Performance-Gewichte: Sinnvoll oder DTM-Unsinn?

Von Andreas Reiners
Performance-Gewichte: Mehr Ausgeglichenheit in der DTM

Performance-Gewichte: Mehr Ausgeglichenheit in der DTM

Klar, einen Wettbewerbsgedanken gibt es auch in der DTM. Auch in der Tourenwagen-Serie will der Beste, der Schnellste gewinnen.

Doch die Philosophie hinter der Serie sorgt dafür, dass derjenige, der zuletzt der Beste und Schnellste war, eingebremst wird. Auf den ersten Blick ein völliger Widerspruch zum grundsätzlichen Wettbewerbscharakter.

Die Intention dahinter: In der DTM soll es aus mehreren Gründen vermieden werden, dass ein Hersteller den anderen davon fährt. Oder einer der Konkurrenz chancenlos hinterher. Ein gutes Beispiel ist derzeit die Formel 1. Da gerät die Königsklasse ob der Dominanz schon in wilde Verzückung, wenn mangels an alternativen Siegern zu den Mercedes-Piloten Lewis Hamilton und Nico Rosberg mal ein anderer Fahrer ein Rennen zumindest mal ein paar Runden lang anführt. Was dazu führt, dass die Formel 1 vor allem mit dem Vorwurf der Langeweile leben muss.

«In der Formel Eins gibt es keine Performance-Gewichte, da geht es nur um maximale Performance. Wozu das führt, konnte man in den vergangenen Jahren sehen. Die DTM ist da anders: Hier geht es darum, den Zuschauern eine tolle Show zu liefern mit Überholmanövern und spannenden Rad-an-Rad-Kämpfen auf Augenhöhe. Ich denke dafür ist das Gewichts-Reglement ein guter Weg», sagte Mercedes-Pilot Robert Wickens.

Der Kanadier profitierte zuletzt am Norisring, grundsätzlich sowieso eine Mercedes-Strecke, von diesen Gewichten und wurde Zweiter im ersten Rennen und gewann den zweiten Lauf. Ebenfalls ein grandioses Rennen fuhr Audi-Pilot Mattias Ekström. Der hatte durch die Audi-Erfolge zuvor aber mit das schwerste Auto im Feld und wurde am Ende nur Vierter. Nach einem Rennen, dass er selbst als eines der besten seiner Karriere bezeichnete. Deshalb stellte der Schwede klar: «Egal ob ich Vorteile oder Nachteile habe, ich mag es nicht. Ich würde es auch nicht mögen, wenn Fußballer, die schnell laufen, mit Rucksäcken unterwegs wären.»

Aber: Der zweimalige Champion versteht wie die meisten Fahrer, warum es diese Performance-Gewichte gibt und akzeptiert den Sinn hinter der Regelung. Denn für die DTM wäre wohl kaum etwas so schlimm wie dauerhafte Langeweile an der Spitze wie derzeit in der Formel 1. Und für einen Hersteller wären Autos, die chancenlos hinterherfahren, zweifellos eine Katastrophe.

Audis DTM-Leiter Dieter Gass stehen als Ingenieur zwar die Haare zu Berge. «Aber ich bin überzeugt, dass es eingeführt werden musste. Denn wenn man ein Reglement hat, bei dem die Fahrzeuge eingefroren werden, keine Entwicklung mehr möglich ist und ich keine Möglichkeit habe, das Feld sonst irgendwie zusammenzuhalten, dann wird irgendjemand, der beim ersten Rennen hinterherfährt, sehr schnell die Lust verlieren. Weil er null Chancen hat, wieder an das Feld heranzukommen.»

Vor der neuen Saison gab es auch keinerlei Diskussionen, die im letzten Jahr eingeführten Performance-Gewichte wieder abzuschaffen. «Es war klar, dass es übernommen werden würde. Mit dem Unterschied, dass man nach einem Rennwochenende den doppelten Effekt hat», so Gass.

Denn die Gewichte werden zwar nach erst einem Wochenende, also beiden Rennen zugeladen, dafür aber nach jedem Rennen neu berechnet. Gewinnt Audi wie am Lausitzring oder Mercedes wie am Norisring beide Läufe, gibt es je nach Resultat des einzelnen Fahrers einer siegreichen Marke also möglicherweise auch doppeltes Gewicht. Diese Besonderheit führte zuletzt jedoch zu der Situation, dass Mike Rockenfeller als Gesamtsechster das schwerste Auto hatte, Tabellenführer Jamie Green trotz dreier Siege, aber wegen einer Platzierung außerhalb der Top Ten leichter als Rockenfeller war.

Insgesamt ist der Unterschied zwischen dem schwersten und dem leichtesten Auto bei 35 Kilogramm Unterschied gedeckelt. In Zahlen: Schwerer als 1.140 Kilogramm wird kein Bolide, leichter als 1.105 auch nicht.

An diesem Wochenende ganz zur Freude von BMW, die die leichtesten Autos im Feld haben. Deshalb hoffen die Münchner auch, in diesem Jahr endlich wieder um den Sieg mitfahren zu können. Bisher war bis auf einen Podiumsplatz von Bruno Spengler auf dem Norisring nicht viel zu holen für die erfolgsverwöhnte Marke. Dank der Gewichte wird das wohl nicht lange so bleiben. Abwechslung bleibt so garantiert. Auch wenn es immer noch ein Widerspruch ist.

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