6h Silverstone: So stehen die Chancen im Rennen

Von Martina Müller
Porsche 919 Hybrid (vorne) und Toyota TS050 Hybrid kämpfen in Silverstone um den Sieg

Porsche 919 Hybrid (vorne) und Toyota TS050 Hybrid kämpfen in Silverstone um den Sieg

Toyota gegen Porsche heißt das große Duell beim 6-Stunden-Rennen der Sportwagen-WM (FIA WEC) in Silverstone. Nach der bislang gezeigten Performance sind die Japaner die großen Favoriten.

Das Rennwochenende in Silverstone ist bereits in vollem Gange: Und mit Bestzeiten in allen freien Trainingssitzungen sowie dem Erzielen der Pole-Position ist Toyota auf jeden Fall haushoher Favorit auf den ersten Sieg des Jahres. Zu dominierend war einfach die gezeigte Leistung bislang und zu viel besser passt das verwendete Hi-Downforce-Kit der Japaner auf den 5,901 Kilometer langen Kurs in Zentralengland. Dennoch gilt: In einem Langstrecken-Rennen von sechs Stunden kommt es nicht zwangsläufig auf das ultimativ schnellste Auto an. Vielmehr ist es wichtig, auf hohem Niveau seine Rundenzeiten über einen langen Zeitraum einigermaßen reproduzieren zu können.

Zwar lagen diesbezüglich Porsche und Toyota nicht ganz so weit entfernt, als es die Quali-Zeiten vermittelten, dennoch befinden sich die Weissacher auch hier im Nachteil. Grund dafür sind schlichtweg die Reifen. Schaut man in neuralgischen Kurven genau hin, kann erkannt werden, dass der Porsche wegen der Le-Mans-Aero teilweise erblich öfter ins Rutschen gerät, als der Toyota. Und das ist für die Langlebigkeit der Pneus absolut tödlich. Hier spielt Porsche zusätzlich noch der Fakt entgegen, dass 2017 nur noch vier (anstatt sechs) Reifensätze in Qualifikation und Rennen benutzt werden dürfen. Doppel-Stints werden im Rennen somit zum Standardprogramm. Porsche-Teamchef Andreas Seidl sieht es ähnlich: «Gerade zum Ende des jeweils zweiten Stints werden wir wohl Probleme mit den Reifen bekommen», befürchtet er. Dies wird sogar noch verstärkt, da der Toyota seit jeher besser mit den Reifen zurecht kommt als der Porsche.

«Natürlich war heute ein großer Tag. Man darf sich jedoch nicht zu sicher in diesen 6-Stunden-Rennen sein. Aber ich denke schon, dass wir einen kleinen Vorteil gegenüber Porsche haben», strahlt hingegen Toyota-Pilot Anthony Davidson. «Grundsätzlich haben wir uns über das ganze Wochenende aber auch nie wirklich für das Qualifying interessiert. Im Gegensatz zu Toyota hatten wir in den freien Trainings beispielsweise nicht einmal eine Quali-Simulation gemacht», bleibt Porsche-Pilot Timo Bernhard trotz des hohen Rückstandes in der Qualifikation dennoch cool. «Und aufgeben werden wir das Rennen schon mal gar nicht!»

Ein Punkt, der Porsche jedoch entgegen kommen könnte, ist das Hybrid-System. Denn der 919 aus Weissach lädt unter anderem auch über den Abgasstrahl – also beim Gasgeben auf der Geraden – seine Elektropower auf. Der Toyota TS050 sammelt seine Zusatzpower lediglich beim Bremsen ein. Doch gerade das Layout des Kurses in Silverstone ist dafür alles andere als maßgeschneidert. Das weiß auch Porsche-Pilot Neel Jani: «Ein bisschen haben uns die starken Toyota-Zeiten schon irritiert. Denn wenn man genau hinschaut, stellt man fest, dass sie eine Runde immer sehr schnell waren, dann aber in den Folgerunden zeitlich abgebaut haben. Mit dem Hi-Downforce-Paket rekuperierst du einfach viel weniger, weil du später und dann auch weniger bremst.» Worauf Jani anspielt ist, dass Toyota seine Hybrid-Batterien während des Rennens nicht unbedingt in jeder Runde voll bekommen könnte. «Das könnte vielleicht unser einziger Joker sein», sieht er eine kleine Chance für das Rennen. Und auch auf Regen will man im Porsche-Lager nicht hoffen. «Denn dann sind die Toyota mit ihrem hohen Abtrieb sogar noch mehr im Vorteil», stellt Jani klar.

Trotz der auf den ersten Blick eindeutigen Faktenlage zugunsten von Toyota kann dennoch ein spannender Kampf über sechs Stunden erwartet werden. Einfach schon deswegen, weil gerade zu Beginn einer Saison an den Rennwagen immer wieder das eine oder andere technische Problemchen noch nicht aussortiert werden konnte. Somit liegt vielleicht urplötzlich ein Auto ganz vorne, das zunächst gar nicht wirklich gut auf Pace kam. Und der schnellste Wagen muss (aus welchen Grund auch immer) vielleicht in die Rolle des Jägers schlüpfen. Alles ist möglich und das ganze sechs Stunden lang. Mit dieser Aussicht schlägt das Herz eines jeden Racers gleich viel höher.

Dinge, die es im Rennen zu beobachten gilt:
  • Wie ist die Reifen-Performance des Porsche?
  • Wie kann der Toyota den gezeigten Speed in der Folgerunde reproduzieren?
  • Bringt ein Regenschauer Durcheinander ins Feld?
  • Wie gut führen sich die beiden Neulinge André Lotterer (Porsche) und José María López (Toyota) in ihr Team ein?

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