Vettel-Strafe im Kanada-GP: Verhandlung am Freitag!

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel bei der Pistenbesichtigung in Le Castellet

Sebastian Vettel bei der Pistenbesichtigung in Le Castellet

​Die FIA hat bestätigt, wann erneut über die Fünfsekundenstrafe von Sebastian Vettel verhandelt wird – am Freitag, 21. Juni, vor dem zweiten freien Training zum Grossen Preis von Frankreich in Le Castellet.

Jetzt ist klar, wann sich die Rennkommissare erneut mit dem Fall Sebastian Vettel beschäftigen werden: am Freitag, 21. Juni, vor dem zweiten freien Training zum Grossen Preis von Frankreich in Le Castellet. Die Anhörung ist auf 14.15 Uhr angesetzt, dabei sollten gemäss Reglement die Kanada-Kommissare zugegen sein, also Gerd Ennser (Deutschland), Mathieu Remmerie (Belgien), Emanuele Pirro (Italien) und Mike Kaerne (Kanada). Remmerie arbeitet auch als Rennkommissar am Frankreich-GP-Wochenende, neben dem US-Amerikaner Tim Mayer und dem Franzosen Yannick Dalmas. Viel Zeit haben die Kommissare nicht: 45 Minuten nach Beginn der Anhörung fängt das zweite freie Training an.

Die Ausgangslage: Der führende Sebastian Vettel geriet beim Kanada-GP mit seinem Ferrari neben der Bahn, das Zurückkehren auf die Ideallinie stuften die vier Rennkommissare der FIA als gefährlich ein, was eine Fünsekundenstrafe setzte. Damit war Vettel den Sieg los. Er flitzte zwar als Erster über die Ziellinie, wurde aber hinter Lewis Hamilton Zweiter.

Ferrari deponierte beim Autoverband die Absichtserklärung, gegen das Urteil Einspruch zu erheben. Danach hatten die Italiener gemäss Formel-1-Reglement 96 Stunden Zeit, um aus der Absicht auch wirklich eine Einsprache zu machen, Ferrari-Teamchef Mattia Binotto verzichtete darauf, er zog diese Absichtserklärung zurück.

Dann nützte Ferrari eine Hintertür im Reglement. Es geht um das selten angewandte «Recht auf Überprüfung». Im Sportgesetz ist unter Artikel 14.1.1 verankert, dass «bei neuer Sachlage die betreffenden Rennkommissare nochmals zusammenkommen müssen, um relevante Aussagen anzuhören». Dies kann bis 14 Tage nach dem Vorfall passieren, will heissen bis zum 23. Juni (Renntag in Le Castellet).

Die Vorgehensweise am Freitag: Ferrari wird triftige Gründe vorweisen müssen, um diese Überprüfung verlangen zu können. Wie beim Einspruch müssen also neue Beweismittel vorgelegt werden. Die FIA bespricht diese neuen Erkenntnisse anschliessend mit den Rennkommissaren.

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto gegenüber der RAI: «Basierend auf den Videoaufnahmen und den Fahrzeugdaten bleiben wir davon überzeugt, dass wir uns in Kanada nichts haben zuschulden kommen lassen. Wir tragen derzeit weitere Hinweise zusammen, die das untermauern. Das Ziel besteht darin, so viele neue Elemente vorzubringen, dass die Entscheidung gekippt wird.»

Binotto erkennt einen Vettel, «der stärker denn je aus dieser Affäre hervorgehen wird. Der Moment, als er im Parc fermé die Tafeln des Erst- und Zweitplatzierten neu arrangiert hat, war ein Moment der Glaubwürdigkeit. Jeder konnte seine Reaktion verstehen oder gar schätzen.»

Die logische Frage: Welche neuen Erkenntnisse will Ferrari vorlegen? Die Italiener äussern sich dazu nicht. Wegen der heiklen Sachlage, so die Antwort auf unsere Frage, werde vor den Gesprächen mit der FIA nichts preisgegeben.

Naheliegend wären – Ferrari wird mit Hilfe von Daten aus GPS und des Rennwagens sowie mit Zeugenaussagen bekräftigen, dass es für Sebastian Vettel keine andere Möglichkeit gab, auf die Bahn zurückzukehren. Wichtig ist hier: Die Strafe innerhalb des Kanada-GP basiert auf einer Einschätzung der Rennkommissare Gerd Ennser (Deutschland), Mathieu Remmerie (Belgien), Emanuele Pirro (Italien) und Mike Kaerne (Kanada); kein Vertreter von Ferrari wurde dazu angehört.

Ferrari wird argumentieren, dass Vettel seinem Rivalen Hamilton genügend Raum liess und dass der Engländer von der Rückkehr Vettels auf die Rennpiste nicht überrascht werden konnte, der Brite sass letztlich erste Reihe Mitte.

Ferrari wird ebenfalls ins Feld führen, dass Hamilton keine andere Linie fahren musste als in jeder anderen Runde in dieser Passage.

Der nächste Schritt: Die FIA muss darüber befinden, ob Ferrari genügend Beweise zusammengetragen hat, um den Fall eingehender zu beleuchten. Falls der Autoverband zu dieser Einschätzung gelangt, werden entweder die vier besagten Rennkommissare nochmals zusammengerufen oder (falls einer oder mehrere davon unabkömmlich sind) entsprechende Vertreter. Sie prüfen dann die Beweise von Ferrari und würden das erste Urteil aus Montreal bekräftigen oder kippen.

Die Kommissare haben jedoch auch das Recht, die Strafe zu verschärfen – falls sie der Ansicht sind, die ganze Sache sei Zeitvergeudung gewesen.

Schwer vorstellbar, dass Ferrari bei der Revision Recht erhält. Die Aufhebung der Kanada-Strafe von Sebastian Vettel würde die Glaubwürdigkeit der Rennkommissare untergraben.


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