Doppelt angeschmiert

Kolumne von Oliver Runschke
Montag war ein besserer Tag für Ratel

Montag war ein besserer Tag für Ratel

Montag feierte Stephane Ratel mit der GT1-WM-Präsentation einen seiner grössten Triumphe, vier Tage später muss er mit der Absage der FIA GT2-EM einen herben Dämpfer einstecken.

Das die GT2-EM nun zur Totgeburt wurde, kommt nicht von ungefähr. Anders als bei der GT1-WM und der GT3-EM fehlten der GT2-EM frische Ideen. Ratel widmete in den letzten Monaten seine Energie der Verwirklichung seines GT-Traums, als er sich der GT2-EM annahm, lag das Kind schon im Brunnen.

Mit dem Ausschluss von als Platin eingestuften Werksfahrern vertrieb die FIA/SRO die werksunterstützten Teams im Handstreich und brüskierte anschliessend mit dem neuen Ein-Stunden-Rennformat mitsamt wertlosem Quali-Rennen die wenigen letzten Amateure. Teure Einsatzkosten und ein kostenintensives 24h-Rennen im Kalender in Kombination mit der Wirtschaftskrise taten ihr übrigens. Dazu passte wunderbar die Schnapsidee das Finale auf der maroden Strecke in Enna zu fahren.

Bedenklich stimmt die aktuelle Entwicklung allerdings für die Zukunft der GT2. Die GT2 mutiert zu einer für Privatteams unbezahlbaren Werks-Klasse. Der Trend, der in der ALMS den Anfang nahm, setzt sich jetzt auch vermehrt in Europa fort: Zehn der 15 für die LMS eingeschriebenen GT2-Teams sind Werksmannschaften, oder gelten als werksunterstützt. Doch das Werke kommen und gehen und anschliessend meist verbrannte Erde hinterlassen, ist auch in GT-Kreisen hinreichend bekannt.

Das auch der ACO schon 2007 die ausufernden Kosten der GT2 anprangerte und Handlungen forderte, scheint mittlerweile vergessen. «Warum etwas reparieren, das nicht kaputt ist», sagte ALMS-Chef Scott Atherton zu den GT2 im Herbst. Doch in der GT2-Klasse rüsten sich Porsche, Ferrari, Corvette und BMW gerade um Kopf und Kragen. Die Preise der aktuellen Generation GT2-Fahrzeuge hat absurde Höhen erreicht, der Markt stagniert. Corvette hat für eines der besten GT2-Autos bei einem Anschaffungspreis jenseits einer halben Million Euro bislang noch keinen einzigen Kunden gefunden.

Stephane Ratel die ganze Misere der gescheiterten GT2-EM alleine anzukreiden wäre aber nur ein Teil der Wahrheit. Der Franzose ist nicht unschuldig und auch massgeblich für die GT-Regeln verantwortlich. Die GT3 kannibalisierte mit ihrem Erfolg die GT2, was Ratel in seinem Statement heute unverwunden zugab. Durch das EM-Aus ist Ratel jetzt aber gleich doppelt angeschmiert. Denn zum einem verdient er als Rennpromotor nur Geld mit Serien, die auch auf die Räder kommen. Sein Prestigeprojekt GT1-WM bringt im ersten Jahr kaum einen müden Cent. Zum anderen verliert er jetzt auch an politischem Einfluss. Da er mit der GT2-Klasse in FIA-Serien nun nicht mehr existent ist, könnte der ACO sich nun einbilden der GT2-Regeln anzunehmen, was den ganzen Schlamassel nicht besser macht.

Wird die GT2-EM aber am Ende überhaupt jemanden fehlen? Ich behaupte nein, ein Rennwochende mit GT1-WM, GT2-EM, GT3-EM und GT4 Cup wäre vermutlich selbst für hartgesottene GT-Fanatiker ein Overkill. Besser ein packendes GT1-Rennen und ein knackvolles GT3-Feld, als zwischendurch noch eine halbgare GT2.

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