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Erleben Sie die irre Baku-Piste: Schneller als Monza?

Kolumne von Mathias Brunner
​Der «Baku City Circuit» ist mit nichts zu vergleichen. Begleiten Sie uns auf einer Rundfahrt um den schnellsten Formel-1-Strassenkurs der Welt mit vielen Eigenheiten.

Bislang war davon die Rede, dass wir auf dem neuen «Baku City Circuit» Tempi erleben werden, wie wir sie auf einem Strassenkurs noch nie gesehen haben: Von 340 Sachen ist da die Rede. Inzwischen haben die Teams in ihren Simulationen den Wert sogar nach oben korrigiert. Nun verrät uns ein Insider: «Ich würde mich nicht wundern, wenn hier schneller gefahren wird als in Monza.»

Kommen Sie mit uns auf eine Runde in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku, und staunen Sie über die Besonderheiten dieser Bahn. Als Hilfe empfehlen wir Ihnen abgesehen von den Fotos die Streckenskizze.

Die Anfahrt zur ersten Kurve, eine 90-Grad-Links, ist verhältnismässig kurz. Zur Rechten steht eine ziemlich bescheidene Haupttribüne. Ausgangs Kurve 1 eine enorme Auslaufzone. Die Fahrer werden aufpassen müssen, Scheitelpunkt und Randstein sauber zu erwischen, ansonsten sie ausgangs der Kurve rechts an eine der vielen TecPro-Barrieren geraten. Nicht einfach.

Das Einspuren der Piloten, die von der Box kommen, ist problemfrei. Sie halten sich links, der laufende Verkehr verläuft rechts, wo auch für die folgende Linkskurve (2) angebremst wird. Die Piste ist hier recht breit.

Vor der zweiten Links wird es kaum Angriffe geben, dazu ist die Anfahrt zu kurz. Aber die Kurve selber ist enger als Kurve 1, viel Raum für Fehler ausgangs der Ecke haben die Fahrer nicht.

Es folgt ein längeres Stück zur dritten Kurve. Ausgangs der zweiten Kurve kann zum ersten Mal auf der Piste der verstellbare Heckflügel aktiviert werden, daher ergibt sich zur Kurve 3 hin eine ausgezeichnete Überholmöglichkeit.

Die Links selber ist wie die 2 an sich kein grosses Problem, die folgende Rechtskurve (4) ist eine harmlose 90-Grad-Ecke. Hoch zur 5 macht die Piste einen leichten Knick, der voll geht.

Die Passage 5/6, links-rechts, hat es in sich: Die erste Kurve geht schneller als die zweite. Keine einfache Kombination, sie erinnert ein wenig an die Schwimmbadpassage von Monaco.

Es folgte eine Kuriosität: Die Strecke führt runter zur Kurve 7, gleichzeitig haben wir parallel dazu den Gegenverkehr der scheinbar endlos langen Geraden, die zurück zu Start und Ziel führt.
Solche Pistenabschnitte gab es früher schon, in der Steinzeit des Sports oft nur durch ein paar schüchterne Strohballen getrennt. Mit entsprechenden Konsequenzen, wenn ein Fahrer auf die Gegenseite geriet. Diese Gefahr besteht hier zum Glück nicht, die Piloten sind durch fette Betonelemente und Fangzäune getrennt.

Kurve 7 ist merklich enger, überhaupt wird die ganze Strecke jetzt enger, weil wir uns der Altstadt nähern.

Die folgende 8/9 ist jene ganz schmale Passage, die noch viel zu reden geben wird: Hier geht es links an der alten Stadtmauer hoch.

Wer hier innen über den Randstein räubert, wird sich rechts in der TecPro-Barriere wiederfinden. Verhaken sich hier zwei Wagen, dann geht gar nichts mehr – dann wird die Piste dicht sein. Keine Passage der Formel 1 ist wie diese.

Hier ist auch weit und breit kein Kran in Sicht, weil es keinen Platz gibt. Die Streckenposten werden einen liegengebliebenen Wagen zurückziehen und in der Verlängerung der Piste von Kurve 8 in Sicherheit bringen müssen. Ironischerweise gleich unter dem Schild des «Hard Rock Cafés». Hard Rock dürfte es hier sicher geben.

Alles was nun bis Kurve 19 folgt, umrundet die Altstadt. Wir haben nicht mehr 90-Grad-Ecken wie im ersten Pistenteil, sondern zahlreiche Kurven mit seltsamen Radien, mit Steigung und Gefälle – weil sich die Strecke der alten Strassenführung anpassen muss. Die Fahrer lenken blind in die Kurve 11 ein, über eine Kuppe kommend, dann folgt die Linkskurve 12. Die Piste steigt weiter an, die Fahrer werden die bildschönen Gebäude zur Linken keine Aufmerksamkeit schenken – darunter die Akadamie der Wissenschaften, das Institut für Manuskripte und die Dövlet-Universität.

Wieder zwei feine Knicks (13 und 14), die voll gehen, die Piste fällt jetzt wieder ab. Nach der hübschen Bergab-Links (15), die relativ schnell geht, fahren wir direkt aufs Meer zu, biegen dann jedoch links in die 16 ab.

In der Verlängerung hier auch erstmals wiedere grössere Tribünen. Die Auslaufzone von 16 ist riesig, die Piste ist nun wieder breit wie eine Autobahn.

Es folgen zwei Knicks, einer nach Rechts, als 17, einer als Links, die 18, beide sauschnell, als Kurve 19 gilt ein erneuter Rechtsknick, wo wir uns nun wieder im Parallelverkehr befinden.

Aber hier gilt: Volle Kanne. Am Ende der Parallelpassage folgt der Messpunkt für den verstellbaren Heckflügel, 350 Meter später darf er von den Piloten flach gestellt werden. Hier sind Tempi von bis zu 360 km/h keine Unmöglichkeit.

Die Anfahrt der Boxengasse aus diesen Geschwindigkeiten wird auch ziemlich haarig sein.

Fazit: Ein Strassenkurs, der erheblich interessanter ist als jener von Valencia, der teilweise enger ist als Monaco, der schneller sein könnte als Monza, der zahlreiche Alleinstellungsmerkmale aufweist.

Eine feine Sache.

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