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Melbourne-GP: Neuer Vertrag kommt, der Regen auch

Von Mathias Brunner
Vielleicht schon am kommenden Sonntag wird ein neues Abkommen für den Australien-GP verkündet. Die grosse Frage ist: Steht die Politikprominenz dann im Regen?

Der Albert-Park zwei Tage vor dem ersten Training gleicht einem Bienenstock: Die Teams richten ihre Boxen ein, hunderte der insgesamt 14.000 Fachkräfte, die hinter dem Melbourne-GP stehen, gehen ihren Jobs nach, immer mehr Personal stolpert mit gläsernen Augen aufs Gelände. Einige Dutzend davon haben einen 30-Stunden-Trip hinter sich – Maschinenschaden einer A380 in Dubai, «Emirates» musste auf die Schnelle ein anderes Flugzeug organisieren, das war leider nicht unter vier Stunden zu machen.

Bei warmen 20 Grad und reichlich Sonne schlendern wir über zwei neu benannte Strassen: Tony Gaze, der erste Australier in der Formel-1-WM, ist im vergangenen Juli verstorben, der Melbournian wurde stolze 93 Jahre alt. Nun gibt es bei Eingangstor 1 die «Tony Gaze Avenue». Hinterm Fahrerlager finden wir die «Alan Jones Road», dort ist auch das Weltmeister-Auto von 1980 des ebenfalls aus Melbourne stammenden Jones zu bestaunen, so wie der Weltmeister-Brabham des dreifachen Formel-1-Champions Sir Jack Brabham.

Die grossen Stories schreibt hier aber (noch) nicht die Formel 1: Die Zeitungen platzen vielmehr fast von Vorberichterstattung zur «Australian Football League» (AFL), der australischen Version von Rugby. Am kommenden Wochenende geht nicht nur die Formel-1-Saison los, sondern auch die AFL.

Mitten in der Stadt sind die keck-eleganten Kleider der 2014er Grid-Girls präsentiert worden: Retro-Chic im Stile der 60er Jahre.

Robert Doyle, Bürgermeister von Melbourne, posiert mit den Grid-Girls und klingt an, was in der australischen Stadt als vollzogen gilt: Der Melbourne-GP wird bleiben, über die vorderhand letzte Ausgabe 2015 hinaus. Doyle lacht: «Ich stelle hier nur Schecks aus und freue mich, dabei zu sein.»

Ein wenig komplizierter ist es aber schon.

Die Regierung des australischen Staates Victoria unter Leitung von Premier Denis Napthine wollte sich nicht länger als zwei weitere Jahre binden, dies jedoch entspricht nicht der üblichen Vertragsdauer, die Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone aushandelt – das sind in der Regel fünf, sieben oder zehn Jahre. Die Verhandlungen mit Ecclestone waren ein Poker auf hohem Niveau: Die Australier wollten weniger Antrittsgebühr zahlen und bei den Verhandlungen ihr Gesicht wahren, Ecclestone wollte nicht nachgeben, weil sonst alle anderen GP-Veranstalter auch weniger bezahlen möchten. Gleichzeitig weiss «Mr. Formula One», dass es für ihn in Australien keine Alternative gibt. Eine Rückkehr nach Adelaide ist illusorisch, ebenso wie ein Strassenrennen in Sydney. Mit dem Australier Daniel Ricciardo bei Red Bull Racing wird Ecclestone den beliebten Grand Prix nicht aufs Spiel setzen.

Bernie Ecclestone gegenüber der «Herald Sun»: «Die Vertragsverlängerung wird passieren, macht euch deswegen keine Sorgen. Es sind nur noch Kleinigkeiten zu regeln.»

Andrew Westacott von der Veranstalterfirma «Australian Grand Prix Corporation» (AGPC) sagt zwar heute: «Wir haben die Vertragsverhandlungen zur Seite gelegt, bis nach dem Rennen. Wir wollen zuerst den tollsten Saisonbeginn zeigen, den man sich vorstellen kann.»

In Wahrheit will Westacott den Politikern einfach nicht die Schau stehlen: Denis Napthine, Robert Doyle und der australische Sportminister Peter Dutton planen insgeheim, den neuen Vertrag publizitätsträchtig vor dem Grand Prix zu verkünden.

Die Frage ist, ob sie damit nicht im Regen stehen: Die Wettervorhersage lautet noch immer – Regenwahrscheinlichkeit von 90 Prozent für Sonntag, bei milden 20 Grad.

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