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Zum Tod von Erich Zakowski (Zakspeed)

Von Uwe Mahla
​Traurige Nachricht für alle Motorsport-Fans: Kurz vor seinem 90. Geburtstag ist Erich Zakowski verstorben. Der Ostpreusse war eine DTM-Legende und wagte sich mit eigenem Motor und Chassis sogar in die Formel 1.

Am 1. November, kurz vor seinem 90. Geburtstag (25. November), ist Erich Zakowski gestorben. In den 1970er- und 1980er-Jahren war der gebürtige Ostpreuße nicht nur einer der schillerndsten, sondern vor allem einer der ideenreichsten Köpfe des deutschen Motorsports.

Seine Familie teilt mit: «Am Mittwoch, den 1. November 2023, ging unser geliebter Vater Erich Zakowski im Alter von 89 Jahren von uns.»

Im Gedanken an «Zak» driften famose Rennwagen vor dem inneren Auge vorbei. Gelb-grüne Escort, schwarze Escort, Turbo-Capri in allen Sponsorfarben, rot-weiß-blaue Mustang in den USA – sie alle sind sein Vermächtnis an die Rennsport-Gemeinde, ohne die eine lange Phase Motorsport undenkbar gewesen wäre.

Unzählige nationale und internationale Erfolge zeugen von der Schaffenskraft des unaufhaltsamen Technikers und seiner Truppe. Und dennoch war sein Lebenswerk auch von Rückschlägen und Enttäuschungen überschattet.

«Ich hab’ das alles immer noch nicht verarbeitet», hat Erich Zakowski schon vor mehr als einem Jahrzehnt einmal nachdenklich gesagt – und daran hat sich auch bis zu seinem Tod nichts Entscheidendes geändert.

Hinter dem Mann mit der berühmtesten Silbermähne der Rennszene liegen unzählige erfolgreiche Jahre, aber auch traurige, enttäuschende Erlebnisse.

Die einen wie die anderen sind groß und breit in den Medien beschrieben worden. Bis zuletzt saß der Zak nachdenklich auf der Couch in seinem gemütlichen Heim in Balkhausen – mit Blick auf die einen Kilometer entfernte Nürburg.

Um den Menschen Erich Zakowski ein wenig zu charakterisieren, darf ich aus persönlich Erlebtem erzählen: Weil zwischen uns die Chemie stimmte, konnte ich seinem Angebot, für ihn zu arbeiten, nicht widerstehen.

Wir hatten allerdings nach einem halben Schnupperjahr festgestellt, dass unsere gemeinsame Vorstellung, die juristischen und PR-Angelegenheiten von Zakspeed in meiner Hand zu bündeln, sich nicht in der gedachten Weise umsetzen ließen.

Wie Erich diese Situation handhabte, ist bezeichnend für sein menschenfreundliches Naturell: «Ich stelle dir frei, dich nach einem passenden Job umzutun, und bis du was Passendes gefunden hast, so lange freue ich mich, wenn du bei uns arbeitest.» So einen Chef kann man lange suchen.

Wir beide sind seinerzeit nicht nur, wie sagt man so rundgeschliffen, in bestem Einvernehmen, sondern als wahre Freunde geschieden. Im Nachhinein weiß ich, dass es wegen Erichs Charisma schwerfiel, PR für und mit ihm zu machen.

Als ich dann 1981 zu BMW wechselte, kreuzten sich Erichs und meine Wege immer wieder. Und diese Treffen waren stets von jener Herzlichkeit geprägt, um derentwillen so viele Leute den Erich so gern mochten.

Er hatte sich ja nach seiner außergewöhnlich erfolgreichen Zeit im Touren- und Produktionswagen-Sport zu seinem Formel-1-Abenteuer entschlossen, und da wir Deutschen natürlich zusammen hielten, kamen die BMWler häufig mit ihm zusammen.

Und so war ich einer von denen, die den Zak mit Wolfgang-Peter Flohr in Kontakt brachten. Auf jeden Fall wurde die Zusammenarbeit der beiden auf der Rennpiste eine ausgesprochen segensreiche: Die Zakspeed BMW M3 waren in den Jahren 1987 bis 1989 nicht aus dem Spitzengeschehen der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft hinweg zu denken.

Von seinem einstigen Imperium aus Autohäusern, LKW-Handel und der weltberühmten Zakspeed-Rennsport-Abteilung ist ihm praktisch nichts geblieben. Aus kleinsten Anfängen hat er sich von 1968 an in die höchsten Klassen des professionellen Rennsports emporgearbeitet.

Legendär seine superschnellen Ford Escort und Ford Capri Turbo, mit denen Dieter Glemser, Hans Heyer und Klaus Ludwig die Deutsche Rennsport-Meisterschaft gewannen. Fünf Meistertitel dort für Zakspeed, erfolgreicher als jedes andere DRM-Team.

Aber Erich Zakowski wollte noch mehr. Er musste dem Lockruf der Formel 1 folgen.

Animiert von der Leistungsfähigkeit des bei ihm entwickelten Vierzylinder-Turbos, wagte Zak sogar den Schritt, auch das Formel-1-Chassis selbst zu bauen. Erfolg wollte sich jedoch nicht einstellen. Zu groß war der Rückstand gegenüber den reichen Teams von McLaren, Brabham, Williams, Ferrari und Co. Gerade mal zwei WM-Punkte waren schmaler Lohn für die harte Arbeit – Platz 5 in Imola 1987 für Martin Brundle.

Der Wechsel vom beherrschten eigenen Motor auf den unzuverlässigen Achtzylinder von Yamaha leitete das Ende der Zakspeed-F1-Ära ein: Die Sponsoren sprangen ab, 1989 war Schluss.

Einziger Lichtblick in jenen Jahren war wieder ein erfolgreiches Tourenwagen-Engagement: Mit dem Zakspeed-BMW M3 gewann Eric van de Poele 1987 die heiß umkämpfte DTM.

Danach ist es ruhig geworden um den Erich.

Ihm, der immer im Rampenlicht gestanden hatte, bei dem alle Fahrer von Rang gefahren sind – ihm kam allmählich die Herrschaft über seinen Firmenverbund abhanden. «Ich war lange Zeit ahnungslos, was da passierte. Ich weiß es heute noch nicht genau. Plötzlich gehörte mir praktisch nichts mehr.» Sein Söhne Peter, selbst lange Zeit ein sehr guter Rennfahrer, und Philipp bewegen sich im professionellen Motorsport.

Nach einigen Jahren auf den Kanaren war Zakowski wieder nach Balkhausen, nur einen kurzen Gasstoß von seinem geliebten Nürburgring entfernt, zurückgekehrt. Ein letztes kleines, ruhiges Glück nach einem bewegten Berufsleben im großen Motorsport.

Danke für all die großen Momente und Gefühle, die du dem Motorsport und uns geschenkt hast, lieber Erich!


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