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Totgesagte leben länger, Bahrain: Ausscheidungs-Quali

Von Mathias Brunner
Anstellen zum Abschlusstraining

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​In der Formel 1 scheint das Motto zu gelten: «Was geht mich mein Geschwätz von gestern an?» Die in Australien schon totgesagte Ausscheidungs-Quali bleibt.

Was ist eine Quali? Eine Qual – mit einem i. Im Rahmen des Formel-1-Saisonauftakts in Melbourne gab das neue Abschlusstrainingsformat viel zu reden. Die Ausscheidungs-Qualifikation (wenn immer der jeweils langsamste Fahrer rausfällt) wurde von den Fahrern abgelehnt, von den Teams unterschätzt, von den Fans gehasst. In Umfragen fand nur jeder Zehnte das Ausfallverfahren ganz in Ordnung, mehr als drei Viertel der Fans forderten hingegen: Vielen Dank dafür, und jetzt in Bahrain bitte wieder nach dem alten System.

Niki Lauda, Aufsichtsrats-Chefs des Weltmeister-Teams Mercedes, sparte nicht mit Kritik. Vor laufender Kamera erklärt der dreifache Weltmeister und RTL-TV-Experte: «Das war ein Griff ins Klo. Es war der grösste Fehler, hier was zu ändern.»

Mercedes-Teamchef Toto Wolff: «Das neue Format ist ziemlicher Müll. Wir wollten auf die Veranstalter hören, die sich eine Veränderung wünschten. Aber meine persönliche Meinung ist, dass wir die falsche Lösung gefunden haben.»

Die Teamchefs setzten sich am Sonntag vor dem Rennen zusammen und liessen dann wissen: Schon in Bahrain werde wieder nach dem alten System gefahren.

Stimmt leider nicht.

Denn die Strategiegruppe der Formel 1 hat nun beschlossen: Das unbeliebte Verfahren bleibt. Jedenfalls für das kommende Wochenende des Bahrain-GP (3. April).

Die Denke dahinter: Man will keine Kurzschlussreaktion vollführen, sondern sich das Prozedere nochmals in Ruhe anschauen und dann sehen, was sich daran verbessern lässt.

Es gab beispielsweise den Plan einer Mischlösung für den dritten WM-Lauf in China: Quali 1 und Quali 2 mit dem in Melbourne und Bahrain ausprobierten Ausschlussverfahren (wenn nach einer bestimmten Zeit immer der Letztplatzierte durch den Rost fällt), Quali 3 aber nach dem alten Prinzip, damit verhindert wird, was in Australien zum Entsetzen der Fans geschah – zum Schluss des Trainings war niemand mehr auf der Bahn.

Für Marc Surer war das alles absehbar. Der Basler Formel-1-Experte von Sky hatte vor der Reise nach «down under» festgehalten: «Das Ausscheidungsverfahren setzt die Teams gewaltig unter Druck. Man muss in den ersten sieben Minuten eine Zeit setzen, um eine Runde auf der sicheren Bank zu haben. 22 Autos versuchen folgerichtig, eine freie Runde ohne Verkehr zu erwischen. Damit sind vor allem in Quali 1, wenn am meisten Autos auf der Bahn sind, Durcheinander und Ärger programmiert. Hinzu kommt, dass es keine Fahranweisungen über den Boxenfunk mehr geben darf und die Piloten mehr auf sich selbst gestellt sind. Einige Teams werden das Timing nicht hinbekommen, ihnen wird schlicht die Zeit ausgehen.»

«In Q3 werden die Piloten einen Satz Reifen brauchen, um nicht nach fünf Minuten eliminiert zu werden. Den zweiten Satz werden die Spitzenfahrer beim Versuch, unter die letzten Zwei zu kommen, verschiessen, aber einige werden zum Zeitpunkt ihres Ausscheidens gar nicht mehr auf der Bahn sein. Die beiden verbliebenen Piloten können sich somit in den letzten 90 Sekunden auf abgefahrenen Gummis nicht mehr verbessern. Denn mehr als zwei Reifensätze kann man in Q3 gar nicht verwenden. Ich gehe davon aus, dass meistens in den finalen 90 Sekunden gar nicht mehr gefahren werden wird, es wird also nicht ein tolles Duell zum Schluss Richtung karierter Flagge geben, sondern null Action auf der Bahn.»

Und genau so kam es: Der australische Rennleiter lehnte sich auf die Piste hinaus und wedelte mit Inbrust seine karierte Flagge – einer leeren Rennstrecke entgegen. Das war so skurril, dass es schon wieder Situationskomik hatte.

Bahrain: So wird gefahren

Quali-Segment 1 dauert 16 Minuten. Nach sieben Minuten scheidet der langsamste Fahrer aus. Danach wird alle 90 Sekunden – bis zum Ende von Q1 – der jeweils langsamste Fahrer aus dem Feld genommen. Insgesamt scheiden also sieben Fahrer aus, 15 Fahrer kommen weiter ins zweite Quali.

Quali-Teil 2 dauert 15 Minuten. Nach sechs Minuten scheidet der langsamste Fahrer aus. Danach ist alle 90 Sekunden ein weiterer Fahrer fällig. Insgesamt fallen auch hier sieben Fahrer durch den Rost, acht Fahrer erreichen Q3.

Quali 3 dauert nur noch 14 Minuten. Nach fünf Minuten scheidet der langsamste Fahrer aus. Danach scheidet erneut alle 90 Sekunden ein weiterer Fahrer aus. Nur noch zwei Piloten kämpfen in den letzten 90 Sekunden um die Pole-Position. So jedenfalls die Theorie, denn in Australien haben wir gesehen, dass es in der Praxis ganz anders kommen kann.

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