Heisser Poker für 2016 um Vettel, Hamilton und Alonso

In aller Wahrscheinlichkeit wird der grosse Transferknaller für 2015 eher wie eine mickrige Tischbombe an einer Kinderparty: die besten Rennfahrer der Gegenwart bleiben, wo sie sind. Die viel interessantere Frage ist – was passiert im Hinblick auf 2016? Auf der Suche nach Antworten versuchen wir, uns in die Rolle der Beteiligten zu versetzen.

Fernando Alonso
Grundsätzlich läuft sein Vertrag bis Ende 2016. Alonso hat mehrfach erklärt, Ferrari werde sein letztes Team in der Formel 1 sein. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung ist dennoch ins Stocken geraten, angeblich wegen der hohen Gehaltsforderungen des zweifachen Champions (was Alonso dementiert). Der Tod von Bank-Santander-Chef Emilio Botin und der Abgang von Ferrari-Präsident Luca Montezemolo könnten vieles ändern. Italienische Insider bleiben dabei: Wenn Alonso weg will, dann könnte er es auch – weil das schwächelnde Ferrari entsprechende Leistungsklauseln des Vertrags nicht erfüllen kann. Hin und wieder wirkt der Spanier vom anhaltenden Misserfolg, was den Titelgewinn angeht, zermürbt. Aber wo soll Alonso für 2015 hin? Niemand kann garantieren, dass McLaren-Honda im kommenden Jahr siegfähig ist, und das ist der einzige verlockende Platz mit Aussicht auf längerfristigen Erfolg. Alonso wird daher bei Ferrari bleiben und sehen, ob der Aufschwung bei Ferrari kommt. Und er wird sehr genau beobachten, wie sich McLaren mit Honda schlägt.

Sebastian Vettel
Red Bull Racing durchläuft eine schwierige Phase, der Fahrer auch. Die Art und Weise, wie Vettel in diesem Jahr gegen Daniel Ricciardo den Kürzeren zieht, gibt nicht nur ausserhalb von Red Bull zu reden. RBR und Partner Renault ist von der Mercedes-befeuerten Konkurrenz der Rang abgelaufen worden. Für 2015 arbeiten daher Red Bull Racing und die Franzosen enger zusammen. Der vierfache Weltmeister Vettel wird sich (ähnlich wie Alonso bei Ferrari) sehr genau anschauen, ob im eigenen Rennstall eine Wende zu erkennen ist. Und selbst dann ist es nicht sicher, das er längerfristig der Red-Bull-Familie erhalten bleibt. Denn nicht nur Daniel Ricciardo macht sich prächtig, auch der junge Russe Daniil Kvyat hat bei Toro Rosso angedeutet, dass er für höhere Aufgaben Potenzial besitzt. Und dann kommt schon Max Verstappen. An aussergewöhnlich begabtem Nachwuchs mangelt es dem Hause Red Bull wahrlich nicht. Durchaus denkbar, dass sich Vettel früher oder später eine frische Herausforderung sucht. Die könnte Ferrari heissen, falls Fernando Alonso dort weggeht. Oder McLaren-Honda. Oder doch ein deutsches Dream-Team bei Mercedes mit Nico Rosberg?

Lewis Hamilton
Eigentlich will Mercedes den Briten behalten, und eigentlich will Hamilton bei Mercedes bleiben. Denn als Top-Fahrer schielt auch er immer aufs beste Auto, und das hat nun mal Mercedes. Die Stuttgarter wiederum schätzen die weltweite Gefolgschaft von Hamilton als potenzielle Mercedes-Kunden. Die anhaltenden Spannungen zwischen Nico Rosberg und Hamilton werfen allerdings viele Fragen auf. Rosberg hat einen Mehrjahresvertrag unterzeichnet und scheint fest im Sattel zu sitzen. Hamilton ist nur bis Ende 2015 gebunden und spürt keine Eile. Wie Vettel und Alonso schaut auch er sich genau an, was McLaren-Honda im ersten Jahr so treibt. Warum sollte er sich jetzt schon binden? Auch Ferrari wäre für Hamilton eine Variante (selbst mit Alonso).

McLaren-Honda
Das frühere Dream-Team wollte auch fahrerisch mit einem Dream-Team zurückkehren, aber inzwischen ist den Japanern klar: das wird kaum möglich sein. Also werden Jenson Button und Kevin Magnussen für 2015 einen Einjahresvertrag erhalten. Gleichzeitig will die britisch-japanische Seilschaft beweisen, dass sie stark genug sind, um einen absoluten Superstart anzulocken. Um dann 2016 so richtig durchzustarten. Mit Alonso? Mit Vettel? Mit Hamilton?