James Key (Toro Rosso): «Kein Weg vorbei an der Nase»

Von Mathias Brunner
James Key – Technikchef der Scuderia Toro Rosso – spricht über die Herausforderungen des neuen Reglements und die Arbeit, die zum brandneuen Toro Rosso STR9-Renault führte.

Es ist bitterkalt in der schattigen Boxengasse von Jerez. Die Sonne geht auf der anderen Seite des Boxengebäudes unter. Aber der Toro-Rosso-Truppe ist dennoch warm ums Herz: Sie hat heute in Jerez de la Frontera ihr neues Modell STR9 präsentiert, mit dem Jean-Eric Vergne und Daniil Kvyat im Mittelfeld mitmischen sollen. Der Weg von ersten Designstudien zum fertigen Modell war lang und steinig, wie der englische Technikchef James Key (42) erklärt.

James, ich weiss, die neue Modellgeneration war insgesamt eine gewaltige Herausforderung für alle Techniker, aber was war davon die Kniffligste?

Da würde ich zwei auf gleicher Höhe nennen: zum einen die Kühlung. Einen Turbomotor mit Mehrfach-Energierückgewinnung zu kühlen, damit habe ich persönlich überhaupt keine Erfahrung gehabt. Das andere grosse Thema war das Gewicht. Es war ein hartes Stück Arbeit, in den Bereich des Gewichtslimits zu gelangen. Wir haben ein besonderes Programm begonnen, dessen Ziel darin besteht, mit dem Gewicht herunter zu kommen. Das erlaubt es dir dann, eine günstigere Gewichtsverteilung zu erhalten.

Aber vielleicht sollte man gar keinen Aspekt herausgreifen. Generall sprechen wir hier von einem Auto, das als Ganzes noch besser durchdacht sein muss als in den Jahren zuvor. Wer nicht von Anfang an die neue Antriebseinheit und ihre Kühlanforderung ins Design einrechnet, könnte eine böse Überraschung erleben. Beim Design eines 2014er Autos muss der Techniker wesentlich mehr Gehirnschmalz darin investieren, was er tun muss, damit die Antriebseinheit optimal arbeiten kann.

Bleiben wir bei der Kühlung. Sagen wir, ihr merkt hier in Jerez, dass ihr da noch nicht im optimalen Bereich liegt – wie flexibel seid ihr, um auf das reagieren zu können?

Ziemlich flexibel. Wir haben uns absichtlich Spielraum gelassen. Man muss 2014 sowieso ziemlich flexibel sein, weil ich davon ausgehe, dass die ganzen Rennställe eine steile Lernkurve eben erst in Angriff genommen haben. Wir planen schon ein ganz anderes Kühlpaket für Melbourne. Doch vieles wird davon abhängen, was die nächsten vier Tage hier in Jerez passiert.

Die Formel-1-Fans haben teilweise sehr heftig auf die gewöhnungsbedürftigen Nasenformen reagiert. Ohne unhöflich gegenüber eurer Lösung sein zu wollen – führte an diesem Fortsatz wirklich kein Weg vorbei?

(Schmunzelt) Leider nicht. Auch ich hoffe, dass das Reglement für die Autos 2015 dergestalt angepasst wird, dass wir vielleicht zu hübscheren Lösungen kommen. Bei uns führte kein Weg an dieser Lösung vorbei. Aber ich gehöre zum Lager jener, die sagen – ein schnelles Auto ist auch ein hübsches Auto. Offenbar führen bei der Nase verschiedene Wege zum Ziel: schau dir nur die Ferrari-Nase an, die ist fundamental anders als jene von uns oder von Sauber. Aber auch hier, wie bei der Kühlung, erwarte ich von den Rennställen bis zum Saisonstart und dann auch innerhalb der GP-Saison einige Änderungen.

Aber die Nase samt Frontflügel diktiert doch, was weiter hinten passiert. Eine andere Fahrzeugnase würde also die Strömung übers ganze Auto verändern ...

Das stimmt. Das war ja auch der Grund, wieso wir uns in Sachen Nasendesign recht früh festlegen mussten. Für uns war diese Nase die logische Lösung: wir haben im Grunde die hohe Nase, wie früher, die dann gegen vorne diesen Fortsatz aufweist, um dem Reglement Genüge zu tun. Aber wie gesagt – wir werden Änderungen an der Nase sehen.

Um auf deine Frage zurückzukommen: Ja, die Front gibt vor, was weiter hinten passiert. Es gibt hier verschiedene Arbeitsansätze. Einer besteht darin, zu verfeinern, was du bereits hast. Der andere besteht darin, grundlegend andere Lösungen zu betrachten. Und wenn die eben mehr Entwicklungspotenzial bieten, dann wirst du jenen Weg gehen. Jedes Team stellt sich da die gleichen Frage, welche Interpretation der Nase wohl die beste sei.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass jemand zu einer Lösung findet, die so bahnbrechend ist, dass die anderen sich danach richten werden – ein wenig wie damals beim Doppeldiffusor. Daran führte auch kein Weg vorbei. Du musst für Änderungen offen bleiben. Auch wenn du vielleicht in den sauren Apfel beissen musst insofern, dass dein Auto beispielsweise für so eine Staugsaugernase wie am Ferrari gar nicht konzipiert gewesen ist. Aber das ist alles möglich. Du hast da durchaus Spielraum mit der kompletten Verkleidung. Kritisch wird es erst, wenn diese Formen die Kühlkapazität zu beeinträchtigen beginnen.

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