Psychotricks und Giftpfeile: «DTM ist kein Ponyhof»

Von Andreas Reiners
In der DTM werden harte Geschütze aufgefahren

In der DTM werden harte Geschütze aufgefahren

Die DTM biegt auf die Zielgerade der Saison ein. Der Ton wird rauer und es wird in die psychologische Trickkiste gegriffen.

Auslöser war in gewisser Weise der Spitzenreiter. Marco Wittmann hatte Mercedes in Moskau fehlendes Fairplay vorgeworfen, er hatte sich im Qualifying von Felix Rosenqvist behindert gefühlt. Am Ende hatte sich das als ein persönliches Gefühl des BMW-Piloten herausgestellt, das mit Daten nicht belegbar war.

Doch der Vorwurf stand im Raum. Daraus entwickelten sich gleich mehrere Brandherde.

Fall Tomczyk:

Einen Tag nach Wittmann waren es Fahrer der Stuttgarter, die sich über angeblich unfaire Bremsaktionen von Martin Tomczyk beschwerten. Eine Untersuchung der Vorfälle gab es in Moskau aber nicht. Dafür schrieb Mercedes nach Moskau eine gepfefferte Mail an den DMSB. Der Inhalt hat es in sich, vor allem Tomczyk kommt dabei nicht gut weg.

Der DMSB hat sich nach der Mail die angeblichen Vorfälle noch einmal näher angeschaut, anhand von Daten und Kameras. Das Resultat: Tomczyk wurde von den Vorwürfen freigesprochen. «Wir haben bestimmte Dinge durch die Daten sehen können. Wir wollten sicherstellen, was es damit wirklich auf sich hat», begründete Mercedes’ DTM-Leiter Ulrich Fritz das Vorgehen. Warum hat man erst nach Moskau das Thema aufgegriffen? Man wollte nicht in Moskau aufgrund der Fahreraussagen ein riesiges Thema daraus machen. Wirklich gelungen ist das im Nachhinein nicht, auch der DMSB fand das Vorgehen eher unglücklich.

Im BMW-Lager nahm man den Vorfall relativ gelassen zur Kenntnis. «Es gibt einige Sachen, die sind normal in der DTM. Die Saison geht dem Ende entgegen, die Luft wird dünn», sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt, der allerdings das Verhalten gegenüber Tomczyk anprangerte. «Martin ist ein harter, aber fairer Sportsmann im Rennen. Ich finde es schade, weil Martin es verdient hat, dass man fair mit ihm umgeht.»

Zugeständnisse BMW:

Gary Paffett hatte zwischen Moskau und dem Nürburgring in einem sehr offenen Interview mit SPEEDWEEK.com erklärt, BMW-Titel hätten einen faden Beigeschmack und so die Diskussionen um die Zugeständnisse für die Münchner wieder auf die Agenda gebracht. Ein sowieso schon kontrovers geführtes Thema ging in die nächste Runde. Vor allem, weil BMW zwei Events vor Saisonende weiter in allen drei Wertungen vorne ist.

Timo Glock wetterte zum Beispiel, Mercedes solle vor der eigenen Tür kehren. «Die DTM ist kein Ponyhof, das ist jedes Jahr so. Man muss immer Erklärungen finden und die einfachste Erklärung findet man vielleicht auch erst einmal nicht bei sich selbst», sagte Marquardt, der natürlich damit gerechnet hat, dass die Zugeständnisse herangezogen werden, wenn die sportlichen Felle davonschwimmen. «Es gab vor der Saison einen Unterschied in den Paketen. Wir wollten den Fokus auf den Fahrer legen und haben zusammen entschieden, die drei Hersteller näher aneinanderzuführen. Und wie man sieht, hat das gut funktioniert», sagte Marquardt.

Bei Mercedes sieht man diese Entscheidung, die ja bereits während der Saison teilweise revidiert werden sollte, inzwischen ein wenig anders. «Im Laufe der Saison kam etwas anderes heraus, der BMW war deutlich stärker als angenommen. Aus heutiger Sicht hätten wir es vielleicht konservativer machen müssen. Es gab aber keine bessere Idee damals», sagte Fritz.

Wer sich bei der Fehde zwischen Mercedes und BMW amüsiert zurücklehnen kann, ist Audis DTM-Leiter Dieter Gass. «Ich sehe es bis zu einem gewissen Grad als normal an zu diesem Zeitpunkt. Da wird es auch das eine oder andere härtere Wort geben», sagte Gass.

Tricks auf der Strecke:

Das Thema Teamorder oder Teamwork, je nach Sichtweise, ist auf der Zielgerade ebenfalls ein heißes Thema. Auf dem Nürburgring beschwerte sich Wittmann nach seinem dritten Platz am Sonntag: «Die Konkurrenz von Audi hat ein paar Fahrer schön draußen gelassen, um die Spitzengruppe aufzuhalten. Dadurch ist Edo nach vorn gekommen ich verlor vielleicht Platz zwei.»

Adrien Tambay hatte dabei den «Prellbock» für Audi beziehungsweise Mortara gespielt, der das Rennen so gewinnen konnte. Da laufen die Vorwürfe aber ins Leere. Denn diese taktischen Spiele spielen alle drei Hersteller sehr erfolgreich, denn sowohl Wittmann wie auch Mercedes-Mann Lucas Auer waren von ihren Markenkollegen unterstützt worden.

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