Toto Wolff und Mercedes: Auch 2022 zwei WM-Titel!

Von Gerhard Kuntschik
Toto Wolff

Toto Wolff

Die Saison begann nicht so, wie man es sich in Brackley, Brixton und Stuttgart vorgestellt hat, sie wurde aber immer besser, und Podiumsplätze wurden zuletzt schon fast wieder regelmäßig geholt.

Die Rede ist natürlich von Mercedes AMG F1. Doch für Sportchef Toto Wolff und die Mercedes-Gemeinde wird 2022 dennoch zwei WM-Titel bringen, so viel kann man schon jetzt behaupten.

Denn auf der Abschiedstournee des Mercedes EQ-Teams in der Formel-E-WM sind nach dem Londoner Doppel nur noch die beiden Rennen Mitte August am neuen Schauplatz Seoul zu absolvieren, und beide Trophäen sind für die Silbernen in Griffweite: Denn Stoffel Vandoorne, der sich im Vorjahr Teamkollegen Nyck de Vries beugen musste, kommt mit 36 Punkten Vorsprung auf Jaguar-Pilot Mitch Evans nach Korea – wo noch zwei Mal 29 Punkte zu vergeben sind.

Und in der Konstrukteurs-WM haben die Titelverteidiger ebenfalls 36 Punkte Guthaben auf Rokit Venturi (mit Mercedes-Antrieb).

Das Spektakel im Londoner ExCeL-Gelände mit zwei Drittel Indoor-Strecke brachte für Mercedes keinen Sieg, aber wichtige Punkte. Vandoorne war mit Platz zwei am Samstag und Rang vier am Sonntag großer Gewinner, auch wenn die Tagessiege an Jake Dennis (Andretti) und Lucas di Grassi (Venturi) gingen.

Bemerkenswert dabei: Der «jüngste» FE-Sieger di Grassi ist auch der erste der FE-Geschichte, nachdem er vor acht Jahren das Eröffnungsrennen in Peking gewinnen konnte. Und der Ex-F1-Pilot, der auch Langstreckenspezialist wurde, hält nun in acht Jahren in der Elektroserie nicht nur bei 13 Siegen (Nummer eins gleichauf mit Sébastien Buemi), sondern auch bei 994 Punkten – womit der Tausender in Seoul voll werden soll. Nach einer Strafversetzung im ersten Londoner E-Prix in die letzte Reihe stürmte der Brasilianer, der zwei Tage vor dem 15. und vorletzten Saisonlauf 38 Jahre alt wird, noch auf Rang neun.

Im zweiten Lauf war er nach der zweiten Schleife durch die «Attack Mode» von Jake Dennis nicht mehr gefährdet und ließ die Teamchefs Susie Wolff und Jérome d’Ambrosio kurz einmal die entgangene Titelchance des dreifachen Saisonsiegers Edo Mortara vergessen, für den London ein Desaster (null Punkte) wurde.

«Acht Jahre nach dem ersten Sieg und fünf Jahre nach dem Titel wieder zu gewinnen, ist gewaltig. Wie doch die Zeit vergeht…», bekannte di Grassi. Mortara ist aber als Dritter mit 41 Punkten Rückstand auf Vandoorne theoretisch noch immer im WM-Rennen.

Vandoorne nannte das Wochenende einen «erstaunlichen Ritt» und ein «großes Comeback». Doch er will nicht vom WM-Titel reden: «Wir werden auf dem Boden bleiben, auch wenn die Führung komfortabel aussieht. Mitch (Evans) hat in Rom gezeigt, dass er zwei Mal in Folge gewinnen kann. Also nehmen wir nichts als gegeben an.»

Mit Jake Dennis – der 2019 DTM-Teamkollege bei R-Motorsport von Ferdinand Habsburg (in den Aston Martin Vantage) war und noch immer Entwicklungsarbeit für Red Bull Racing macht – erfreute einer der Lokalmatadore die britischen Fans, doch der Mitfavorit Mitch Evans und seine Jaguar-Mannschaft hatten sich vom Heimspiel zweifellos mehr erwartet.

Weil der Neuseeländer in beiden Qualifyings nicht ins Play-off kam und aus dem hinteren Mittelfeld starten musste, war Aufholen angesagt. Was dem 28-Jährigen am Samstag mit dem Vormarsch von Platz 14 auf fünf eindrucksvoll gelang, doch Sonntag musste er – schon auf Rang vier mit Chance aufs Podium fahrend – drei Minuten vor Rennende seinen Elektroboliden abstellen. «Zwei Runden davor bemerkte ich ungewöhnliche Veränderungen beim Bremsen, die ich nie zuvor erlebte. Wir versuchten, Einstellungen zu ändern, aber wenig später ging gar nichts mehr und mein Rennen war vorbei, auch wenn ich es noch in die Box schaffte.»

Und vor dem WM-Finale ist Evans, der sich in London dennoch vom dritten auf den zweiten Tabellenrang verbesserte, ganz Realist: «Mathematisch ist noch etwas möglich, und ich werde auch nicht aufgeben. Aber meine Chancen stehen nicht wirklich gut.»

Bescheiden war die Ausbeute in London für Porsche und Nissan. Pascal Wehrlein wurde zwei Mal Zehnter, während Porsche-Kollege André Lotterer ohne Zähler (zwei Mal Zwölfter) blieb. Bei Nissan verbuchte Max Günther als Achter im ersten Rennen sein bestes Saisonergebnis und seit er für den japanischen Hersteller fährt, musste sich aber im zweiten Lauf mit Platz 15 abfinden.

Kollege Buemi kam nach Platz elf (Samstag) im zweiten E-Prix noch als Sechster ins Ziel. Und dass man sich auch über einen neunten Platzu freuen kann, erlebte Sergio Sette Cámara: Der Ex-Red-Bull-Junior holte Sonntag die ersten Saisonpunkte für Dragon Penske.


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