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Buemi: «Le Mans ist immer noch eine Herausforderung»

Von Gerhard Kuntschik
Sébastien Buemi

Sébastien Buemi

Sébastien Buemi ist Werksfahrer von Toyota in der Sportwagen-WM (FIA WEC) und teilt sich einen GR010 Hybrid mit Ryo Hirakawa und Brendon Hartley. Im Interview spricht er über die Vergangenheit und die aktuelle Saison.

Sébastien Buemi gehört zu den erfolgreichsten Fahrern in der Langstrecken-WM: mit vier WM-Titeln (2014, 2019, 2022, 2023) und gleich vielen Siegen in Le Mans (2018, 2019, 2020, 2022). Im WEC verbuchte er bisher eine Siegquote von rund 30 Prozent (24 in 79 Rennen). Dazu kommen ein WM-Titel in der Formel E (2016 mit Renault e-dams) und drei Jahre in der Formel 1 mit Toro Rosso. Auch heuer ist der Westschweizer aus Aigle im WEC, der FE und als Simulatorfahrer von Red Bull Racing virtuell in der Formel 1 dabei. An diesem Wochenende ist der 35-jährige Toyota-Star in den Sechs Stunden von Imola im zweiten WEC-Lauf der Saison engagiert.

Sind Deine großen Erfolge auf der Langstrecke und in der Formel E Entschädigung genug für eine vielleicht zu kurze Zeit als F1-Stammfahrer?

Sébastien Buemi: «In der Formel 1 musst du nicht nur schnell sein, sondern auch Glück mit dem Auto haben. Man sagt, das Timing sei sehr wichtig, was auch stimmt. Ich habe sicher nicht alles richtig gemacht. Aber ich habe das Gefühl, ich hätte mehr erreichen können. Toro Rosso lief 2009 ganz gut. Aber 2010 wurde schwieriger mit dem „echten“ eigenen Auto. 2011 war wieder besser, dann entschied Red Bull, was sie mit mir machen wollten. Ich blieb Reservist. Dann kam Toyota und die Vorbereitung des LMP1-Autos.»

Wie bist Du zu Toyota gekommen?

«Ich hatte schon 2009 Kontakte. Wir waren sehr nah an einer Übereinkunft für die F1 2010, aber dann stieg Toyota wegen der Wirtschaftskrise aus. Das Management für LMP1 war dann das gleiche, ich war mit Technikchef Pascal Vasselon in Verbindung und bekam einen Platz.»

Du bist aber immer noch Red-Bull-Pilot, auch für die F1?

«Ja, ich bin weiter im Simulator. Und zwar immer, wenn ich keinen Renneinsatz im WEC oder der FE habe. Ich bin auch im Race-Support-Einsatz an F1-Wochenenden, wenn ich sonst frei bin. Dieses Wochenende z. B. ist Jake Dennis im Support in Milton Keynes, ich bin wieder Donnerstag und Freitag beim GP von Imola dran.»

Macht das auch Spaß? Wie interessant ist Simulatorarbeit?

«Klar, du fährst immer noch Formel 1, und du lernst dabei dazu. Du siehst, wo das Toplevel ist. Ich kann viel davon mitnehmen für meine Rennen im WEC oder der FE. Du lernst die Reifen und die Limits einzuschätzen. Du bist ständig im Training.»

Im WEC hat Toyota Konkurrenz wie noch nie. Wie schwierig ist diese Saison, welche Ziele habt ihr?

«Klar wollen alle gewinnen. Katar war hart, weil es keine Strecke für uns war. Hier sollte es etwas besser laufen. Im WEC ist jetzt nicht mehr möglich, alles zu gewinnen wie früher. Jetzt kommt es darauf an, konstant möglichst viele Punkte zu holen. Und natürlich ist Le Mans das große Ziel, das alle anstreben. Aber so «einfach» wie früher wird das nicht mehr. Ich gebe zu, wir sind aber derzeit ein wenig zu langsam.»

Wegen des BoP (Balance of Performance, Anm.)?

«Wir sollen zum BoP ja nichts sagen…»

Bist Du nach vier Siegen in Le Mans immer noch scharf auf diesen Prestigeerfolg?

«Ja, weil es immer wieder die größte Herausforderung ist. Viele Hersteller, viele Autos… Ich fühle mich glücklich, in einer solchen Meisterschaft zu fahren und zu siegen. Viele gute Fahrer waren zehn Jahre im WEC und haben nie Le Mans gewonnen.»

Wie war die Zeit mit Fernando Alonso als Teamkollegen? War er ein echter Kollege oder der Star?

«Er war ein Superteamkollege. Er wusste genau, wo er stark war und wo weniger. Er verstand die Prinzipien schnell und hat uns allen sehr geholfen, das Auto voranzubringen. Wir hatten viel Spaß gehabt zusammen. Ich konnte viel von ihm lernen.»

Stellst Du den FE-Titel 2016 auf die gleiche Stufe wie Deine WEC-Triumphe?

«Es ist etwas anders. Im WEC hast du zwei Teamkollegen. Wenn du gewinnst, ist es einerseits schöner, weil du mit deinen Kollegen feierst. Andrerseits weniger, weil du nicht allein gewinnst. In der FE bist du allein. Es ergibt ein anderes Gefühl. Ich hatte zuletzt mehr Erfolge auf der Langstrecke als in der FE, aber es machen beide Kategorien Spaß.»

Als Du bei Nissan in der FE warst, bist Du auch WEC für Toyota und F1-Simulationen für Red Bull-Honda gefahren. Drei japanische Hersteller als Arbeitgeber, wie ging das?

«Das ist richtig. Toyota und Nissan war vielleicht das größere Problem, mit Red Bull und Honda machte es nicht viel aus. Jetzt mit Envision als Jaguar-Kunde ist alles einfach. Auch wenn sportlich unsere Saison bisher schwierig ist.»

Dein Teamkollege bei Envision, Robin Frijns, ist ein Gegner hier, wie auch einige andere Piloten, die beide Serien fahren…

«Das macht Spaß mit Robin, er ist ein guter Kerl. Es ist gut, dass er mit BMW hier ist. Ja, man trifft sich immer wieder…»

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