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Porsche-Pilot Timo Bernhard im Exklusiv-Interview

Von Oliver Müller
Sehr der Motorsport-Tradition verpflichtet: Timo Bernhard im Helm-Design des vor 30 Jahren verunglückten Stefan Bellof

Sehr der Motorsport-Tradition verpflichtet: Timo Bernhard im Helm-Design des vor 30 Jahren verunglückten Stefan Bellof

Er ist einer grössten Rennfahrer in Deutschland. Im zweiteiligen Interview mit SPEEDWEEK.com blickt Timo Bernhard voraus auf die 6 Stunden vom Nürburgring und enthüllt, wo er im LMP1-Porsche noch gerne Gas geben möchte.

Herr Bernhard, nächste Woche ist es soweit. Mit dem 6-Stunden-Rennen am Nürburgring gastiert die Sportwagen-WM (FIA WEC) erstmals auf deutschem Boden. Wie gross ist Ihre Vorfreude auf das Heimspiel in der Eifel?

Timo Bernhard: Mit dem Ring habe ich eine ganz besondere Beziehung - zum einen wegen der Nähe zu meiner Heimat und zum anderen aufgrund der schönen Erfolge, die ich über die Jahre dort gefeiert habe. Jeder der fünf Gesamtsiege beim 24-Stunden-Rennen war für mich ein Meilenstein und auch in den Carrera-Cup-Rennen, die ich dort gefahren bin, lief es für mich immer rund. Natürlich ist es auch Porsches Heimrennen und wir freuen uns, vor heimischem Publikum fahren zu können.

Nach dem souveränen Le-Mans-Sieg fährt das Porsche Team als Favorit zum Nürburgring. Was können wir von Ihnen und Ihrem Team dort erwarten?

Der Doppelsieg in Le Mans ist ein Hammer-Ergebnis für Porsche und das gesamte Team. Wir möchten den Schwung und die Euphorie mit zum Heimrennen nehmen. Die Strecke in Le Mans hat natürlich von der Charakteristik her nichts mit dem Nürburgring zu tun. Trotzdem greifen wir an und wollen den vielen Fans und Porsche Anhängern ein tolles Rennen bieten - am Besten mit einem Porsche-Sieg.

In der Fahrer-Weltmeisterschaft liegen Sie, bei noch fünf ausstehenden Rennen, nur 27 Punkte hinter dem führenden Audi-Trio. Warum holen Sie und nicht die Konkurrenz aus Ingolstadt den WM-Titel?

Es wird ganz klar eine spannende zweite Saisonhälfte. In den ersten drei Saisonrennen haben wir Motorsport auf allerhöchstem Niveau gesehen. Um zu gewinnen, muss man in allen Bereichen perfekt aufgestellt sein. Und dann fängt es an, Spass zu machen. Man geht praktisch überall ans Limit. Wir wissen, dass wir mit Toyota und vor allem Audi auf extrem harte Konkurrenz treffen. Aber ich denke, wir sind mit beiden Autos gut aufgestellt und auch mit meiner Crew, der #17. Wenn ich auf unser Auto schaue, haben wir durch unser gutes Le Mans-Ergebnis wieder eine Chance in der WM und die möchten wir nutzen. Wir arbeiten hart und wollen uns mit Platz zwei nicht zufrieden geben.

Im Gegensatz zur Formel 1 ist die FIA WEC in der breiten Öffentlichkeit eher wenig bekannt. Wo sehen Sie aus Fahrersicht das grösste Potential, um das Interesse an der Serie zu erhöhen?

Die Sportwagenszene hat sehr grosses Potential, wieder an die goldenen Zeiten aus den 60er und 70er Jahren anzuknüpfen. Langstreckenrennen sind natürlich langwieriger als ein Zwei-Stunden-Formel-1-Rennen und es erfordert natürlich auch von den Fans Ausdauer diese langen Rennen zu verfolgen. Wir haben in den ersten drei Runden spannende Rennen gesehen, mit tollen Zweikämpfen und Überholmanövern. Das Duell um die vorderen Plätze blieb bis zum Schluss spannend und die Autos lagen bis zur Zieleinfahrt zeitlich sehr dicht zusammen. Die Fahrer pushen bis ans Limit und die LMP1 Autos sind natürlich auch spektakulär – so was sieht man nicht alle Tage. Ich denke, wir haben mit den 24h von Le Mans einen Joker im Kalender, auf dieses Rennen schaut jedes Jahr die ganze Welt. Das strahlt über kurz oder lang mehr und mehr auf die ganze Serie aus. Ein breiteres TV-Paket wäre ein Baustein, der der WEC enorm helfen könnte, sich breiter aufzustellen und bekannter zu werden und es den Fans zu ermöglichen, unseren tollen Sport besser zu verstehen und zu verfolgen.

Nächsten Monat wird der 2016er Kalender der FIA WEC verkündet. Es heisst, dass wohl ein bis zwei Rennen dazu kommen werden. Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, wo würden Sie mit dem Porsche 919 Hybrid gerne antreten und warum?

Am Nürburgring müssen wir bleiben; ein deutsches Rennen hat einen Platz im Kalender verdient. Zusätzlich wäre Monza als Austragungsort fantastisch und würde den Kalender weiter aufwerten. Gerade was Sportwagen anbelangt, ist Monza ist fast magischer Ort mit viel Tradition.

Teil 2 des Exklusiv-Interviews mit Timo Bernhard erscheint morgen auf SPEEDWEK.com. Darin gibt der Porsche-Pilot einen Einblick in sein Leben neben der Rennstrecke und erzählt, welchen Traum er sich noch erfüllen möchte.

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