Fernando Alonso verzweifelt: Ferrari oder Honda?

Von Mathias Brunner
Fernando Alonso: So herzlich lachen haben wir ihn schon lange nicht mehr gesehen

Fernando Alonso: So herzlich lachen haben wir ihn schon lange nicht mehr gesehen

Die Türen Red Bull Racing und Mercedes sind verschlossen, die Variante McLaren-Honda scheint für Ferrari-Star Fernando Alonso die verlockendste zu sein. Aber viele Zweifel bleiben.

Wenn es nach den Lesern der spanischen «Marca» geht, dann ist die Entscheidung klar: Rund 85% der Landsleute von Fernando Alonso finden, ihr zweifacher Weltmeister sollte den Rennstall wechseln. Aber so einfach ist es nicht.

In Italien wird Mercedes unterstellt, die Antennen zu Alonso ausgefahren zu haben. Aber Mercedes-Rennchef Toto Wolff hat festgehalten: «Wir haben mit Lewis Hamilton ausgemacht – bis unsere Zukunft geklärt ist, gibt es beiderseits keine Verhandlungen mit anderen Parteien.»

Dass McLaren-Honda den roten Teppich ausgelegt hat, ist kein Geheimnis. Eher schon, dass der Teppich aus 100 Mio Euro für drei Jahre bestehen soll.

Über die Möglichkeiten Alonsos, Ferrari zu verlassen, gehen die Meinungen auseinander. Maranello-Insider wollen wissen, dass der Spanier aufgrund verpasster Leistungsklauseln jederzeit gehen könne. Ein Ferrari-Sprecher hält dagegen, es gebe überhaupt keine solchen Klauseln.

Dass Alonso bei Ferrari bereits deponiert habe, er werde gehen, wird von Teamchef Marco Mattiacci dementiert, halbherzig jedoch: «Fernando Alonso fährt auch 2015 für uns, vorderhand.»

Andere Türen sind für Alonso zu, aus unterschiedlichen Gründen. Mercedes wird Lewis Hamilton kaum gehen lassen, zumal eine gute Chance besteht, dass der Engländer Weltmeister wird. Würde das Silberlager riskieren, die Nummer 1 des Champions nach Maranello oder Woking ziehen zu lassen? Wohl kaum.

Red Bull Racing würde – hätte Sebastian Vettel Lust, künftig etwas öfter die italienische Küche zu geniessen – ein Eigengewächs nachziehen, Daniil Kvyat mittel- und Max Verstappen langfristig. Würde Alonso als Quereinsteiger geholt, wäre das eigene Juniorenprogramm ad absurdum geführt. Abgesehen davon, dass die Red-Bull-Junioren für einen Bruchteil des Gehalts eines Alonso fahren.

Die angebliche Rückkehr von Alonso nach Enstone (Lotus) können wir abhaken: Welche Garantien hätte er, dass Lotus 2015 eine wundersame Renaissance gelingt? Wo dem früheren Renault-Werksrennstall die Techniker im Dutzend davongelaufen sind?

Nein, am wahrscheinlichsten ist: Bei Ferrari bleiben oder zu McLaren-Honda ziehen.

Die Kernfrage dabei kann dem Spanier niemand beantworten: Wie gut werden Ferrari und McLaren-Honda 2015 sein?

Ferrari hat Alonso die Pläne für die kommenden Jahre dargelegt. Wir kennen sie nicht. Daher wissen wir auch nicht, ob sie kraftvoll genug sind, den Champion von 2005 und 2006 zu überzeugen.

Der Asturier muss trotz aller Pläne Zweifel haben: Wenn Ferrari es seit 2010 nicht geschafft hat, ihm das beste Auto hinzustellen, mit welcher Logik soll das dann 2015 oder 2016 passieren?

Doch die gleiche Frage stellt sich bei McLaren: 2013 und 2014 sind enttäuschende Saisons, wieso soll beim zweiterfolgreichsten Rennstall der Formel 1 im Jahre 2015 alles besser werden? Honda und der Aerodynamiker Peter Prodromou alleine können es auch nicht richten.

Vielleicht kommt vor den technischen und finanziellen Aspekten der Mensch: Stimmt die Chemie zwischen Ferrari und Fernando Alonso noch? Kann er mit dem neuen Präsidenten Sergio Marchionne und mit Teamchef Marco Mattiacci ein solches Vertrauensverhältnis aufbauen wie mit Luca Montezemolo und Stefano Domenicali? (Wir haben unsere Zweifel.)

Das Menschliche spielt auch bei der möglichen Rückkehr zu McLaren eine Rolle: Können Teamchef Ron Dennis und Alonso die verpatzte Saison 2007 abhaken? (Als sich die McLaren-Fahrer Alonso und Hamilton so lange bekämpften, bis Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen Weltmeister war.)

Gewisse Probleme im Leben muss man aussitzen: Die beste Option für Alonso ist weiterhin, zu bleiben, wo er ist und sich 2015 in Ruhe die Entwicklung anzusehen – bei Ferrari und bei McLaren.

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