Champion siegt: Lettenbichler dominiert Sea to Sky

Sieger Manuel Lettenbichler (KTM)
Der Führende in der WM-Wertung Manuel Lettenbichler legte von Beginn des Rennens ein Tempo vor, dem niemand im Feld folgen konnte. Der Bayer aus Kiefersfelden hatte auf seiner Werks-KTM zwischenzeitlich gut 8 Minuten auf den Spanier Mario Roman (Sherco) rausgefahren, der in den letzten Checkpoints zwar noch Zeit gutmachen konnte, aber im Ziel noch knapp 6 Minuten Rückstand auf Lettenbichler hatte.
Der Junge Mitch Brightmore zeigte wiederum eine glänzende Performance und schob sich mit seinem dritten Platz beim Sea-to-Sky in der Meisterschaftswertung knapp an Landsmann Billy Bolt vorbei. Der britische Superenduro-Dominator aus dem Husqvarna-Werksteam Bolt, der Lettenbichler in den letzten beiden WM-Rennen in Italien und Spanien noch schlagen konnte, trat trotz einer Erkältung an, fiel aber im Verlauf des Rennens immer weiter zurück und schleppte sich immerhin auf den 11. Platz.
Nach dem Beach und Forest Race an den vergangenen zwei Tagen ging es heute beim Hauptrennen, dem Mountain Race, von der Meereshöhe 0m am Strand bei Kemer an der türkischen Riviera auf den 2.365 Meter hohen Olympos Berg. 14 Checkpoints waren vor dem Ziel über eine Distanz von 64km zu absolvieren, die alles zu bieten hatten, was Hard Enduro ausmacht: Endlose Bachbetten, steilste Auf- und Abfahrten, Single Trails durch den Wald und steinige Tracks nach der Baumgrenze bis hin zur Spitze des auf Türkisch Tahtalı genannten Berges.
Der Slogan des Sea to Sky-Rennens «The most enjoyable race» stammt aus einem Interview mit Legende Graham Jarvis, der in den ersten Jahren des Rennens südlich von Antalya meinte: «It’s not the hardest but definitely the most enjoyable race.» («Es ist nicht das härteste, aber definitiv das schönste Rennen.»)
Mario Roman zeigte auf seiner Sherco, dass mit ihm besonders in schwierigem Terrain zu rechnen ist. Lettenbichler erzielte an 11 von 15 Checkpoints (inkl. Ziel) die Bestzeit, Roman konnte alle verbleibenden für sich entscheiden und holte insbesondere bei den letzten drei Zeitnahmen etwas auf. Im Ziel hatte der Spanier aber immer noch knapp 6 Minuten Rückstand auf Lettenbichler. Der britische Youngster Mitch Brightmore hatte als Dritter im Ziel wiederum siebeneinhalb Minuten Rückstand auf Roman. Romans Sherco-Teamkollege Teo Kabakchiev aus Bulgarien war nach der Verletzung, die er sich bei den Romaniacs zugezogen hatte, in der Türkei wieder am Start und zeigte bei dem Comeback am Olympos eine solide Leistung und beendete das Rennen auf dem 8. Platz.
Das deutsche Nachwuchstalent Felix Bähker (Beta), der im Junior-Team von Alfredo Gomez ausgebildet wird, erreichte einen respektablen 12. Platz und festigte damit seinen aktuell zweiten Platz hinter Thomas Scales (ZA, Beta) in der Junioren-WM-Wertung.
Die FIM hatte die Vergabe der Wertungspunkte im Mai für die Mehrtagesrennen neu definiert. Somit werden für den Prolog zwar wie gehabt Punkte für die ersten drei Fahrer vergeben (3 für Platz 1, 2 für Platz 2 und 1 für Platz 3), an den weiteren Renntagen werden pro Renntag weitere WM-Punkte an die Top 10 vergeben (10 Punkte für den Sieg bis 1 Punkt für Platz 10). Zusätzlich gibt es – wie gehabt – noch maximal 20 Punkte beim Sieg im Hauptrennen. Maximal kann ein Fahrer also in einem Mehrtagesrennen wie dem Sea-to-Sky 43 WM-Punkte sammeln.
Da Lettenbichler das Forest Race gewonnen hatte, sammelte er also vor dem Hauptrennen heute bereits 1 WM-Punkt für den dritten Platz im Prolog (Beach Race) und 10 Punkte für den Sieg im Forest Race. Mit dem Sieg im Hauptrennen, dem Mountain Race, addierte er nochmals 10 Punkte für den Tagessieg und 20 Punkte für den Sieg im Hauptrennen hinzu, sodass er das fünfte WM-Rennen mit einer Ausbeute von 41 Punkten absolvierte. Nach fünf von sieben WM-Rennen führt Lettenbichler nun mit 35 Punkten vor Mitch Brightmore. Bolt fällt durch seine krankheitsbedingt schwache Leistung auf Platz drei zurück.
Triumphator Manuel Lettenbichler: «In den letzten zwei Rennen hatte ich auch gesundheitlich etwas zu kämpfen. Hier in der Türkei habe ich mich wieder sehr gut gefühlt. Mit dem Holeshot heute hatte ich natürlich einen optimalen Start und konnte von Anfang an einen Vorsprung aufbauen, obwohl ich nicht einmal richtig Gas gegeben habe und den Reifen bewahren wollte. Wir waren heute wieder wie auch im letzten Jahr auf dem weichen Reifen unterwegs und es war wirklich wichtig, den für die letzten Kilometer zu schonen. Es hat am Ende alles gut gepasst, ich bin sehr glücklich. Der Track war insgesamt etwas leichter als im letzten Jahr, es waren aber ein paar komplett neue Sektionen dabei und als ich dort ankam, gab es überhaupt keine Linie. Die mußte ich erst einmal finden und ich war dann sehr froh, die Zielflagge als erster gesehen zu haben!»
Mario Roman: «Ein weiteres Jahr auf dem Podium beim Sea to Sky und ich bin sehr zufrieden. Heute war der härteste Tag – und der, den ich hier am meisten mag: Man startet am Strand und endet auf dem Berg. Am Strand habe ich es ruhig angehen lassen, denn ehrlich gesagt ist das Tempo wahnsinnig. Nach dem Wood Canyon habe ich angefangen, zu Topfahrern wie Billy, Wade, Mitch und so weiter aufzuschließen. Von da an habe ich mich auf den zweiten Platz gesetzt und versucht, dicht an Manuel dranzubleiben, der wirklich schnell unterwegs war. Ich lag erst 2 Minuten auf Mani zurück, dann 3, dann 4 und kam letztlich mit knapp 6 Minuten Rückstand ins Ziel – damit bin ich aber wirklich zufrieden. Ich möchte mich beim gesamten Team und allen bedanken, die das möglich gemacht haben.»
Als nächstes Rennen in der WM steht das GetzenRodeo am 24. und 25. Oktober in Deutschland an.
Ergebnisse Sea to Sky-Mountain-Race
1. Manuel Lettenbichler (D, KTM), 3:49:24,25
2. Mario Roman (E, Sherco), +05:47
3. Mitch Brightmore (GB, GASGAS), +13:17
4. Wade Young (ZA, GASGAS), +31:09
5. Graham Jarvis (GB, Husqvarna), +33:56
6. James Moore (ZA, KTM), +36:11
7. Matthew Green (ZA, KTM), +39:20
8. Teo Kabakchiev (BUL, Sherco), +46:45
9. Davide Cyprian (CZ, KTM), +47:37
10. Alfredo Gomez (E, Beta), +49:08
Vorläufiger WM-Stand Top 10 nach 5 von 7 Rennen
1. Manuel Lettenbichler (D, KTM) 143 Punkte
2. Mitch Brightmore (GB, GASGAS) 108
3. Billy Bolt (GB, Husqvarna) 105
4. Wade Young (ZA, GASGAS) 91
5. Mario Roman (E, Sherco) 85
6. Teo Kabakchiev (BG, Sherco) 59
7. Matt Green (ZA, KTM) 57
8. Alfredo Gomez (E, Beta) 57
9. James Moore (ZA, KTM) 45
10. Thomas Scales (ZA, Beta) 38