Marko: Kvyat talentierter als Toro-Rosso-Duo
Dr. Helmut Marko
Wie ein Fahrer in eine Negativspirale geraten und seine normale Leistung nicht mehr abrufen kann – Daniil Kvyat lieferte in den vergangenen 18 Monaten dafür ein Paradebeispiel. Eigentlich mit viel Talent gesegnet, ging bei dem 23-Jährigen irgendwann kaum noch etwas. Ein Teufelskreis, aus dem er keinen Ausweg fand.
Der Russe manövrierte sich so in eine schwierige Situation und am Ende ins Abseits. Aktuell steht er ohne Cockpit da. Auch wenn Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko ihn für talentierter hält als Pierre Gasly und Brendon Hartley, die 2018 im Toro Rosso sitzen werden. «Ja, da würde ich komplett zustimmen», sagte Marko den Kollegen von Autosport.
Wir erinnern uns: Auch Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost hatte vor ein paar Tagen erklärt: «Ich bin immer noch davon überzeugt, dass er einen sehr hohen Grundspeed hat. Er war manchmal sogar schneller als Daniel Ricciardo. Aber irgendwie konnte er das in den vergangenen beiden Jahren nicht zeigen. Er war in viele Zwischenfälle verwickelt. Er war zu aggressiv manchmal. Er wollte auf den ersten hundert Metern zu viel. Erfolg – egal, was es kostet. Das setzt dich unter Druck, unnötigen Druck, der niemals etwas bringt. Ich hoffe, er bekommt eine neue Chance, er hat sie verdient», sagte Tost, der Kvyat zu einer Pause rät. «Um sich neu zu organisieren. Wahrscheinlich werden wir Daniil dann bei einem anderen Team auf seinem früheren Level sehen.»
Kvyat begann seine Formel-1-Karriere 2014 bei Toro Rosso, 2015 ging es zu Red Bull Racing. 2016 aber wurde Kvyat degradiert, vor dem Rennen in Barcelona ging es für ihn nach einem steilen Aufstieg zu Red Bull Racing wieder runter ins Schwesterteam Toro Rosso, Max Verstappen stieg zu Red Bull Racing auf und nahm den Platz des Russen ein.
Kvyat kam danach sportlich nie mehr wirklich auf die Beine, er schwächelte auch bei Toro Rosso. In dieser Saison folgte erneut eine Degradierung, in Malaysia und Japan musste er zugunsten von Pierre Gasly aussetzen, der dann wiederum in Texas fehlte. Toro Rosso veranstaltete eine Art Casting, da man sich nach dem Abgang von Carlos Sainz zu Renault neu aufstellen musste.
Marko glaubt ebenfalls, dass es bei Kvyat vor allem eine Kopfsache ist. «Irgendwas ist mental mit ihm passiert, dass er seinen Speed und seine Leichtigkeit verloren hat. Wir haben so viel versucht, aber dieser Speed ist einfach nicht mehr gekommen. Wir haben leider keine Idee, woran das liegt. Es haben sich auch zu oft Startunfälle eingeschlichen, und seine Abwehrreaktion war auch nicht die gescheiteste», sagte der Österreicher Autosport: «Er hat sich dann in ein Schneckenhaus verkrochen und war eigentlich schwer zugänglich und ließ sich nichts sagen.»