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Szafnauer: So kam es zum Piastri-Debakel bei Alpine

Von Silja Rulle
Otmar Szafnauer war bis Sommer 2023 Teamchef bei Alpine

Otmar Szafnauer war bis Sommer 2023 Teamchef bei Alpine

Alpine verkündet Oscar Piastri als Fahrer, der widerspricht auf Twitter vehement. Dieser Vorfall von 2022 ist in der Formel 1 bis heute legendär. Ex-Alpine-Chef Otmar Szafnauer verrät nun, was alles schieflief.

Die vermeintliche Verpflichtung von Oscar Piastri durch Alpine im Sommer 2022 ist eine der wohl ikonischsten und bekanntesten Vertragfragen in der jüngeren Formel-1-Geschichte. Das französische Team verlor wegen eines Vertragsfehlers den eigenen Nachwuchsfahrer an McLaren. Die öffentliche Blamage – riesig.

Der frühere Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer verrät jetzt: Bei dem französischen Rennteam waren die Abstimmungen, wer im Team an wen berichtet und wem unterstellt ist, nicht zentralisiert. Der entscheidende Fehler rund um die Nicht-Verpflichtung von Oscar Piastri spielte sich vor seiner Zeit ab. Für ihn persönlich nahm die Piastri-Affäre aber eine unschöne Wende.

Szafnauer sagt im High Performance Podcast: «Es sind ein paar Dinge schiefgelaufen bei Alpine. Eines der Probleme war, dass ich nicht die Kontrolle über das gesamte Team hatte. Ich wusste zum Beispiel von Beginn an, dass die Personalabteilung nicht an mich berichtet, sondern sie an Frankreich berichtet.» Das Team hat zwei Standorte: Enstone im Vereinigten Königreich, wo das Rennteam sitzt. Und Viry-Chatillon in Frankreich, wo die Motorenabteilung sowie Mutterkonzern Renault ihre Fabrik haben. Mehrere Abteilungen sind Frankreich, nicht England unterstellt.

Szafnauer: «Auch die Finanzabteilung hat nicht an mich berichtet. Sie haben an Frankreich berichtet. Das Kommunikations-Team hat nicht an mich berichtet. Die Abteilung für Marketing hat auch nicht an mich berichtet. Das an sich war problematisch.»

Bevor er den Job als Teamchef von Alpine angenommen hat, habe er davon nichts gewusst, so Szafnauer. Der US-Amerikaner, der vorher lange Teamchef bei Force India bzw. Racing Point war: «Bevor ich den Job angenommen habe, hieß es, alle berichten an mich und sind mir unterstellt. Dann habe ich angefangen, und es war nicht der Fall. Ich dachte, ich könnte es schaffen, aber ich wusste, dass es problematisch ist.»

In einer Vertragsangelegenheit erwies sich das strukturelle Chaos des Teams dann als konkretes und folgenschweres Problem: die Personalie Oscar Piastri.

Piastri war 2021 und 2022 Teil des Fahrerkaders von Alpine, aber ohne Cockpit beim F1-Team. Das Team schien sicher, den Piloten für 2023 vertraglich gebunden zu haben. Als dann Fernando Alonso im Sommer 2022 überraschend seinen Wechsel für 2023 zu Aston Martin bekanntgab, also weg von Alpine, verkündete Alpine Piastri in der Sommerpause als neuen Fahrer für die kommende Saison.

Der Australier hatte aber bereits eine Vereinbarung mit McLaren – und widersprach der Bekanntgabe von Alpine öffentlichkeitswirksam auf Twitter. Denn die von Alpine sicher geglaubten Verträge mit Piastri waren nicht korrekt finalisiert und entsprechend ungültig.

Szafnauer erzählt: «Ich erinnere mich, dass ich absolut nichts damit zu tun hatte, dass Oscar Piastri nicht korrekt unter Vertrag genommen wurde. wurde. Dieser Fehler wurde im November (2021, Anm.) gemacht – ich habe im März (2022) angefangen.»

Szafnauer: «Im November sollte der Piastri-Vertrag unterzeichnet werden – er wurde nie unterzeichnet. Ich habe im März angefangen, ich hatte keine Ahnung. Sie haben die CRB-Dokumente nicht korrekt eingereicht und nie einen Vertrag mit ihm unterzeichnet.»

Gemeint ist das Contract Recognition Board, ein Gremium für Vertragsbestätigungen, bei dem Fahrerverträge hinterlegt werden müssen, um eben solchen Vertragsstreitigkeiten vorzubeugen – oder sie im Zweifelsfall mit Hilfe des unabhängigen Schiedsgerichts zu klären, wie bei Piastri und Alpine der Fall.

Ärgerlich für Alpine. Und für Szafnauer begann dann eine Episode, die ihn persönlich zusätzlich störte.

Szafnauer: «Als Alpine die CRB-Prüfung verlor, weil die Unterlagen nicht korrekt eingereicht wurden, gab das Team eine Pressemitteilung heraus, und auf dieser Pressemitteilung ist mein Bild zu sehen.»

Zwei Dinge störten Szafnauer daran: «Also, erstens hatte das nichts mit mir zu tun – ich war nicht einmal dort – aber zweitens hielt es die Kommunikationsabteilung, die mir nicht unterstellt war, für eine gute Idee, die Inkompetenz derjenigen, die zu diesem Zeitpunkt für Alpine tätig waren, zu vertuschen, indem sie mein Bild in die Pressemitteilung einfügte.»

Besonders bitter für Alpine, wie Szafnauer verriet: «Obwohl sie den Vertrag nicht rechtzeitig unterzeichnet haben, haben wir das, was in diesem Vertrag stand, an Oscar geliefert. Und das war nicht unbedeutend. Es waren 5.000 km in einem zwei Jahre alten Auto – das kostet viel Geld. Und wir haben das getan, wir haben absolut alles getan, was in diesem Vertrag, der nie unterzeichnet wurde, vorgesehen war. Nach englischem Recht hätten wir vielleicht gewonnen, wenn wir den Fall vor ein englisches Gericht gebracht hätten. Das ist ungerechtfertigte Bereicherung – sie haben den Vertrag nicht unterzeichnet, aber sie haben all das angenommen und liefern nicht, was sie liefern sollten.»

Das CRB entschied gegen Alpine, Piastri fährt bekanntermaßen für McLaren. Und Szafnauer wurde im Sommer 2023 bei Alpine gefeuert.

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