Luca Montezemolo (Ferrari): «Das ist nicht Formel 1»

Von Mathias Brunner
Ferrari-Chef Luca Montezemolo im Fahrerlager von Bahrain

Ferrari-Chef Luca Montezemolo im Fahrerlager von Bahrain

Haben sich Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und Ferrari-Präsident Luca Montezemolo abgesprochen? Beide schimpfen gleichermassen über ihr Produkt.

Für wie dumm halten die Mächtigen der Formel 1 den Grand-Prix-Fan eigentlich? Glaubt ein Spitzenmanager wie Luca Montezemolo von Ferrari, jemand nimmt es ihm ab, wenn er uns auftischt – er wolle Änderungen an der Formel 1 nicht etwa aufgrund der Überlegenheit von Mercedes, sondern zum Wohle des Sports. Aber ja doch. Und heute Abend werden wir in Bahrain ein Rennen unter Dauerregen haben ...

Ferrari-Präsident Luca Montezemolo hat im Fahrerlager von Bahrain Hof gehalten und diese Plattform erneut für eine Brandrede genutzt. «Wir wollen den Wert und die Leidenschaft und den Erfolg der Formel 1 fördern», sagt er, und zu meiner Verblüffung wächst ihm dabei keine Pinocchio-Nase.

Also bitte: Wo liegt die Wertsteigerung für den Sport, wenn Ferrari eine Umfrage macht und dann in die Welt hinaustrompetet, dass 83 Prozent der Fans diese Formel 1 schlecht fänden? Wie wäre das Ergebnis wohl ausgefallen, hätte Mercedes eine solche Umfrage gestartet?

Ich sage: Wer Leidenschaft für den Sport empfindet, der verteidigt ihn, der redet ihn nicht konsequent schlecht.

Wenn Montezemolo nun ankreidet, Benzinsparen passe nicht zur Formel 1, wo war Ferrari dann, als die drei Motorenhersteller gemeinsam (!) die FIA um eine Spritdurchflussregel baten?

Luca Montezemolo hat zum wiederholten Male das Bild vom nur noch herumrollenden Formel-1-Fahrer bemüht, einem gelangweilten Taxifahrer gleich. Doch Racer wie Nico Hülkenberg gaben an, dass sie in Sepang volle Kanne fuhren, und die beiden Williams-Piloten Massa und Valtteri Bottas mussten zum Schluss des Malaysia-GP deshalb vom Gas, weil ihre Motoren zu heiss wurden, nicht etwa deswegen, weil der Sprit knapp war.

Haben Sie etwas bemerkt? Wir sprechen hier von drei Piloten, die mit Mercedes-Triebwerken ausgerüstet sind. Glaubt jemand im Ernst, dass das ein Zufall ist?

Wenn Montezemolo einen verbesserungsfähigen Sound ankreidet, dann hat er durchaus einen Punkt. Etwas mehr Lautstärke könnte nicht schaden. Wenn er ein zu komplexes Regelwerk kritisiert, dann stimmen wir ihm gerne zu.

Aber immer bleibt bei seinen Worten ein gewisses «G’schmäckle» zurück, dass wir eine etwas anders geartete Rede hören würden, wäre Ferrari 2014 an der Spitze mit dabei.

Das hört Montezemolo gar nicht gerne: «Sie bringen das durcheinander. Ferrari war immer schon gegen eine Spritbegrenzung, weil wir das nicht für Formel 1 halten. Wir streben nicht nach einer Regeländerung während der Saison, wir sprechen über Änderungen für die Zukunft. Wenn jemand in Führung ist, so wie Mercedes heute, dann ist es für uns kein Thema, während der Saison etwas zu ändern.»

Montezemolo schützt vor, dass Bernie Ecclestone ins Spiel gebracht habe, die Rennen zu kürzen, um mehr Sprit verbrauchen zu können. Man muss kein Machiavelli sein, um auf den Gedanken zu kommen: War es nicht vielleicht umgekehrt? Denn «Mr. E» hat vor kurzem hier im Pressesaal von Bahrain eine entsprechende Kürzung ausgeschlossen.

Einhellige Meinung im Fahrerlager: Mercedes hat die Hausaufgaben für die Saison 2014 am besten gemacht. Dafür sollten sie nicht bestraft werden.

Als Ferrari mit Michael Schumacher von 2000 bis 2004 die Formel 1 zur Formel Gähn siegte, wo war Montezemolo da mit Änderungen «zum Wohle des Sports»?

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