Formel 1: Aus für Perez bei Red Bull Racing

Abu Dhabi-Training unnütz? Lewis Hamilton enttäuscht

Von Mathias Brunner
Ungewöhnliches Bild: Lewis Hamilton während sein Auto umgebaut wird

Ungewöhnliches Bild: Lewis Hamilton während sein Auto umgebaut wird

​Die Ergebnisse des ersten freien Training sind aus zwei Gründen mit grösser Vorsicht zu geniessen. Der frühere Formel-1-Fahrer Martin Brundle ist von Lewis Hamilton enttäuscht.

Die heissen Themen an diesem Freitagmorgen in Abu Dhabi: Die Motorisierung von Red Bull in der Saison 2015 (Renault für Red Bull Racing, Ferrari für die Scuderia Toro Rosso), die Probleme bei Lotus (nur ein Wagen im Einsatz), die Ausreden von Lewis Hamilton. Ausreden?

Der dreifache Formel-1-Champion hat in seiner Kolumne für die Kollegen der BBC noch einmal festgehalten: «Was die letzten Rennen angeht, so hat sich beim Auto definitiv etwas geändert. Wir hatten ein schwieriges Wochenende in Singapur, wo wir zu langsam waren. Wir sind noch immer am Ergründen, was dort genau passiert ist. Wir haben dann am Wagen etwas geändert, und seither fühlt sich die Balance nicht mehr gleich an. Nico scheint sich mit diesem neuen Handling wohler zu fühlen.»

Aber Nico Rosberg sagte in seiner Medienrunde vom Donnerstag: «Ich weiss nicht, worauf er sich da bezieht. Ich finde das Fahrgefühl unverändert. Wir lagen schon vorher dicht beisammen, nun ist das Pendel auf die andere Seite ausgeschlagen. Ich scheine derzeit einfach die Oberhand zu haben.»

Für den früheren Formel-1-Fahrer Martin Brundle und heutigen Sky-TV-Experten sind die Aussagen von Hamilton «enttäuschend. Das klingt für mich nach Ausreden und danach, dass Lewis tüchtig unter Druck steht. Meines Wissens hinder niemand Lewis daran, sein Auto so abstimmen, dass die Balance seinem Geschmack entspricht. Fakt ist: Nico hat ihn nun zwei Mal im direkten Duell geschlagen. Natürlich kann man argumentieren, es ginge hier in Abu Dhabi um nichts. Aber in Wahrheit bin ich davon überzeugt, dass Lewis alles probieren wird, um das Ruder wieder herumzuwerfen. Es ist für einen Rennfahrer ganz wichtig, dass er mit einem positiven Gefühl in den Winter geht, also will ein Siegfahrer das letzte Rennen gewinnen.»

Das bringt uns zum weitgehend sinnlosen ersten Training – sinnfrei jedenfalls, was die Rangliste angeht. Vergessen Sie gleich mal Zeiten sowie Reihenfolge und dies aus zwei Gründen.

Das erste freie Training ist deshalb nicht relevant, weil in den entscheidenden Momenten des weiteren Wochenendes, im Abschlusstraining und im Rennen, ganz andere Pistentemperaturen herrschen werden. Ganz im Gegenteil kann die Arbeit im ersten Training sich nicht als Hilfe, sondern als Stein am Bein erweisen: Wer bei der Abstimmung nicht vorhersieht, wie sich der Wagen bei niedrigeren Temperaturen verhalten sollte, wird sich um Abstimmungslabyrinth rettungslos verlaufen.

Die Zeiten sind darüber hinaus nicht aussagekräftig, weil fast jeder Rennstall das erste freie Training auf dem Yas Marina Circuit als Test nutzt. Es wird zwar am kommenden Dienstag (1. Dezember) einen Test geben, aber Pirelli hat zusammen mit dem Autoverband FIA verfügt, dass es den Teams dabei nicht erlaubt sein wird, an den Autos zu arbeiten. Es wird ausschliesslich um Testerfahrungen mit den 2016er Reifen des Mailänder Traditionsunternehmens gehen.

Also sehen wir Neuheiten hüben und drüben: Neue Hinterradaufhängung am McLaren, verbesserter Frontflügel am Force India, Knubbelnase am Lotus von Pastor Maldonado, LED-Leuchten unter dem Ferrari, um klarere Aufnahmen von Veränderungen der Bodenfreiheit in den verschiedenen Fahrzuständen zu gewinnen.

Das Training wird ferner verfälscht, weil bei einigen Teams argwöhnisch auf die Laufleistung der Motoren geachtet wird.

So ganz sinnlos ist die Arbeit der Rennställe trotz der höheren Pistentemperaturen aber doch nicht: Einstellungen der Bodenfreiheit, elektronische Abstimmung des Motors, Gegen-Check der Aerodynamik mit den (vor der Reise nach Abu Dhabi) definierten Grundwerten – das alles lässt sich auch bei wärmerem Wetter machen.

Und schliesslich war das Bild gar nicht so anders als sonst: Zwei Silberpfeile vorne (Lewis Hamilton knapp vor Nico Rosberg), dahinter ein Ferrari und die Red Bull Racing-Renner, deren gutes Chassis wie gemacht ist für den kurvigen letzten Pistenteil des Yas Marina Circuit.

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner auf die Frage, was er sich für den Renntag wünsche: «Ich finde, es wäre Zeit für den ersten Regen-GP von Abu Dhabi.»

Da kommt Horner einige Tage zu spät: Geregnet hat es am vergangenen Dienstag. Es war das erste Mal seit anfangs Februar.

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