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Eisspeedway Inzell: Medien unerwünscht

Kolumne von Ivo Schützbach
Der SPEEDWEEK-Reporter bei der Arbeit

Der SPEEDWEEK-Reporter bei der Arbeit

Eisspeedway fristet in Deutschland ein Schattendasein. Daran wird sich auch nichts ändern.

Dass der Deutsche Motor Sport Bund im Vergleich zum Fußball- oder Skiverband in Deutschland klägliche Arbeit abliefert, ist bekannt. Fahrern und Clubs ist aufgebürdet, sich um Öffentlichkeitsarbeit zu kümmern. Wenn dem nur so wäre.

Schauplatz Eisspeedway-Grand-Prix Inzell. Die neue «Max Aicher Arena» ist eines der modernsten Stadien im Kalender. Es gibt ein Pressezentrum, Internetverbindungen sind vorhanden. Was in anderen Motorsport-Disziplinen schon lange zum Standard gehört, muss im Eisspeedway besonders erwähnt werden.

Zum Eisspeedway verdonnert

Ich schildere Ihnen den normalen Arbeitstag eines hauptberuflichen Redakteurs, am Beispiel eines Kollegen von einer bayerischen Tageszeitung.

In der Redaktionskonferenz am Mittwoch vor dem Rennen wird er verdonnert, vom Eisspeedway-GP in Inzell zu berichten. Sportlich interessieren ihn Skirennen – und natürlich Fußball. Inzell ist nur zusätzliche Arbeit. Anstatt den Samstagabend mit der Freundin auf dem Sofa zu verbringen, macht er sich auf zu den Eis-Gladiatoren.

Drei Stunden vor dem Rennen kommt er am Stadion an. Dass es keine Presseparkplätze in der Nähe des Media Centers gibt, wundert ihn. Das normale Marschgepäck eines Reporters ist ein Rollkoffer mit 10 kg Computer und Zubehör, Fotografen haben bis zu 30 kg zu schleppen. Kein Spaß, wenn man 1,5 Kilometer vom Stadion entfernt parken muss und die Straßen von Schneematsch überzogen sind.

Im Pressezentrum ist zu hören, die Parkplätze wären Sache der Gemeinde, dieses Probleme gäbe es seit zehn Jahren. Uns interessieren Probleme nicht, nur deren Lösung. Logische Konsequenz: Kaum einer der wirklich arbeitenden Journalisten, das waren wenige genug, hat seine Arbeitszeug dabei, wollte es quer durch die Stadt schleppen.

Als international abgehärteter Journalist kommt man bis hierher klar. Ab dann wird es wirklich dilettantisch. Das Fahrerlager ist für die Presse offiziell nur eine Stunde am Tag geöffnet – während des öffentlichen Pitwalks, bei dem sich hunderte Fans im Paddock tummeln. Meine Frage, wie ich so meine Arbeit machen und Geschichten recherchieren soll, wird vom Pressechef mit einer schnippischen Bemerkung abgetan. Das wäre mein Problem, heißt es.

Fahrerlager war für die Presse geschlossen

MotoGP, Superbike-WM, Motocross-GP: Überall haben von der FIM akkreditierte Journalisten ständigen Zugang zum Fahrerlager, die Promoter bemühen sich um jeden Medienschaffenden, als wäre er der einzige. Wohl wissend um dessen Wichtigkeit im Konkurrenzkampf mit dem täglichen Fußball. Nicht so beim Eisspeedway in Inzell. Das Fahrerlager ist tatsächlich für die Presse gesperrt, von Securitys wie Fort Knox bewacht.

Für SPEEDWEEK kein Problem: Ein Anruf beim richtigen Mann im Fahrerlager und das Tor öffnet sich. Anscheinend hat jeder Mechaniker mehr Medienverständnis als der Pressechef. Der Kollege von der Tageszeitung hat weniger Glück. Ich muss ihn noch fragen, wie er seinem Chef erklärt hat, dass er ohne Geschichten aus Inzell zurückkam.

Im Fahrerlager treffe ich Günther Bauer, 2. Vorstand des Inzeller Clubs. Er hört von den medienfeindlichen Zuständen ebenso das erste Mal wie Peter Jansson, Race Director des Eisspeedway-GP. «Nächstes Mal rufst du mich an, dann trete ich in einige Hintern», sagt mir Jansson. Das hilft dem Lokaljournalisten vor Ort auch nicht.

Kein Fan interessiert sich dafür, wie wir Journalisten unseren Job erledigen. Aber jeder erwartet, dass wir ihn gut machen. Was einige Veranstalter mit den Medien betreiben, ist Sabotage.

Ich kann Ihnen genau sagen, was mein Kollege von der Tageszeitung machen wird: Er wird sich nie wieder zu einem Eisspeedway-Rennen verirren, schon gar nicht nach Inzell. Damit stirbt der Sport ein weiteres kleines Stück in der öffentlichen Wahrnehmung.

Leider kein Einzelfall.

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