Startschuss für die «World Enduro Riders Association»
Nach dem Boykott fast der gesamten Weltspitze beim Hixpania in Spanien, dem vierten von sieben Rennen der Hard-Enduro-WM, hatten Billy Bolt und Manuel Lettenbichler im Interview (exklusiv auf SPEEDWEEK.com) bereits von der Gründung einer Fahrervereinigung gesprochen. Dass es den Fahrern mit ihrem Anliegen durchaus ernst ist, wurde mit der heute verschickten offiziellen Pressemitteilung der WERA deutlich.
Um den Stimmen der Fahrer über eine Vereinigung mehr Gewicht zu geben und die Zusammenarbeit zu fördern, zielt WERA darauf ab, den Hard-Enduro-Sport zu transformieren, indem sie den Organisatoren der Rennen und den Promotern der Meisterschaft die Zusammenarbeit anbietet, um transparentere, konsistentere und spannendere Wettbewerbe zu schaffen und so das volle Potenzial von Hard Enduro für alle Beteiligten ausschöpfen zu können.
Die WERA soll als wesentliche Brücke zwischen Fahrern und Organisatoren dienen, die Interessen der Fahrer vertritt und Klarheit, Struktur und Konsistenz im gesamten Sport fördern. Wichtige Initiativen umfassen die Vereinfachung von Regeln und Prozessen, die Steigerung der Sicherheit und Transparenz und die Verbesserung der allgemeinen Rennqualität – von innovativen Streckendesigns und fairer Gleichbehandlung bis hin zu optimierten Meisterschaftsplanungen, Kalenderoptimierung und erhöhten Standards für das gesamte Rennökosystem.
«Im Kern geht es bei WERA darum, dass die Fahrer zusammenkommen, um einen echten und nachhaltigen Einfluss zu nehmen», sagte Alfredo Gomez, der Präsident von WERA. «Wir alle haben unsere persönlichen Grenzen auf den härtesten Strecken ausgereizt, aber wir haben auch Bereiche gesehen, in denen sich der Sport selbst weiterentwickeln kann. Indem wir Hand in Hand mit Organisatoren und Promotern zusammenarbeiten wollen, sind wir entschlossen, eine professionellere Zukunft aufzubauen, die neue Fans anzieht und die nächste Generation von Talenten fördert.»
Mario Roman, Vizepräsident von WERA, betonte die Dringlichkeit des Wandels: «Zu lange wurden die Stimmen der Fahrer in den Entscheidungen, die unseren Sport prägen – Entscheidungen, die unsere Sicherheit, Fairness und Leidenschaft bei jedem Start beeinflussen –, mehr oder weniger ignoriert. WERA ist unsere Plattform, um endlich gehört zu werden, sinnvoll zusammenzuarbeiten und sicherzustellen, dass Hard Enduro für die Fahrer wächst, die es zu dem machen, was es ist.»
Die Gründung von Vereinigungen der Athleten ist nicht unüblich. Im Snowboard-Sport zum Beispiel, wo Red-Bull-Romaniacs-Mastermind Martin Freinademetz in seiner aktiven Zeit und als zweifacher Snowboard-Weltmeister an der Gründung einer ähnlichen Vereinigung beteiligt war.
Letztlich lässt sich an dem Boykott beim Hixpania und der Gründung der WERA der Wille der Fahrer ablesen, nach jahrelangen und eher erfolglosen Versuchen des Dialogs mit den Veranstaltern und Promotoren nun Nägel mit Köpfen zu machen und in dem auch formellen Zusammenschluss die Ernsthaftigkeit nachzuweisen.
Grundsätzlich sollte es doch darum gehen, die berechtigten Interessen aller Beteiligten in die Balance zu bringen – und zwar in allen relevanten Bereichen. Natürlich möchte der Veranstalter seinen Zuschauern spektakuläre Action bieten, was meist mit extremen Auf- und Abfahrten versucht wird. Und das resultiert schnell in einer Aufwärtsspirale, bei der die Fahrer durchaus zu Recht irgendwann sagen: «Es reicht!» Denn für die Veranstalter ist es ihr Rennen, das einmal im Jahr stattfindet. Für die Fahrer ist jedoch alle paar Wochen ein neues Rennen und es sind neue Sektionen, die nicht nur schwieriger, sondern auch gefährlicher werden.
Verständlich, dass sich die Fahrer inklusive der Stars der Szene wie Manuel Lettenbichler und Billy Bolt, irgendwann fühlen wie «Zirkuspferde», die in die Manege getrieben werden. Mitch Brightmore brachte es beim Hixpania auf den Punkt: «Wir wollen einfach nicht, dass irgendwann einer von uns stirbt.» Bislang lief zwar immer alles recht glimpflich ab – doch braucht es erst einen Fahrer im Rollstuhl oder gar eine Beerdigung, um ein gesundes Mittelmaß zu finden? Sicher nicht.
Die nächste Gelegenheit für eine konstruktive Abstimmung zwischen den Fahrern und dem Veranstalter bietet sich bereits beim Sea to Sky an der türkischen Riviera vom 9. bis 11. Oktober 2025.
WM-Stand Top-10 nach 4 von 7 Rennen:
1. Manuel Lettenbichler (D, KTM) 102 Punkte
2. Billy Bolt (GB, Husqvarna) 89
3. Mitch Brightmore (GB, GASGAS) 74
4. Wade Young (ZA, GASGAS) 62
5. Mario Roman (E, Sherco) 54
6. Alfredo Gomez (E, Beta) 45
7. Matt Green (ZA, KTM) 39
8. Teo Kabakchiev (BG, Sherco) 39
9. Thomas Scales (ZA, Beta) 32
10. James Moore (ZA, KTM) 27