Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Vettel selbst schuld?

Von Peter Hesseler
Alex Wurz mit Williams-Teilhaber Wolff

Alex Wurz mit Williams-Teilhaber Wolff

Erstrunden-Kollision mit Senna nicht Allein-Schuld des Brasilianers, sagen Experten.

Als Sebastian Vettel am Sonntag wenige Sekunden nach dem Start in Interlagos im Saisonfinale umgedreht wurde, ging ein lautes «Buh» durch das Pressezentrum, begleitet von Rufen: «Dieser Senna.» Dasselbe sagte Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko kurz nach der Zieldurchfahrt in einer ersten Reaktion…

Bruno Senna, Neffe des 1994 tödlich verunglückten Renngenies Ayrton Senna hatte mit seinem Williams den um eine halbe Wagenlänge vor ihm liegenden Vettel quasi umgedreht, der deutsche Red-Bull-Racing-Pilot stand danach gegen die Fahrtrichtung und hatte Glück, dass er nicht von anderen Fahrern getroffen wurde und das Rennen fortsetzen konnte. Ausserdem war die «Wunde» vom Senna-Einschlag gering: Sie betraf nur Karbonteile. Interessant dabei war, wie schnell Red-Bull-Racing-Technikchef Adrian Newey am Kommandostand ein riesiges Farbfoto des Autos zur Hand hatte, um das Ausmass des Schadens abschätzen zu können.

«Das Foto wurde im Vorbeifahren gemacht», sagt der Design-Guru Adrian Newey gegenüber SPEEDWEEK. «Sebastian hat Abtrieb im Heck und insgesamt verloren, was weniger zu Lasten seines Tempos ging als auf den Reifenverschleiss.»

ORF-Fernsehexperte Alexander Wurz, der selbst 69 Grands-Prix bestritt, sprach Senna nicht die Allein-Schuld für den Unfall zu: «Ich kann Bruno keinen Vorwurf machen. Das war ein Rennunfall, den beide auf ihre Kappe nehmen müssen. Als Senna seinen Bremspunkt gewählt hatte, gab es kein zurück mehr. In der Startphase müssen zwei Fahrer auch mal in der Lage sein, gemeinsam durch eine Kurve zu fahren. Sebastian war überraschend weit hinten und machte die Kurve dann zu. Er kennt die Verhältnisse auf diesen Position eben nicht so gut.»

Senna wurde bekanntlich von den FIA-Kommissaren nicht bestraft, Vettel nach Aufholjagd vom Ende des Feldes auf Rang 6 im Ziel doch noch zum dritten Mal Weltmeister.

Wurz stritt ab, diese Sichtweise in seiner Funktion als Coach der Williams-Piloten Senna und Maldonado einzunehmen. «Das ist meine neutrale Analyse», sagt der Österreicher, der mit seiner zunächst überraschend erscheinenden Theorie aber dann noch andere Experten fand, die seien Einschätzung teilten, zum Beispiel Ex-Pilot Martin Brundle und Ex-Teamchef Eddie Jordan.

SPEEDWEEK meint: Angesichts der Fahrzeugposition Vettels war Sennas Bremspunkt zu spät gesetzt. Von da aus gab es natürlich kein Halten mehr. Man kann jedoch Wurz Sichtweise insofern nachvollziehen, dass Vettel im Pulk erkennbar von der Attacke überrascht wurde, sonst hätte er vielleicht eine etwas gnädigere Linie gewählt.

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