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Marc Surer exklusiv: FIA-Urteil zu Motoren – ein Witz

Von Mathias Brunner
Marc Surer

Marc Surer

​Die FIA findet – die Formel-1-Motoren von Mercedes, Ferrari und Renault seien nun annähernd gleich stark. Sky-Experte Marc Surer kann darüber nur lachen: «Das ist doch ein Witz! Die FIA will nur nicht eingreifen.»
Was hältst du von der FIA-Aussage, wonach die besten Motoren der Formel 1 nun auf gleichem Niveau seien?

Für mich ist das eine rein politische Aussage, ein Witz! Wenn Sergio Pérez als Pilot eines Mercedes-Kunden eine solche Aussage macht, dann ist das für mich logisch – schliesslich haben die Mercedes-Teams null Interesse daran, dass die anderen Motorhersteller nachrüsten dürfen.

Die FIA weiss: Wenn sie bei den Motoren eingreift, dann entsteht ein Riesenchaos. Die Erklärung, diese Erkenntnisse würden auf hochkomplexen Datenerhebungen basieren, ist lachhaft. Es ist nämlich sehr einfach – du machst eine Messung ausgangs letzter Kurve bis zur Ziellinie, dann weisst du, wer am meisten Dampf hat. Nach der Ziellinie beginnt die Aerodynamik zu wirken, hier geht es um Luftwiderstand. Aber zu Beginn der Geraden geht es um reine Beschleunigung, und die ist das Ergebnis von roher Leistung.

Die FIA versteckt sich hinter ihren ganzen Daten, weil sie sich nicht in die Entwicklung einmischen wollen, sie versteckt sich hinter Daten, die kein Mensch versteht. Logisch, denn sagen wir Renault darf mehr als die anderen nachlegen und dann gewinnen sie in Monaco, dann ist das Geschrei gross.

Aus meiner Zeit als Pilot in einer Turbo-Ära galt die Faustregel: Zehn Prozent Leistung entsprechen einer Sekunde, je nach Strecke. Wenn die FIA also von drei Zehnteln spricht, dann entspräche das mehr oder weniger 30 PS. Das stimmt niemals! Ich würde unterzeichnen, dass Ferrari im Renntrimm auf Mercedes-Niveau liegt, bei Renault gehe ich aber von einem Manko in Höh von 50 oder 60 PS aus.

Lass uns von deinen Eindrücken aus den ersten beiden Trainings sprechen.

Der kraftvollste Eindruck für mich ist – der Ferrari scheint zu diesen Reifen am besten zu passen. Es fällt auf, dass der Ferrari auf jeder Art Rennstrecke konkurrenzfähig ist. Die 2017er Pirelli harmonieren mit dem Ferrari eher als mit dem Mercedes.

Wieso kommt Sebastian Vettel mit dem Wagen besser zurecht als Kimi Räikkönen?

Kimi hat aufgrund seines Fahrstils mehr Schwierigkeiten, die Vorderreifen auf Temperatur zu bringen.

Hattest du den Eindruck, Mercedes hat am Freitag geblufft?

Nein, denn Lewis Hamilton hatte viele Fehler drin. Die machst du nicht, wenn du unter deinen Möglichkeiten fährst. Mercedes hatte am Freitag Handlingsprobleme, Hamilton mehr als Bottas, auch dies ist Fahrstil-abhängig.

Wie lässt sich das auf Qualifying umsetzen?

Mercedes ist ein Top-Team. Die werden genau wissen, wie die Erkenntnisse aus den Freitagtrainings umzusetzen sind. Ich erwarte Mercedes mindestens auf Augenhöhe mit Ferrari. Es ist schön zu sehen, dass Ferrari nicht nur in den Rennen, sondern auch auf eine Runde ganz stark ist. Auch die neuen Evo-Teile bei Ferrari scheinen einzuschlagen. Das war bei Verbesserungen am Ferrari in den letzten Jahren nicht immer der Fall.

Was passiert im Rennen?

In Bahrain war es eindeutig so, dass der Ferrari mit viel Sprit an Bord das schnellere Auto war. Als die Spritlast weniger und weniger wurde, schien der Mercedes schneller zu werden. Ich bin sicher, Mercedes reagiert. Was bringt es ihnen, wenn sie in der Qualifikation eine halbe Sekunde schneller sind?

Ausser, du weisst: Du hast ein Auto, das in ungestörter Luft besser ist. Mir ist aufgefallen – der Ferrari scheint einem Mercedes leichter folgen zu können als der Mercedes einem Ferrari.

Ja, und das liegt meiner Meinung nach an der komplexen Aerodynamik. Schau dir doch mal die ganzen Elemente am Mercedes an, vor allem beim Frontflügel und bei den seitlichen Luftleitern, den so genannten Barge-Boards. Ich nennen sie Fächer, diese mehrteiligen, kaskadenförmigen Elemente. Ich bin sicher: Im Windkanal, wenn die Luft ungestört aufs Auto trifft, funktioniert das wunderbar. Aber wenn du einem Gegner folgst, dann wird die Luft so verwirbelt, dass sie bei diesen Fächern und Leisten und Schlitzen überhaupt nicht mehr weiss, wo sie hin soll. Mercedes hat ein Auto gebaut, um an der Spitze zu fahren.

Red Bull Racing ist beim Auto einen ganz anderen Weg gegangen, da sind die seitlichen Luftleit-Elemente sehr einfach gestaltet. Dort ist das Problem ein Anderes – dass die Daten aus dem Windkanal sich nicht mit den Werten von der Piste decken. Früher war das in chronisches Problem von Ferrari.

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