eine philosophische Ader hatte, so hatte er trotz - oder vielleicht gerade wegen - seines umwerfenden, manchmal einfachen Humors eine tiefgründige Seite: Er schrieb ernsthafte Bücher über den Rennsport, über Menschen (z.B. «Paul Rosche – ein genialer Motorenkonstrukteur») und – Gedichte. Ein Auszug aus seinem Bändchen «Tausche mit mir den Tag» liest sich so: Träumen heißt mit dem Regenpfeifer um die Wette singen, dem Elefanten seinen Rüssel knoten, dem Teufel das Du anbieten…

Morning has broken zum Abschied. Ein Freundeskreis schrieb in seiner Traueranzeige für den plötzlich «bei Vollgas» an den Folgen eines Herzinfarktes Gestorbenen: «Kalli war uns ein guter Freund, ein unermüdlicher, belebend kritischer Partner, eine Institution als ehrlicher PR-Profi, kompetenter Trainer und wunderbarer Entertainer. Er war einer jener Menschen, die man nie vergessen kann.»

Und deshalb brauchte sich auch niemand seiner Tränen zu schämen, als am Schluss seiner Trauerfeier noch einmal die Klänge von «Morning has broken» ertönten – eine Aufzeichnung des Originals vom Original Kalli Hufstadt.


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