Sound der neuen Formel 1: Gewöhnen wir uns daran?

Von Mathias Brunner
Formel-1-Insider verteidigen den Sound der neuen Formel 1. Aber die Enttäuschung unter den Grand-Prix-Anhängern bleibt gross. Wie soll es in Sachen Akustik weitergehen?

Die stärksten drei Eindrücke der Fans nach dem WM-Auftakt in Melbourne sollten dem Autoverband FIA zu denken geben: Die Fans finden – die Autos klingen nach gar nichts, das Rennen war nicht übermässig spannend, die Technik ist zu kompliziert.

Immerhin ist die Diskussion um die hässlichen Fahrzeugnasen in den Hintergrund geschoben worden. Dafür hat die FIA sowieso eine Lösung – das Reglement soll so umgekrempelt werden, dass Vergleiche mit der Tierwelt 2015 kein Thema mehr sein werden.

Zur komplizierten Technik sagt McLaren-Teamchef Eric Boullier: «Der Hintergrund der neuen Antriebseinheiten bestand ja darin, dass die Formel 1 wieder serienrelevanter werden soll und dass dieses neue Reglement weitere Motorenhersteller anzieht. Ich glaube, wir sind damit auf gutem Weg. Die Antriebseinheiten präsentieren in Sachen Effizienz, Gewicht und Kompaktheit Lösungen, welche den Weg in die Serie finden werden. Und mit Honda kommt 2015 bereits der nächste Hersteller.»

Boullier ist der Meinung, dass die Fans für den weniger eindrucksvollen Ton etwas Anderes geboten bekommen: «Die Motoren haben so viel Dampf, dass die Fahrer sichtlich mit dem Fahrzeug kämpfen. Das finde ich toll zum Beobachten.»

Zum nicht übermässig spannenden Rennen sagt Claire Williams, stellvertretende Teamchefin des Rennstalls ihres Vaters Sir Frank Williams: «Wir haben nun ein Rennen unter der neuen Formel 1 hinter uns, alle Teams sind noch dabei, sich gewissermassen zu finden. Wenn das passiert, dann sind auch die Grands Prix spannender, und wenn wir bessere Rennen haben, wird die Diskussion um den Sound verebben.»

Im Internet kursieren längst mehr oder weniger gute Vorschläge, was zu tun wäre. Einer witzelt: «Ton ganz aufdrehen und den Kommentatoren sagen, sie sollen flüstern.» Ein anderer meint: «Bild von 2014 nehmen und den Ton von 2013 darunter legen.»

Ex-Formel-1-Pilot Martin Brundle nimmt das etwas ernster: «Sound entsteht vor allem durch Drehzahl, und wir haben nun mal jetzt ein Limit von 15.000/min. Die meisten drehen derzeit ihre Motoren gar nicht aus, weil die Technik noch so fragil ist. Ich glaube nicht, dass auf die Schnelle hier etwas getan werden kann. Der Einrohrauspuff wirkt wie ein Schalldämpfer. Neue Auspuffanlagen vorzuschreiben, das würde wieder Millionen an Entwicklung kosten. Die neuen Motoren klingen interessant, sie müssten nur lauter sein!»

«Es gibt zwei ganz kraftvolle Elemente, welche Fans an der Strecke berichten, wenn sie Formel-1-Renner erstmals zu sehen bekommen: wie unglaublich laut diese Autos sind und wie schnell diese Autos wirklich sind. Beides kam schon früher im Fernsehen kaum rüber.»

«An Speed mangelt es den neuen Autos nicht. Aber der Sound macht mir schon Sorgen. Dafür fuhren die Piloten in den letzten Jahren aufgrund der tollen Aerodynamik wie auf Schienen um die Kurven. Jetzt sind sie mit den Autos am Ringen, und das führt bei den Fans zu einem Aha-Erlebnis, das ich vermisst hatte, nämlich zum Gedanken – also das könnte ich nicht! Formel-1-Fahren sah mir zu einfach aus, das ist nun definitiv vorbei.»

«Mein Fazit lautet: die FIA sollte sich Gedanken darüber machen, wie man an der Lautstärke schrauben könnte. Ich bin sicher, dass auch die Fernsehstationen etwas tun können, denn so leise, wie es im Fernehen klingt, sind die Autos dann doch wieder nicht. Die Vielschichtigkeit des Sounds, die geht für mich in Ordnung. Du kannst die ganze Mechanik des Wagens besser hören und sogar das Reifenquietschen in den Kurven. Ich finde es auch gut, dass die Fans den Kommentar über Streckenlautsprecher verstehen können. Wenn sie ein Rennen besser verstehen, dann finden sie es auch interessanter.»

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