KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Williams-Stunk: Massa ignoriert Befehle, Bottas sauer

Von Mathias Brunner
Felipe Massa hatte keine Lust, Valtteri Bottas vorbei zu lassen

Felipe Massa hatte keine Lust, Valtteri Bottas vorbei zu lassen

Einen solchen Funkspruch wollte Felipe Massa nach Ferrari eigentlich nie wieder hören: «Felipe, dein Hintermann ist schneller, lass ihn vorbei.» Der Brasilianer ignorierte kurzerhand die Order ...

Irgendwie scheint Malaysia Stallorder-Knatsch anzuziehen: Vor einem Jahr ging die «multi 21»-Affäre von Vettel und Webber um die Welt, dahinter jammerte Nico Rosberg, man solle ihm bitte gestatten, sich auf Hamilton werfen zu können. Der damalige Mercedes-Teamchef Ross Brawn wollte davon nichts hören. Nun gibt es dicke Luft bei Williams – denn Felipe Massa hat auf die Stallorder vom Kommandostand gepfiffen und den hinter ihm folgenden Valtteri Bottas nicht vorbei gelassen. Damit entging Williams (oder Bottas) vielleicht die Chance, den vor ihnen auf Rang 6 fahrenden Jenson Button (McLaren) in Bedrängnis zu bringen.

Jahrelang musste Massa bei Ferrari als Wasserträger dienen, zunächst für Michael Schumacher, dann für Kimi Räikkönen (2008 jedoch drehte der Brasilianer den Spiess um und wäre fast Weltmeister geworden!), später für Fernando Alonso. Massa spricht noch heute mit Bitterkeit von jenem Skandal-GP in Hockenheim 2010, als er Alonso vorbeilassen musste, was letztlich den Autoverband FIA dazu bewog, das umstrittene Stallorderverbot aufzuheben.

Und nun das, vier Runden vor Schluss: «Felipe, Bottas ist schneller als du, halte ihn nicht auf!»

Gleichzeitig der Funkspruch ins Cockpit des Finnen: «Du bist schneller als Massa, überhol ihn!»

Eine Runde später, wieder an Massa: «Lass Bottas überholen!»

Doch Felipe, mit um zwei Runden älteren Reifen unterwegs, zeigte keine Reaktion.

Schliesslich versuchte es Williams mit: «Felipe, bitte denk daran, deinen Wagen zu kühlen.»

Das einzige, was jedoch wirklich gekühlt werden musste, das waren die Gemüter und zwar nach dem Rennen.

Sky-TV-Experte Martin Brundle: «Man muss sich das mal vorstellen – endlich hat sich Felipe von der Last Ferrari befreit, da sind solche Funksprüche ungefähr das Letzte, was er hören will. Vor allem deswegen, weil man ihn unter der Vorgabe zu Willliams gelockt hat, es gebe dort keine Nummer 1 oder Nummer 2.»

Nach dem Rennen versuchte die stellvertretende Teamchefin Claire Williams die dunklen Sepang-Wolken besonders über dem Williams-Verschlag schönzureden: «Felipe hat keinen Befehl ignoriert, zum Schluss wurden beide Renner sehr heiss, wir haben unseren Fahrern gesagt, sie sollen sie ins Ziel tragen.»

Massa selber ist sowieso der Meinung, er hätte nichts falsch gemacht: «Wie soll sich Valtteri auf Button werfen können, wenn er nicht schnell genug ist, mich zu überholen? Seine Reifen waren kaum besser als meine, das hätte nicht gereicht, um Jenson zu schnappen. Ich habe das Richtige getan.»

Martin Brundle sagt: «Aus psychologischer Sicht war es heute wichtig, was Felipe getan hat. Denn wenn er jetzt nachgegeben hätte, dann wäre er für den Rest der Saison gebrandmarkt gewesen.»

Auf die Frage, ob es nicht ein wenig unfair sei, eine Teamanweisung einfach zu ignorieren, fragt Massa zurück: «Ist es vielleicht auch unfair, sein Bestes geben zu wollen?»
Und was sagt Bottas? «So lange ich mich mich mit Felipe nicht

ausgesprochen habe, will ich dazu nichts sagen.»

Nach Friede-Freude-Eierkuchen klingt das nicht.

Immerhin bestätigt der junge Finne: Zu Beginn des Rennens wurde er angewiesen, hinter Massa zu bleiben (Valtteri hatte über Funk deponiert, er sei schneller und wolle vorbei), später erhielt er freie Bahn, aber konnte Massa nicht überholen. In den letzten zwei Runden kam dann der Befehl, die Positionen zu halten.

Valtteri: «Ich glaube, ich hätte Button einholen können. Das hätte dem Team mehr gebracht. Ich will jetzt in Ruhe mit Felipe reden. Wir müssen für einen Weg finden, wie wir das in Zukunft lösen. Wir haben uns zwar mal über solche Situationen unterhalten, aber offenbar nicht gründlich genug.»

Massa und Bottas – der nächste Ärger ist programmiert.

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