Nach Unfall Jules Bianchi: Tempolimit-Test in Austin?

Von Mathias Brunner
Gelb! Aber viele Fahrer verzögern in dieser Situation zu wenig

Gelb! Aber viele Fahrer verzögern in dieser Situation zu wenig

Einen Crash wie von Jules Bianchi in Suzuka darf es nie wieder geben. Der Autoverband FIA arbeitet an verschiedenen Lösungsansätzen. Erster Test bereits beim USA-GP in Austin?

Gerade ehemalige Rennfahrer wie Martin Brundle wissen: Ein Racer wird immer versuchen, aus den Gegebenheiten das Maximum herauszuholen – und das gilt auch bei geschwenkter gelber Flagge. Das Reglement bei einer doppelten, geschwenkten, gelben Flagge besagt glasklar: Achtung! Höchste Gefahr! Bereitmachen, um sofort anzuhalten! Aber die verhängnisvolle Praxis hatte sich in der Formel 1 eingebürgert, dass die Fahrer eben nur nachweisen mussten, den Verhältnissen angemessen zu verzögern. Und das ist dann von Anhaltenkönnen ziemlich weit entfernt. Marcus Ericsson strömte an der Unfallstelle in Suzuka (Japan) gemäss der offiziellen Formel-1-App mit 230 km/h vorbei. Auf nasser Bahn. Wie genau wollte er da sofort stoppen können?

Jetzt auf den Piloten herumzuhacken oder dem schwer verletzten Jules Bianchi einen Vorwurf zu machen, er habe nach dem Unfall von Adrian Sutil halt zu wenig verzögert und trage damit eine Teilschuld, das wirkte pietätlos bei einem Mann, der um sein Leben ringt, und ist nicht die Lösung.

Die Lösung ist: Man muss den Piloten die Verantwortung für so eine Situation aus den Händen nehmen. Denn die Piloten werden auch von den Teams unter Druck gesetzt, auf der Bahn so wenig Zeit als möglich zu verlieren.

Der Autoverband FIA erwägt derzeit verschiedene Lösungen, wie das in die Praxis umgesetzt werden soll. Das Ziel besteht darin, dass die nachfolgenden Fahrer an einer Unfallstelle mit erheblich verminderter Geschwindigkeit vorbeirollen, nehmen wir als Basis mal jenen Speed, der in solchen Situationen bei Langstreckenrennen auf dem Nürburgring oder in Le Mans vorgeschrieben ist, nämlich 60 km/h.

Die am schnellsten umzusetzende Lösung: Speed-Bedingungen wie hinter dem Safety-Car, einfach ohne das Führungsfahrzeug. Dabei müssen die Piloten die so genannte Deltazeit einhalten, die von der Rennleitung in die Wagen gefunkt wird. Die entspricht in der Regel ungefähr der Hälfte der üblichen Geschwindigkeit an der betreffenden Stelle.

Noch ist unklar, ob mittelfristig die Teams für die Einhaltung dieses Limits verantwortlich gemacht werden sollen oder ob (was technisch möglich wäre) die Obergrenze von aussen an Bord der Rennwagen gefunkt wird. Im Kartsport gibt es das längst. Eine der Fussfallen dabei: Eine schlagartige Verzögerung der Rennwagen kann ihrerseits zu gefährlichen Situationen führen, es besteht die Gefahr von Auffahrunfällen. Und wenn sich ein Fahrer in einer 240-km/h-Kurve befindet, ist ein solches Signal von aussen wohl auch eher ungemütlich.

Am Freitag hat Charlie Whiting, der Sicherheitsdelegierte der Formel 1, mit den Piloten verschiedene Varianten erörtert, am Samstag mit den Team-Managern.

Nach Rücksprache mit der FIA ist es nicht ausgeschlossen, dass wir einen ersten Test einer Tempobeschränkung schon im Training von Austin (Texas) erleben, in gut drei Wochen. Wenn die dazu notwendige neue Software bis dann fertig wird.

Ein technisch raffinierteres System wird auf 2015 eingeführt.

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