Otmar Szafnauer: «Selbst Williams hat mehr Mittel»

Von Vanessa Georgoulas
Otmar Szafnauer: «Ständige Wechsel sorgen also immer für eine Berg- und Talfahrt»

Otmar Szafnauer: «Ständige Wechsel sorgen also immer für eine Berg- und Talfahrt»

Force India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer erklärt, was hinter dem Aufstieg des kleinen britischen Privatrennstalls steckt.

Auch wenn sich Force India in Singapur nicht in Bestform präsentiert, hat der kleine Privatrennstall, der in der Nähe des legendären Silverstone-Rundkurses beheimatet ist, allen Grund, stolz auf sich zu sein: In nur sechs Jahren mauserte sich die Mannschaft von Kingfisher-Mogul Dr. Vijay Mallya vom Hinterbänkler-Team zu einem soliden Mittelfeld-Team, das in diesem Jahr mit dem Traditionsrennstall McLaren um den fünften Platz in der Konstrukteurspokal-Wertung kämpft.

2008 tauchte der Name Force India erstmals in der Formel 1 auf – doch die Wurzeln des Teams reichen bis ins Jahr 1991 zurück. Erst trat die Truppe unter dem Namen Jordan auf, später dann als Midland und Spyker. Während das Jordan-Team 1999 dank Heinz-Harald Frentzen zwei Siege feiern durfte, musste Midland sieben Jahre später eine Nullrunde verkraften.

 Der Schlüssel zum Erfolg

Force India-Geschäftsführer Otmar Szafnauer war damals noch nicht an Bord, trotzdem wagt er im Interview mit F1Zone.net eine Vermutung: «Ich glaube, dass fehlende Stabilität einer der Hauptgründe für diese enormen Leistungsschwankungen ist. Ich war nicht dabei, deshalb ist das nur eine Vermutung. Einer der Faktoren, der es einem Team erlaubt, ein konkurrenzfähiges Auto zu entwickeln, ist Stabilität. Wenn man das Management, den Technischen Direktor oder andere Schlüsselfiguren und Ingenieure auswechselt, stürzt man für gewöhnlich zu Beginn erst ein bisschen ab, bevor es aufwärts geht. Ständige Wechsel sorgen also immer für Talfahrten.»

Gefragt nach dem Erfolgsgeheimnis seiner Truppe winkt der 49-jährige Rumäne ab: «Das ist kein Geheimnis. Man muss einfach verstehen, welche Bereiche des Fahrzeugs entscheidend für die Leistungsfähigkeit sind und die limitierten Ressourcen darauf konzentrieren. Wir haben etwa das Getriebe von McLaren eingekauft. Dessen Entwicklung kostet Energie und Ressourcen, und diesen Aufwand haben wir uns dadurch gespart.» Szafnauer fährt fort: «Die restlichen Mittel investieren wir da, wo wir eine Chance haben, einen Unterschied zu den anderen Teams machen zu können.»

Beschränkte Mittel

Szafnauer erklärt anhand eines Kuchendiagramms, das er in ein Notizbuch kritzelt: «Das Budget kann in drei gleich grosse Stücke aufgeteilt werden: Das eine ist für die Gehälter der Mitarbeiter, das zweite für das Auto und die Teile am Auto und das dritte für die Reise- und Logistik-Kosten und das Motorhome. Im nächsten Jahr wird der zweite Teil etwas grösser, weil es durch die Einführung der 1,6-Liter-Turbo-Antriebseinheit teurer wird. Dieser Bereich wird dann etwa 40 Prozent des Budgets verschlingen, und die anderen beiden müssen dann mit 30 Prozent auskommen.»

Dafür stehen ihm drei Einkommensquellen zur Verfügung: «Die erste Geldquelle sind die Einnahmen von der kommerziellen Rechte-Verwertung, die zweite sind die Teilhaber und die dritte sind die Sponsoren. Da es unseren Teilhabern gut geht, stehen wir wahrscheinlich etwas besser da als andere. Aus dem Topf der Einnahmen aus der TV-Rechteverwertung bekommen wir einen beträchtlichen Betrag, aber das reicht nicht, um mit der Konkurrenz mitzuhalten. Ich denke, die anderen geben mehr aus, deshalb müssen wir das auch tun. Die Einnahmen stimmen derzeit, aber man kann immer noch mehr investieren, und wenn wir mehr Sponsoren finden, dann werden wir auch mehr Geld ausgeben.»

Dabei muss Force India mit weitaus weniger Geld auskommen als die direkte Konkurrenz. Szafnauer betont stolz: «Es ist schwierig, mit unserer kleinen Mannschaft und den beschränkten Mitteln um den fünften Platz in der Team-Wertung zu kämpfen. Selbst das Williams-Team hat mehr Ressourcen als wir, und ich denke, es ist nur eine Frage der Zeit, bis es wieder konstant im Mittelfeld mitkämpft. Vor drei Jahren mussten wir uns gegen Williams geschlagen geben. Die haben einen besseren Windkanal als wir und etwa 200 Mitarbeiter mehr. Auch das Budget ist grösser. Es ist also ein anständiges Ziel, Sauber schlagen zu wollen. Die Schweizer haben etwa gleich viele Teammitglieder, auch wenn sie über eine bessere Infrastruktur verfügen, einen besseren Windkanal. Das sind die Werkzeuge, die man braucht, um sein Auto zu verbessern.»

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