Pirelli in der Formel 1: So geht es ab 2019 weiter

Von Mathias Brunner
Carlos Sainz lässt einen Pirelli verrauchen

Carlos Sainz lässt einen Pirelli verrauchen

​Der Mailänder Reifenhersteller Pirelli ist bis Ende 2019 Alleinausrüster in der Formel 1. Gemäss Reglement muss noch in diesem Jahr ein neues Abkommen her, für 2020 bis 2022.

Pirelli kam 2011 nach einer zwanzigjährigen Pause in die Formel 1 zurück. Die Italiener erhielten vom Autoverband FIA den Zuschlag unter der Bedingung, einen Reifen zu bauen, der mehr Boxenstopps erzwingt und damit spannenderen Sport erzeugt.

Der heutige Vertrag als Alleinausrüster läuft Ende 2019 aus. Gemäss Formel-1-Reglement muss mindestens ein Jahr vor Ablauf des laufenden Vertrags ein neues Abkommen geschlossen werden. Dazu wird es seitens des Weltverbands FIA eine Ausschreibung geben.

Vor einem Grand Prix steht jeweils nur ein Sieger fest: Pirelli. Der italienische Reifenhersteller soll gemäss Firmenchef Marco Tronchetti Provera in der Formel 1 bleiben, allerdings in einer umkämpften Formel 1. Im Rahmen des Singapur-GP sagte der erfolgreiche Unternehmer in einer Medienrunde: «Ferrari-Siege in der Formel 1 sind gut für alle. Eine Formel 1 ohne ein konkurrenzfähiges Ferrari verliert an Anziehungskraft. Ich weiss, dass ich neutral sein sollte. Aber ein siegreiches Ferrari erzeugt in der Formel 1 eine ganz andere Dynamik. Und dann bin ich halt letztlich auch Italiener, ein Ferrari-Sieg geht mir einfach ans Herz.»

Als Ferrari 2017 einen beneidenswerten Saisonbeginn zeigte, begann in der Neidgesellschaft Formel 1 schnell das Gerücht zu kursieren: Hat Pirelli die Walzen auf Ferrari massgeschneidert? Es fiel auf, wie schnell die Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen die Mailänder Reifen ins beste Nutzfenster bringen und sie dort halten konnten. Damit tat sich Hauptgegner Mercedes schwer.

Tronchetti Provera: «Es ist sehr einfach – die Reifen sind für alle gleich. Der Grund für die guten Leistungen von Ferrari ist schlicht, dass dieses Team ein hervorragendes Auto gebaut hat. Vielleicht hat dieser Fortschritt einige Leute überrascht. Wir sollten diese Leistung anerkennen. Sebastian Vettel hat unheimlich seriös gearbeitet, was die Entwicklung der 2017er Reifen angeht, er hat sich uns ständig zur Verfügung gestellt. Andere waren nicht so oft verfügbar.»

Provera zog auch eine Zwischenbilanz für die Formel 1 unter neuer Leitung. Er meint: «Bernie Ecclestone hat für die Formel 1 Unglaubliches erreicht. Ohne ihn gäbe es den modernen GP-Sport nicht. Ohne ihn wäre Liberty Media nie in die Formel 1 gekommen. Aber die neuen Besitzer haben enorme Marketing-Erfahrung und können für die Formel 1 viel Gutes tun.»

Die Formel 1 macht auch für Pirelli viel Gutes, und so erstaunt es wenig, wenn auch Rennchef Mario Isola gegenüber Racer sagt, dass Pirelli bleiben will: «So wie ich das verstehe, wird es erneut eine Ausschreibung geben. Ich kann nicht sagen, ob die im Juni kommt oder im September, aber sie kommt auf alle Fälle in diesem Jahr. Wenn wir weitermachen, so ist das gewiss der einfachere Weg. Kommt ein neuer Hersteller, dann braucht der Zeit zur Vorbereitung.»

Verblüffend: In der Formel 1 hat es in 69 Jahren Weltmeisterschaft nur neun Reifenlieferanten gegeben!

Die Formel-1-Rekorde des US-amerikanischen Goodyear-Konzerns sind dabei unerreicht: Von 1959 bis 1998 in der Formel-1-WM engagiert, wurden in 494 Starts 368 Siege errungen (bei 113 Rennen waren die Amerikaner Alleinausrüster). Über den ersten Sieg freuten sich die Firmenchefs in Akron (Ohio) 1965 in Mexico (Richie Ginther im Honda), den letzten Sieg eroberte in Monza 1998 Michael Schumacher im Ferrari. Goodyear kommt auf 24 Fahrer-WM-Titel und 26 Konstrukteurs-Pokale.

Dagegen verblassen die Daten anderer Hersteller. Insgesamt waren nur acht weitere Reifenunternehmen in der Formel-1-WM tätig:

Pirelli (1950 bis 1958, 1981 bis 1986, 1989, bis 1991 sowie seit 2011, 177 Siege in 336 Rennen)

Bridgestone (1976/’77 sowie 1997 bis 2010, 175 Siege in 244 Rennen)

Michelin (1977 bis 1984 sowie 2001 bis 2006, 102 Siege in 215 Rennen, aber keine davon als Alleinausrüster!)

Dunlop (1950 bis 1970 und 1976 bis 1977, 83 Siege in 175 Rennen)

Firestone (1950 bis 1975, 49 Siege in 121 Rennen)

Continental (1954 bis 1958, 10 Siege in 13 Rennen)

Englebert (1950 bis 1958, 8 Siege aus 61 Rennen)

Avon (1954 bis 1958 und 1981/’82, keine Siege aus 29 Rennen)

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