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Schneider: «Glock hat das Zeug zum DTM-Champion»

Von Andreas Reiners
Bernd Schneider

Bernd Schneider

DTM-Legende Bernd Schneider im ersten Teil des großen SPEEDWEEK.com-Interviews über Comeback-Gedanken, persönliche Highlights und seine größte Enttäuschung.
Bernd Schneider, wenn Sie sich heute in ein DTM-Auto setzen würden: Wo landen Sie?

22.

Mit wie viel Rückstand?

Vielleicht nicht so weit weg. Aber es ist unheimlich schwer. Ich fahre das DTM-Taxi und ich weiß, dass ich immer noch gut Auto fahren kann. Aber ohne Tests schlägt man von den Jungs keinen.

Haben Sie denn mal mit dem Gedanken an ein Comeback in der DTM gespielt?

Nein, bis jetzt noch gar nicht. Ich habe einen megaschönen Abschied gehabt, den ich 2008 selber wählen konnte. Ich habe einen schönen Job bei AMG als Markenbotschafter und kann in der GT3 noch schöne Rennen fahren. Ich bin ein großer DTM-Fan und schaue mir die Rennen an. Aber ich habe nie darüber nachgedacht, nochmal in der DTM zu fahren. Ich bin das Taxi gefahren und es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Und ich kann jedem jungen Fahrer nur raten: Es muss nicht immer nur die Formel 1 sein. Auch ein DTM-Auto kann die Erfüllung bringen, die man im Motorsport erreichen möchte.

Wäre denn ein Job als Funktionär in der DTM etwas für Sie?

Klar, das würde mich auch sehr reizen. Denn ich habe ja schon einige Jahre an Erfahrung auf dem Buckel. Aber mein Job als AMG-Markenbotschafter lässt mir nicht viel Spielraum. Ich bin so viel unterwegs, dass ich den Job aufgeben müsste, um in der DTM zu arbeiten. Doch das möchte ich im Moment nicht.

Was war in der vergangenen Saison die größte Überraschung für Sie?

Ich war sehr überrascht, dass Audi so stark zurückgekommen ist. In der DTM solche Schritte wie sie zu machen, ist fast unmöglich. Deswegen ist Mike Rockenfeller für mich auch der verdiente Champion. Er hat am Anfang bei den schweren Rennen gepunktet und dann zugeschlagen, als er in der Lage dazu war. Das macht einen Champion aus.

Und die negative Überraschung? Mercedes vielleicht?

Negativ würde ich nicht sagen. Aber es war natürlich schon enttäuschend, dass Gary Paffett, der anfangs gut mitgefahren ist, das Quäntchen Glück nicht hatte. Die letzten beiden Rennen waren natürlich nicht das, was wir uns bei Mercedes gewünscht haben. Das war schon enttäuschend. Aber wenn man zwei, drei Zehntel weg ist, ist man in der DTM nirgends. Und so wird man dann auch behandelt. Und das ist schade.

Timo Glock hat mit seinem Sieg in Hockenheim bewiesen, dass es auch die Formel-1-Fahrer offenbar können. Warum haben die sich in der Vergangenheit oft so schwer getan?

Timo hat sich auch schwer getan. Er hat sich den Sieg sicher nicht bis zum letzten Rennen aufgehoben, sondern hätte gerne auch früher gewonnen. Die DTM ist eine andere Serie als die Formel 1. Man muss sich reinarbeiten, sich reindenken, das Team kennenlernen und sich finden. Es geht um Hundertstel oder Zehntel, und das ist schnell mal verschenkt. Wenn Fahrer und Team nicht zu einhundert Prozent harmoniert, sieht ein Fahrer schlechter aus, als er eigentlich ist. Ich bin froh, dass Timo es geschafft hat. Ich würde mich freuen, wenn er im nächsten Jahr sogar um die Meisterschaft mitfahren kann. Denn so einen Mann braucht die DTM.

Glauben Sie, dass er 2014 schon um den Titel mitfahren kann?

Ich glaube, dass er das Zeug dazu hat. Aber in der DTM gehört mehr dazu als nur ein Fahrer, der das Zeug dazu hat. Es muss einfach alles passen. Das hat Mike Rockenfeller in diesem Jahr mit Phoenix gezeigt. Die Kombination hat das ausgemacht. Und wenn das alles passt, wird man Meister. Wenn es bei Timo Glock im kommenden Jahr so zusammenspielen sollte – warum sollte er dann nicht Meister werden?

Was war rückblickend das größte Highlight ihrer Karriere?

Das ist in etwa so wie die Frage, welches das schönste meiner Kinder ist. Das geht gar nicht. Ich habe zum Glück so viele Highlights in meiner Karriere gehabt, dass ich nicht sagen kann, dass es ein besonderes Highlight gegeben hat. Ich bin stolz auf jedes einzelne.

Gibt es eine große Enttäuschung, die Ihnen heute noch nachhängt?

Absolut. Das weiß ich noch wie heute. Das war im Frühjahr 1990, als sich Zakspeed zurückzog und mir bewusst wurde, dass meine Formel-1-Karriere vorbei ist. Das war die größte sportliche Enttäuschung meines Lebens.

Mal hypothetisch: Hätten Sie Ihre DTM-Erfolge für eine Formel-1-Karriere eingetauscht?

Für welche Karriere denn? Für sieben WM-Titel? (lacht). Ich bin immer realistisch gewesen, und habe auch nie zurückgeschaut oder von Dingen geträumt, die nicht gingen. Man muss aus dem, was sich bietet, das Beste machen. Mit Mercedes hatte ich einen unglaublichen Arbeitgeber hinter mir, für den ich stolz war zu fahren. Und wenn man mit Mercedes solche Erfolge feiern kann, dann braucht man nicht darüber nachzudenken, was hätte sein können.

Wann werden denn Ihre DTM-Rekorde gebrochen?

Das wird gar nicht so einfach sein, weil die DTM noch ein bisschen härter ist als früher und auch weniger Rennen gefahren werden. Ich habe zwar viele Siege verschenkt, aber es gab auch doppelt so viele Rennen im Jahr. Aber ich hätte auch nie gedacht, dass Michael Schumachers Rekorde mal gefährdet sein würden. Und Sebastian Vettel ist nah dran. Schumachers Rekorde sind nicht in Stein gemeißelt, und genauso ist es in der DTM. Rekorde sind dafür da, um gebrochen zu werden.

Lesen Sie morgen den zweiten Teil des SPEEDWEEK.com-Interviews mit Bernd Schneider.

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