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Zum 60. Todestag von Wolfgang Graf Berghe von Trips

Von Thorsten Horn
1994 wurde Michael Schumacher erster deutscher Formel-1-Weltmeister. 33 Jahre zuvor stand Wolfgang Alexander Graf Berghe von Trips kurz vor dem Titel, doch er verlor in Monza sein Leben.

Früher sprach die Renngemeinde gern vom «Gentleman Driver», wobei der Name Trips dann schon ziemlich bald fällt. Nicht nur seine Herkunft und seine Manieren rechtfertigten dieses Attribut, nein, vor allem seine Ausstrahlung auf die breite Masse, verbunden mit dem Streben nach Verkehrssicherheit und der Förderung des Nachwuchses. Doch der Reihe nach.

Am 4. Mai 1928 erblickt Wolfgang Alexander Graf Berghe von Trips als einziger und letzter Sohn einer alten rheinischen Adelsfamilie in Köln das Licht der Welt. Seine Jugend durchlebte er in der Kriegs- und Nachkriegszeit, wo es ihm mit Mut und Raffinesse immer wieder gelang, Dinge zu beschaffen, welche es eigentlich nirgends gab. Im Organisieren war Wolfgang von Trips, wie er in Rennsportkreisen der Einfachheit halber genannt wurde, ein Ass.

Noch während seiner Ausbildung, bei der er nicht gerade der eifrigste war, bestritt er erste Rallyes und Geländerennen, vorwiegend auf seiner BMW R51. Dabei entdeckte er seine Liebe zum Motorsport. Später begann er ein Studium zum Diplom-Landwirt, um den elterlichen Hof weiterzuführen und kam schließlich mit dem Porsche-Club Köln in Berührung.

Wer ist Axel Linther?

Im Jahr 1954 kauft sich Wolfgang von Trips schließlich, mit erspartem und geborgtem Geld, seinen ersten Porsche und bestritt unter dem Pseudonym «Axel Linther», seiner Eltern wegen, Rallyes und Sportwagenrennen. Er kontaktierte den Porsche-Rennleiter Fritz Huschke von Hanstein und bekam als Namenloser ein Angebot, als zweiter Mann im Wagen mit Walter Hampel für die Mille Miglia, sowie die erforderliche Lizenz. Zusammen gewannen sie bei den GT-Wagen bis 1300 ccm – eine Sensation. Am Ende der Saison war Wolfgang von Trips, alias Axel Linther, deutscher Meister in der Kategorie Seriensport- und GT-Wagen bis 1600 ccm.

Die eingefahrenen Preisgelder verflüchtigten sich umgehend beim Tilgen der Schulden, doch der Porsche sollte ihm noch lange dienen. Mitte nächsten Jahres holte der legendäre Rennleiter Alfred Neubauer den jungen Grafen zu Mercedes. Doch das Engagement war nur von kurzer Dauer, da sich die Untertürkheimer am Saisonende, auch als Konsequenz der Katastrophe von Le Mans, von der großen Motorsportbühne verabschiedeten. Der Franzose Pierre Levegh kam damals mit seinem Mercedes von der Strecke ab und riss 83 Zuschauer mit in den Tod.

Werksfahrer bei Porsche

1956 kam Wolfgang von Trips zur Werksmannschaft von Porsche. Bei seinem ersten richtigen Einsatz für die zweite Stuttgarter Wagenschmiede erreichte er zusammen mit Hans Herrmann den Klassensieg bis 1500 ccm, sowie den sechsten Gesamtrang bei den 12 Stunden von Sebring/USA. Später siegte er noch zusammen mit Richard von Frankenberg bei den legendären 24 Stunden von Le Mans in der gleichen Klasse. Noch im gleichen Jahr pilotierte er erstmals einen Ferrari, und zwar den 3,5 Liter Sportwagen.

Sein Debüt in der Formel 1 gab Wolfgang von Trips 1957 ebenfalls in einem Ferrari beim Großen Preis von Argentinien, wo er mit Platz 6 die Punkteränge (damals nur bis Platz 5) nur knapp verpasste.
Ein weiteres Highlight des Jahres war neben seinem zweiten Gesamtrang bei der Mille Miglia im 3,5 Liter-Ferrari, sein erster Podestplatz in der Formel 1 beim GP von Italien in Monza mit Rang drei.

1958 belegte von Trips den zehnten Schlussrang mit neun Punkten bei drei zählbaren Resultaten im Ferrari 46 Dino (benannt nach Enzo Ferraris früh verstorbenen Sohn).

Mit Ferrari in die Weltklasse

Im Jahr 1959 pausierte Wolfgang von Trips in der Formel 1 verletzungsbedingt; die Folge eines Testunfalles in Monza. Allerdings gab er sich bei einigen Sportwagenrennen im Porsche die Ehre. Zudem trieb er seine Pläne weiter voran, den Nachwuchs stärker als bisher zu entwickeln und zu fördern.

1960 wurde unter seiner Führung schließlich die «Scuderia Colonia» gegründet. In Italien entstanden nach seinen Anregungen preiswerte Formel-Rennwagen. Für dieses Jahr empfahl er sich auch wieder bei Ferrari, nicht zuletzt weil die Mannschaft aus Maranello in den vergangenen Jahren durch Unfälle stark dezimiert wurde. Der Graf rechtfertigte das Vertrauen, fuhr fünf Mal in die Punkte und wurde mit zehn Zählern Gesamtsechster, einen Rang und sechs Punkte hinter seinem Stallgefährten Phil Hill aus den USA.

1961 wollte Wolfgang von Trips die Nummer 1 bei Ferrari werden. Mit dem 156 Dino, nach neuem 1,5 Liter Reglement gebaut, verfügten die beiden Ferrari-Stars über ein Arbeitsgerät, mit dem sie die Saison dominieren sollten. Nach den ersten, nicht so erfolgreich verlaufenen Rennen, feierten die Roten drei Doppelsiege in Folge, wobei Wolfgang von Trips nach seinem ersten GP-Sieg in Zandvoort, auch im englischen Aintree, damals im Wechsel mit Silverstone ausgetragen, gewann.

Dazwischen siegte Hill in Spa-Francorchamps. Auf dem Nürburgring konnte sich Wolfgang von Trips nach einem packenden Duell erneut vor seinem Teamkollegen auf der zweiten Stufe des Podestes platzieren. Es gewann Stirling Moss auf Lotus.

Tod in Monza

Daraus ergab sich folgende Konstellation vor dem Heimspiel in Monza, dem vorletzten Lauf. Wolfgang von Trips führte mit 33 Punkten vor Phil Hill mit 29. Da 1961 nur die fünf besten Resultate in die Wertung kamen, standen Hills Chancen eher schlecht. Journalisten gestand der Graf, in Monza nicht alles riskieren zu wollen, stellte seinen Ferrari am 10. September allerdings auf die Pole Position. Es war das erste Mal in seiner Karriere, es sollte ihm auch kein zweites Mal gelingen, denn an jenem Rennsonntag verunglückte Wolfgang von Trips in der zweiten Runde.

Der Ferrari des Grafen und der Lotus von Jim Clark berührten sich auf der Anfahrt zur Parabolica, der Renner des Deutschen schoss in einen Erdwall links und wurde auf die Bahn zurückgeworfen.

Gemäss italienischem Recht wurde eine Strafuntersuchung angeordnet, Clark und Lotus wurden von jeder Schuld freigesprochen. Der Schotte hatte erklärt, dass er die Kollision nicht verhindern konnte, vermutlich hatte der Deutsche seinen Gegner nicht gesehen. Das Vorderrad von Clarks Lotus lag dicht am Hinterrad von Clark, der Deutsche bremste wohl einen Hauch früher als der Schotte, daher die Berührung. Zudem wechselte von Trips leicht die Spur, um eine bessere Position auf die Parabolica zu erhalten. Fotos und Filmaufnahmen stützten die Aussagen von Clark.

Von Trips wurde aus dem Wagen geschleudert, erlitt einen Genickbruch und war sofort tot. 15 Zuschauer auf dem Erdwall wurden vom Ferrari tödlich, 60 weitere teils schwer verletzt.

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