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Sebastian Vettel nach Eklat: Droht noch mehr Ärger?

Von Andreas Reiners
Sebastian Vettel mit Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene

Sebastian Vettel mit Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene

Sebastian Vettel wurde beim Baku-GP mit einer Zehn-Sekunden-Strafe belegt. Möglicherweise kommt noch mehr Ärger auf den Ferrari-Star zu.

War die Strafe für Sebastian Vettel zu harmlos? Fragt man Lewis Hamilton, ist die Antwort klar: viel zu harmlos. Fragt man Sebastian Vettel, ist klar: Wozu eine Strafe? Und falls doch, dann doch bitte eine für beide. Fakt ist, dass Hamilton vom Vorwurf des absichtlichen Bremsens freigesprochen wurde.

Ferrari-Star Vettel hat für seinen Rempler gegen den Briten nicht nur eine Zehnsekunden-Stop-and-go-Strafe erhalten, sondern auch drei weitere Strafpunkte. Vettel kommt mit drei Strafpunkten nunmehr auf neun Knöllchen bei den Regelhütern der FIA. So viele wie kein anderer Fahrer aktuell.

Zur Erinnerung – zur Saison 2014 hin führte der Autoverband FIA ein neues Strafpunktesystem ein: Maximal elf Strafpunkte darf sich ein GP-Pilot in einem Zeitraum von zwölf Monaten (also über eine Saison hinaus) leisten. Wer sich zwölf oder mehr zuschulden kommen lässt, der kommt gewissermaßen auf die Strafbank und muss einen Grand Prix lang zuschauen. Heißt für ihn: In Österreich beim kommenden GP darf sich Vettel wenig leisten. In England dann eine Woche später verfällt die Strafe von 2016, also zwei Punkte. Vettel kam aber bereits in Baku mit einem blauen Auge davon, auch wenn er das natürlich anders sah und die Strafe nicht nachvollziehen konnten.

Die Kollegen von auto motor und sport zitieren einen Rennkommissar, der bestätigt, wie knapp es für Vettel bereits während des Rennens war. «Es war eine knappe Entscheidung: Vettel ist haarscharf an einer schwarzen Flagge vorbeigeschrammt.» Genauer gesagt: an einer Disqualifikation.

Angeblich auch, weil man nicht zu sehr in den WM-Kampf eingreifen wollte. Und: Vettel ging nach seiner Aussage am Funk davon aus, dass Hamilton einen Bremstest mit ihm durchgeführt hatte. Heißt: Seine Reaktion folgte auf eine falsche Annahme seinerseits hin. Was keine Entschuldigung, aber eine Erklärung ist. Doch es war unter dem Strich eine Entscheidung, die zwar nach eingehender Prüfung aller zur Verfügung stehender Bilder und Daten, aber eben relativ schnell getroffen wurde.

Es könnte nun durchaus noch dicker kommen. Wir erinnern uns an den Mexiko-GP im vergangenen Jahr, als Vettel sich fürchterlich über die Fahrweise von Max Verstappen aufregte. Als ihm das Team ins Auto funkte, man habe Rennleiter Charlie Whiting bereits darauf aufmerksam gemacht, dass Max seine Position zurückgeben müsse, was Verstappen freilich nicht tat, schäumte Vettel daraufhin am Funk: «Hier ist eine Nachricht für Charlie – fuck off! Fuck off!»

Nur eine schnelle Entschuldigung hatte Vettel damals vor einer nachträglichen Strafe bewahrt. «Aufgrund seiner aufrichtigen Entschuldigung und seines großen Engagements, hat der FIA-Präsident entschieden, ausnahmsweise keine disziplinarischen Maßnahmen gegen Herrn Vettel einzuleiten und den Fall nicht vor das internationale Sportgericht der FIA zu bringen», hieß es damals in der Begründung, warum das Internationale Sportgericht der FIA nicht eingeschaltet wurde. Denn: In Artikel 12.1.1.f des internationalen Sportgesetzbuchs der FIA heißt es, «jede Aussage, Tat oder Schrift, die dem Ansehen der FIA, ihren Gremien, Mitgliedsverbänden oder Funktionären schadet», gelte als Regelbruch.

Im vergangenen Jahr wurde Vettel bereits gerügt: «Bei ähnlichen Zwischenfällen wie in Mexiko werden zukünftig disziplinarische Maßnahmen ergriffen und der Fall vor das internationale Sportgericht der FIA gebracht», hieß es in der Begründung damals ebenfalls.

Nun ist die Frage, ob das auf den aktuellen Fall übertragen werden kann. Knackpunkt könnte die Vorbildsfrage sein, die wenig überraschend Lewis Hamilton angestoßen hatte. Vielleicht auch mit dem Wissen, dass sich die FIA seit Jahren vehement für Verkehrssicherheit einsetzt. Ein viermaliger Weltmeister außer Rand und Band, der einen Rivalen anrempelt, passt da nicht unbedingt ins Bild.

«Die ganzen Jungs in den anderen Serien schauen zu uns herauf, als Weltmeister gehen wir als Vorbilder voraus - und dieses Verhalten erwartet man nicht von einem mehrmaligen Champion. Ich hoffe nicht, dass die Kids jetzt denken, dass man so fahren sollte», sagte Hamilton. Und Vettel? «Formel 1 ist etwas für Erwachsene. Wir sind Männer hier, wir sind nicht im Kindergarten», konterte er. Wir erinnern uns auch hier an Aussagen vom Mexiko-GP, als er einräumte, bei seinen verbalen Entgleisungen nicht an die Kids vor dem TV zu denken. Es ist so zumindest nicht auszuschließen, dass der Baku-GP noch Folgen haben könnte.

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