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Tom Kristensen: Abschied ohne Wehmut

Kolumne von Oliver Runschke
Eine Ära geht zu Ende: Tom Kristensen feiert seinen Abschied auf dem Profi-Motorsport. Und damit hat er recht.

Auf seiner Abschieds-Pressekonferenz war Tom Kristensen vom Reliquien seiner beeindruckenden Karriere umgeben. Knapp zwei dutzend Helme aus den vergangenen 30 Jahren waren ausgestellt, dazu Fahreranzüge von heute bis zurück zu den Tagen, als er für Bertram Schäfer 1991 im Ralt-VW die deutsche Formel-3-Meisterschaft gewann. Kristensen agierte in seiner ihm ganz eigenen, unverkennbar coolen und charmanten Art, wie man es schon lange von ihm gewohnt ist. Über seinen Abschied sprach er in der gleichen Tonlage, wie er nach seinen neuen Le-Mans-Siegen Auskunft gab. Sehr gefasst, sogar mit einem Lachen im Gesicht kündigte er seinen Rücktritt an. Keine zitterige Stimme, keine Tränen in den Augen, kein Wehmut. Denn das wäre nicht die Art von Kristensen. Während sich einer der ganz Grossen aus dem Sport verabschiedet, feiert der Protagonist diesen Tag. Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ulrich erzählte einige Anekdoten und mit etwas Verspätung betrat Joest Racing-Teamdirektor Ralf Jüttner den Saal und wurde prompt von Kristensen ans Mikrofon geholt.

Ohne Jüttner hätte es die Legende Tom Kristensen in Le Mans vielleicht nie gegeben. Er war es, der Kristensen wenige Tage vor den 24h von Le Mans 1997 anrief und erstmals nach Le Mans holte. Jüttner setzt Kristensen zusammen mit dem unvergessenen Michele Alboreto und Stefan Johansson in einem TWR-Porsche, das Siegerauto aus dem Jahr zuvor. Eine mutige Angelegenheit, es war für Kristensen erst der zweite Sportwageneinsatz, nachdem er 1992 sein Debüt ausgerechnet für Toyota gab (1992 in Mine im TS010 mit Eddie Irvine und Jacques Villeneuve). Der Mut von Jüttner zahlte sich aus, Kristensen siegte beim Debüt. Nach einem kurzen Umweg über BMW landete er bei Audi und wieder bei Jüttner und Reinhold Joest, die Legende nahm ihren Lauf. 

Kristensen verabschiedet sich von seinem Sport nicht so perfekt, wie Allan McNish das im vergangenen Jahr nach Le-Mans-Sieg und Weltmeistertitel geschafft hat, aber mit der richtigen Einstellung. Der Rücktritt von «TK» war dabei keine Überraschung und absehbar. Kristensen freut sich über diesen Tag, feiert ihn. Dazu hat er allen Grund: Er hat sich zu einem der Grössten in seinem Sport gefahren, vielleicht zu dem grössten Fahrer.

Einen speziellen Grund, warum er in zehn Tagen in Brasilien endgültig sein letztes Autorennen bestreitet, nannte Kristensen auf seiner Pressekonferenz nicht. Musste er aber auch nicht. Er hat alles gewonnen, was in seinem Sport zu gewinnen gibt, mehr erreicht, als man eigentlich erreichen kann und welcher Spitzensportler ist mit 47 Jahren noch im Geschäft?

Seine neun Le Mans-Siege sind ein Rekord für Ewigkeit. Wenn «Mr. Le Mans» seinen Helm für immer absetzt und auf seine lange Karriere zurückblickt, ist das ein Grund zu feiern. Mit einem Glas Champagner stiess Kristensen mit Dr. Ullrich an, doch zuvor übergab er seinem Chef noch seinen Helm zur sicheren Verwahrung. «Um sicherzustellen, das ich nicht doch noch rückfällig werde.»

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