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Martin Brundle, Ferrari-Mercedes-Renault: Wer siegt?

Von Rob La Salle
Martin Brundle bei einem Interview mit Sebastian Vettel

Martin Brundle bei einem Interview mit Sebastian Vettel

Der frühere Formel-1-Pilot und heutige TV-Experte nimmt die umwälzenden Regeln für die Saison 2014 unter die Lupe. Es wird sich viel verändern.

Für «Sky Sports F1» ist er einer der schonungslosesten GP-Experten – Martin Brundle (54), 158-facher Grand-Prix-Teilnehmer, von 1984 bis 1996 in der Formel-1-WM zuhause; 1988 darüber hinaus Sportwagen-Weltmeister mit Jaguar und 1990 Le-Mans-Sieger. Lesen Sie, was der Engländer über die facettenreiche Saison zu sagen hat, die auf uns zukommt.

Martin, welche Auswirkungen werden die verschiedenen Energiequellen der neuen Antriebs-Einheit, also V6-Turbomotor mit Mehrfach-Energierückgewinnung, auf die Rennstrategie haben?

Zunächst mal ist die Spritmenge ein Riesenunterschied. Bislang fuhren die Renner mit gut 150 bis 160 Kilo Sprit los, ab kommendem März müssen 100 Kilo reichen. Das wird sich erheblich auf die Rennen auswirken, das macht sie auch viel komplizierter zum Verfolgen. Ich hoffe nur, wir können im Fernsehen genügend Daten zeigen, wie etwa verbleibende Spritmenge oder Batteriestand der Energierückgewinnung. Nur wenn wir das alles zeigen und erklären können, werden die Fans es verstehen.

Wir haben nur drei Wintertests vor dem Saisonbeginn am 16. März in Australien. Ist das genug?

Vor dem Hintergrund des umgekrempelten Reglements wären die Teams bestimmt gerne den ganzen Winter lang auf der Testbahn gewesen. Und sie haben sich gewiss die Rückkehr eines separaten Testteams gewünscht. Aber diese Möglichkeiten stehen nun mal nicht mehr zur Verfügung. Zwölf Testtage vor dem Saisonbeginn, das ist auch bei stabilem Reglement eine Herausforderung. Es wird zunächst zweifellos Probleme mit der Standfestigkeit geben. Und ich kann mir durchaus vorstellen, dass dies bei den ersten Rennen für etwas Chaos sorgen wird – wenn links, rechts und in der Mitte der Bahn die Autos stehen bleiben. Ich glaube aber auch, dass die Teams diese Probleme sehr rasch aussortiert haben werden.

Wie sieht es in Sachen Rundenzeiten aus?

Ein Teamchef hat mir verraten, dass er damit rechnet – die Autos werden um gut fünf Sekunden pro Runde langsamer. Aber es entspricht der Natur der Formel 1, dass die Teams die Fahrzeuge bald wieder schneller machen. Ich finde die Rundenzeiten gar nicht so entscheidend. Ein GP2-Auto ist langsamer, aber die Rennwagen sehen auf der Bahn lebhaft und gut aus. Ich mache mir in Sachen Speed der Formel-1-Renner keine Sorgen.

Geht die Formel 1 den richtigen Weg in Sachen Energierückgewinnung? Oder sollte man die Unterhaltung der Fans mehr betonen?

Die Formel 1 muss mit der Zeit gehen, sie muss relevant bleiben. Aber wir sprechen hier von einem grundsätzlichen Problem: Ist Formel 1 eine reine Show? Ist sie ein Schaufenster für Spitzentechnik? Ist sie Sport? Was denn nun? Für mich steht fest – Formel 1 ist Show. Wir müssen die Fans unterhalten, denn nur wenn sie weiter zugucken, bleibt die Formel 1 für Automobilwerke und Sponsoren interessant.

Formel 1 muss schnell sein, aufregend, unberechenbar. Aber sie muss für die Hersteller relevant bleiben. Wer baut denn heute noch in den Serienautos V8-Motoren? Alle Triebwerke werden tendenziell kleiner. Die Energierückgewinnung im GP-Renner muss doppelt so viel leisten wie zuvor und dies über einen fünf Mal so langen Zeitraum pro Runde. Damit sind die Techniker gefordert. Und das kann auch die Serie befruchten.

In der Formel 1 kann man nicht einfach den Kopf in den Sand stecken und behaupten, grüne Fragen gingen den Sport nichts an. Die Rückkehr von Honda zeigt, dass die Formel 1 auf gutem Weg ist.

Es ist viel über den Motorenlärm der neuen Aggregate geschrieben worden.

Nun, die erste Turbo-Generation der Formel 1 war ordentlich laut und Flammen haben die Motoren auch gespien. Gut, das werden wir kaum wiedersehen, denn das wäre Spritvergeudung, und die kann sich keiner mehr leisten. Aber unsere Motoren drehten damals nur 9000 bis 10.000/min. Jetzt sind 15.000/min erlaubt. Selbst wenn ich mir vorstellen kann, dass aus Spritsorge mit weniger Drehzahl gefahren wird, wir das nicht übel klingen.

Was mich eher nervös macht: Was passiert, wenn sich herausstellt, dass es sich elektrisch aus langsamen Kurven besser beschleunigen lässt als mit dem Verbrennungsmotor? Hören wir dann bei abgeschaltetem Vebrennungsmotor nur noch das Getriebe knirschen? Das klingt dann wirklich scheusslich.

Wie lautet dein Fazit?

Ich bin da ganz offen. Durchaus denkbar, dass die drei Motorenpakete – also von Mercedes, Renault und Ferrari – komplett verschiedene Leistungen erzeugen. Dann bist du happy, wenn du den richtigen Motorenpartner hast, und du bist angeschmiert, wenn du aufs falsche Pferd gesetzt hast. Aber selbst dann werden sich die Motoren mit der Zeit angleichen. Im ersten Teil der WM jedoch könnte es für Einige schmerzhaft werden.

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