Quoten, Ausstiege: Wie relevant ist die Formel E?

Von Andreas Reiners
Nyck de Vries

Nyck de Vries

Kritiker sagen, die Formel E sei in Deutschland noch nie relevant gewesen. Die Frage, die sich in der achten Saison stellt: Wie groß ist die Relevanz tatsächlich noch?

Audi? Ist weg. BMW? Ebenfalls. Mercedes? Macht noch die jüngst gestartete Saison der Formel E, dann verabschiedet sich die Sternmarke auch. Bleibt nur noch Porsche aus deutscher Sicht.
Es stellt sich daher die Frage: Wie relevant ist eine Elektrorennserie, die sowieso seit Jahren mit ihrer Relevanz in Deutschland kämpft, auf dem hiesigen Markt noch, wenn die großen Hersteller die Bühne verlassen?

Die Zahlen: Der Auftakt der achten Saison in Saudi-Arabien lockte nach dem internen Senderwechsel von Sat.1 zu ProSieben jeweils ab 18 Uhr im Schnitt 330.000 und 370.000 Menschen vor den Fernseher. Beim Marktanteil waren das 4,4 und 4,2 Prozent in der Zielgruppe der 14 bis 49-Jährigen. Das ist weit unterhalb des Senderschnitts. 2021 verfolgten in Sat.1 noch 454.000 Fans im Schnitt die Rennen.

Moderatorin Andrea Kaiser hatte den Wechsel zu ProSieben zuvor als logischen Schritt bezeichnet. «ProSieben hat viele männliche und junge Zuschauer und zudem ein Umfeld, das sehr gut in den Bereich Motorsport passt. ProSieben ist männlicher und jünger, da passt Motorsport besser hin», sagte sie. Ihr habe der Sound bei der Formel E am Anfang gefehlt, sagte sie, «aber die Rennserie ist ein toller Fernsehsport, denn du hast gute Action und viele Überholmanöver».

Der Auftakt verlief für den Sender trotzdem holprig, Anlass zur Sorge besteht aber nach zwei Rennen freilich noch nicht. «Die Gesamtreichweite ist - wie bei den Sendern üblich - etwas geringer. Die ersten Erkenntnisse sind wie erwartet», wird ein Sendersprecher bei «e-formel.de» zitiert.

Trotzdem wird im Zuge der Ausstiege immer wieder die Frage gestellt, in welche Richtung sich die Formel E entwickelt. «Ich sehe für die Formel E eine sehr gute Zukunft, denn im Rennsport geht es darum, die Technologien für den Straßenverkehr zu entwickeln. Da ist die Relevanz der Formel E sehr groß, außerdem ist sie immer noch die Rennserie mit den meisten Herstellern», sagt der Deutsche Maximilian Günther bei ran. Zuletzt hat Maserati den Einstieg zur nächsten Saison verkündet.

«Ich sehe sehr viel Potenzial», sagt Günther. «Der Schritt zu Sat.1 beziehungsweise jetzt ProSieben ist toll für die Serie, man hat einen Partner, der es schafft, die Formel E der breiten Masse näherzubringen. Und das mit einer echten Berichterstattung, auch vor und nach den Rennen. Es ist wichtig, die verschiedenen Charaktere, die Rivalitäten und die Faszination Formel E herauszuarbeiten.»

Aus deutscher Sicht halten Günther, Pascal Wehrlein und Andre Lotterer die Fahne hoch. Günther muss sich nach seinem Weggang von BMW bei Nissan erst an die neuen Gegebenheiten gewöhnen, er ging beim Auftakt leer aus. Das Porsche-Duo Wehrlein/Lotterer kam nicht so recht in Fahrt, im zweiten Rennen wurde Lotterer immerhin Vierter, Wehrlein holte zwei Punkte. Zu wenig für Titelambitionen.

Unabdingbar für die weitere Entwicklung sind sportliche Ausrufezeichen der deutschen Fahrer, aber auch die generelle Unterhaltung auf der Strecke, und da war der Auftakt eine Enttäuschung, denn die beiden Läufe konnten nicht wirklich elektrisieren.

Das erste Rennen gewann Weltmeister Nyck de Vries im Mercedes, das zweite Venturi-Pilot Edoardo Mortara – mit Mercedes-Motoren. De Vries hätte wohl auch das Rennen gewonnen, wenn es nicht zu einer Kollision mit einem Konkurrenten gekommen wäre. Es machte sich ein wenig Langeweile breit und die Sorge vor Mercedes-Dominanz. Nachhaltige Werbung war der Start nicht.

Hat der Motorsport generell ein Zuschauer-Problem? «Motorsport muss sichtbar bleiben», sagte Kaiser: «Man muss die jungen Leute zum Motorsport ziehen, denn sie sind die Zukunft. Aber der Motorsport befindet sich angesichts der Umweltschutz- und Klima-Diskussionen in einem Wandel, der aber auch befruchtend und positiv sein kann. Es wird immer Veränderungen geben, es wird aber auch immer einen Platz für Motorsport geben.» Die Formel E wird um ihren Platz allerdings hart kämpfen müssen.


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