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Matt Morris über Honda: Kein Motorplatzer, kein Feuer

Von Mathias Brunner
Matt Morris von McLaren-Honda

Matt Morris von McLaren-Honda

Der Engländer Matt Morris, leitender Ingenieur bei McLaren-Honda, lässt sich von den Schwierigkeiten in Jerez nicht bange machen: «Natürlich können wir 2015 Rennen gewinnen!»
Matt, war nach den gewaltigen Problemen beim Abu-Dhabi-Test damit zu rechnen, dass es hier auch harzig laufen würde?

Wir hatten zwei oder drei grössere Probleme in Abu Dhabi. Die sind erledigt. Also waren wir schon zuversichtlich, dass es hier besser laufen würde. Leider sind wir dann in andere Schwierigkeiten geraten. Dramatisch sind diese frischen Probleme nicht, es handelt sich eher um Kleinigkeiten, doch die Auswirkung davon ist eben, dass wir weniger Fahrzeit haben. Das war beispielsweise heute Morgen der Fall, als es ein Problem mit dem Ölstand gab. Auch dies nichts Enormes, aber es kostete halt wieder zwei Stunden. Es gab auch Schwierigkeiten mit der Elektrik. Wichtig ist jedoch – es gab keine kapitalen Motorschäden, es gab kein Feuer an der Verkleidung. Kabel und Leitungen sind einfach zu tauschen. Dramatisch wäre es, wenn du anfangen musst, das grundsätzliche Layout im Heck umzukrempeln. Zum Glück müssen wir das nicht.

Was lässt sich übers Auto lernen, wenn der Wagen wegen Motorproblemen die meiste Zeit über steht?

Wir konnten die Aerodynamik überprüfen, unter verschiedenen Fahrsituationen. Diese Daten gehen zurück ins Werk, wo sie mit den Daten aus dem Windkanal und den Flussdynamikberechnungen verglichen werden. Es geht darum herauszufinden, ob die Werte von der Rennstrecke mit jenen aus dem Werk übereinstimmern.

Es fällt auf, wie kompakt euer Heck ist. Wir haben aber keine angekokelten Verkleidungen gesehen. Ist dies das Ergebnis von gründlich gemachten Hausaufgaben oder läuft der Motor einfach nicht auf Volllast, produziert also auch nicht das Maximum an Hitze?

Nein, da darf ich feststellen, dass wir unsere Aufgaben gut gelöst haben. Es stimmt, dass wir in Sachen Kompaktheit recht extrem vorgegangen sind, aber alles läuft nach Plan, bei der normalen Hitzeentwicklung des Motors. Auch die Kühlung ist kein Thema. Bei solchen Themen sind wir sorgenfrei.

Ist bis zum Saisonbeginn mit massiven Änderungen zu rechnen?

Am Heck nicht, unsere superenge Lösung funktioniert. Diese Architektur bleibt also. Unsere Änderungen beziehen sich eher auf Karossiereteile wie Flügel, und die präsentieren wir nach und nach bei den kommenden Tests.

Welche Verbesserungen hat Honda versprochen?

Honda bringt fast jeden Tag etwas Neues. Und das wird auch in Barcelona so sein. Wir haben ein internes Ziel für Melbourne, und da sind wir noch immer im Plan.

Lässt sich denn nach so wenigen Runden etwas über den Motor sagen?

Ja. Wir sind davon überzeugt, dass das Triebwerk an sich gesund ist. Es sind nur Kleinigkeiten, die wir abarbeiten müssen. Im Grunde gehen wir einfach nochmal durch, was wir von einem Jahr mit Mercedes erlebten, als diese neuen Antriebseinheiten debütierten. Für diesen Test in Jerez stand im Mittelpunkt, ob unser eng geschnittenes Heck funktioniert, und das tut es. Hätten wir damit ein Problem, wären wir richtig in Schwierigkeiten.

Was lässt sich in Sachen Energierückgewinnung sagen?

Damit sind wir zufrieden. Wir müssen einfach lernen – auch das wie im letzten Jahr – wie die ganzen Abläufe beim Energiesammeln und –abrufen sind. Aber ERS macht uns kein Kopfzerbrechen.

Haben die Probleme mit dem Motor das Aero-Programm beeinträchtigt?

Ja. Wir haben uns gestern Abend hingesetzt und besprochen, was wir wirklich noch auf der Bahn haben wollen. Es wäre schön gewesen, mehr Zeit auf der Rennstrecke zu haben, aber das Wichtigste sollten wir erledigen können.

Euer Teamchef Eric Boullier hat gesagt, er sei davon überzeugt – McLaren könne in Sachen Konkurrenzfähigkeit anfangs 2015 dort anknüpfen, wo man Ende 2014 mit Mercedes aufgehört habe.

Das glaube ich auch. Wir sind hier in Jerez weit von unseren Möglichkeiten entfernt. Wir können jedoch ziemlich genau berechnen, wo wir in der Zeitenliste hinrücken würden, wenn wir denn unser Potenzial anschneiden würden. Also schlafen wir ruhig. Wir müssen einfach diese Kleinigkeiten aus der Welt schaffen.

Wie gross ist der Unterschied zwischen dem Arbeiten mit den Technikern von Mercedes und den Japanern von Honda?

Komplett anders, weil sie einfach aus zwei verschiedenen Kulturkreisen kommen. Dann ist da der Unterschied, dass im letzten Jahr klar war – unser Vertrag mit Mercedes läuft aus. Also wurden wir von gewissen Informationen abgeschnitten, und damit will ich über unseren langjährigen Partner Mercedes nichts Schlechtes sagen. Das ist ein normaler Prozess, wenn eine Zusammenarbeit zu Ende geht. Die Kooperation mit Honda ist viel enger.

Gibt es eine Sprachbarriere?

Nein. Alle leitenden Techniker sprechen ein gutes Englisch, alle Ingenieure hier an der Rennstrecke auch. Auch bei unseren Besuchen in Japan war die Sprache kein Problem.

Wie sehr hängt sich Fernando Alonso in die Arbeit rein?

(Schmunzelt.) Er liess uns spüren, wie sehr er sich danach sehnt, endlich fahren zu können. Er fühlt sich offensichtlich wohl im Team. Und man spürt bei der Arbeit mit ihm, dass hier ein wahrer Champion am Werk ist. Beim Erfahrungsaustausch in der Fabrik, bei der Arbeit im Simulator und natürlich im Tagesgeschäft hier an der Rennstrecke wirkt sich das auf alle aus, die mit ihm arbeiten. Alle können es nicht erwarten, mit ihm Rennen zu fahren.

Ist es realistisch, von 2015er Siegen zu reden?

Ja, das ist es.

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